Es weihnachtet sehr im neuen Kölner "Tatort". Da brennt schon die vierte Kerze im Kranz, die Kripo bereitet das Kollegenwichteln vor, und der Duracell-Weihnachtsmann lässt wild die Hula-Hoop-Reifen kreisen. Nur der Paketbote Milan Strasser (Dennis Svensson), der bei Regen treppauf, treppab hetzt, wirkt schwer genervt. Das Santa-Claus-Kostüm, das er beim Ausliefern tragen soll, hat er längst ausgezogen. Ein paar Minuten später ist er tot, nach heftigem Kampf in seinem Lieferwagen erstochen von einem Weihnachtsmann mit Strickmaske.
"Dann fahnden die Kollegen mal nach einem Typen mit neun Rentieren", witzelt das bewährte Duo Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) in der Folge "Des anderen Last" (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr). Doch nach einer halben Stunde lacht keiner mehr. Die Spurenlage ist eindeutig: Einer von Milans Kollegen muss der Täter sein. Der Krimi führt in ein tristes Milieu, in dem der Stress mörderisch, der Konkurrenzkampf hart und die Bezahlung mies ist.
Die Ermittler lernen die abgebrühte Chefin des Kurierdienstes kennen, Sybille Jäger (Susanne Bredehöft). Ihren schnellsten Fahrer Boris (Nils Hohenhövel), der Milans bester Freund war und dessen Frau (Zoe Valks) samt Kleinkind etwas zu innig unterstützt. Den alten Fahrer Klaus (Hans-Martin Stier), der kürzlich selbst Opfer eines Überfalls wurde. Hier hat jeder Angst um seinen Job, alle halten sich bedeckt.
Verdeckte Ermittlerin
Weshalb Ballauf und Schenk ihre Kollegin Natalie Förster (Tinka Fürst) als neue Fahrerin einschleusen. Sie freundet sich mit ihrer brummigen Einweiserin Jenny (Paula Kober) an und findet nachts im Büro heraus, dass die Chefin und Boris ein krummes Geschäft am Laufen haben. Kurz darauf attackiert der Weihnachtsmann auch Boris...
Die Stärke dieses routiniert inszenierten "Tatorts" mit nur wenigen Actionszenen besteht darin, dass er den Blick auf jene Menschen lenkt, die sich im Advent besonders abgehängt, arm und einsam fühlen. Auf den Exfahrer, der nun auf der Straße lebt. Auf den alten Nachbarn, um den sich außer Jenny niemand kümmert. Und einige mehr. Dass da nicht jeder Glühwein guttut und der Running Gag von der weißen Weihnacht in Köln schal wirkt, passt ins Bild.