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Sebastian Bezzel über seine neue Rolle in der bayrischen Provinz und seine Kritik am „Tatort“ Vom Kommissar zum Dorfsheriff

Die Zuschauer kennen ihn vor allem als schnöseligen „Tatort“-Kommissar Kai Perlmann: Seit neun Jahren spielt Sebastian Bezzel den Assistenten der Konstanzer Ermittlerin Klara Blum (Eva Mattes). Jetzt wird der 42-Jährige selber Chefermittler.
05.12.2013, 00:00 Uhr
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Die Zuschauer kennen ihn vor allem als schnöseligen „Tatort“-Kommissar Kai Perlmann: Seit neun Jahren spielt Sebastian Bezzel den Assistenten der Konstanzer Ermittlerin Klara Blum (Eva Mattes). Jetzt wird der 42-Jährige selber Chefermittler. In den ARD-Verfilmungen der Regionalkrimis von Bestsellerautorin Rita Falk spielt Bezzel den bayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der mit seinem kiffenden Vater und der schwerhörigen Oma in einer schrägen Familien-WG auf dem platten Land lebt und regelmäßig verzwickte Mordfälle lösen muss. Zum Auftakt der neuen Filmreihe heute im Ersten um 20.15 Uhr geht es in der Krimikomödie „Dampfnudelblues“ um den rätselhaften Tod des örtlichen Schulrektors.

Herr Bezzel, in der neuen Krimireihe nach den Romanen von Rita Falk spielen Sie den Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Müssen Sie den Job als Ermittler im Konstanzer „Tatort“ dafür aufgeben?

Sebastian Bezzel: Nein, die beiden Ermittler sind so unterschiedliche Typen, dass sie sich nicht behindern. Das finde nicht nur ich, das findet auch die ARD. Gott sei Dank, denn ich mache den „Tatort“ sehr gerne, was stark an Eva Mattes als Kommissarin liegt, die eine liebe Freundin und tolle Kollegin ist. Mit den letzten Drehbüchern war ich persönlich nicht so glücklich, aber das schaut in Zukunft wieder anders aus.

Was hat Sie an den Geschichten gestört?

Ich finde, eine der Stärken des Bodensee-„Tatorts“ ist das Zusammenspiel von Eva und mir, aber das ist etwas auf der Strecke geblieben. Weil die Handlungsstränge so auseinander gingen, habe ich Eva kaum noch am Set gesehen, und ich freue mich, wenn wir wieder mehr gemeinsame Szenen haben.

Bestellerautorin Rita Falk sagte, dass Sie schon beim Schreiben der Eberhofer-Krimis Sie als Idealbesetzung im Sinn hatte. Dabei ist dieser Dorfsheriff doch ein ganz anderer Typ als der etwas schnöselige Konstanzer Kommissar Perlmann.

Den Perlmann mag die Rita Falk gar nicht so sehr, glaube ich. Aber ich habe ja viele bayerische Sachen gedreht, Kinofilme oder die Serie „Franzi“, also Sachen, die ins Satirische, Schwärzere gehen. Das schaut Rita alles gerne, und deshalb hat sie mich wohl in der Figur des Dorfpolizisten Franz Eberhofer gesehen. Sie hat uns auch ab und zu am Set besucht, aber sie hat mir nie reingeredet und gar nicht den Druck aufgebaut von wegen: „Du bist meine Traumbesetzung, jetzt versau das nicht.“

Kannten Sie die Bestseller um den bayerischen Provinzermittler schon vorher?

Ich hatte vorher keinen der Krimis gelesen, und erst als ich mich auf die Rolle vorbereitet habe, wurde mir klar, dass die Bücher ja totaler Kult sind. Dann habe ich aber erst recht keinen der Romane gelesen, damit ich meinen eigenen Eberhofer entwickeln kann. Am letzten Drehtag von „Dampfnudelblues“ wurde ich von einem Fahrer des SWR abgeholt und zum Dreh des nächsten „Tatorts“ gefahren, da hab ich mir im Auto eine Flasche Bier aufgemacht und angefangen, den ersten Eberhofer-Krimi zu lesen. Inzwischen habe ich alle gelesen und finde sie toll.

Für eine Krimikomödie geht es in dem Film ja ganz schön deftig zur Sache. Rechnen Sie mit einem Proteststurm pikierter ARD-Zuschauer?

Das wäre doch keine schlechte PR, oder? Der Film hat definitiv viel schwarzen Humor und es sind ein paar harte Sachen dabei. Er ist auch nicht nur lustig, sondern hat einige traurige Geschichten um ein paar vereinsamte Figuren wie das Mordopfer mit seinen heimlich ausgelebten sexuellen Perversionen – und das wird mit einer gewissen Schonungslosigkeit erzählt.

Wie bewerten Sie die Flut der Regionalkrimis im Fernsehen, die ja öfter mal Kritikerschelte beziehen?

Ich finde es immer falsch, wenn man einen Regionalkrimi machen will und sich dann mal eben an ein paar Genreklischees abarbeitet. Hier der Misthaufen, da der lustige Biertrinker, fertig. Man braucht, wie bei jedem Film, ein gutes Drehbuch mit einer stimmigen Geschichte und guten Figuren, eine gute Regie – nur dann wird es auch ein guter Film.

Würden Sie sagen, dass das Landleben in „Dampfnudelblues“ realistisch rüberkommt?

Unbedingt. Wir haben in unserem Film ja auch diese ganzen Oberbayern-Klischees nicht, also den Gamsbart, die Berge, das resch gefüllte Dirndl, das gibt es in unserem Film alles nicht – der spielt ja aber auch in Niederbayern. Wobei ich sagen muss, dass natürlich nicht jedes Klischee vom Landleben unwahr ist, etwa das mit der Kneipe als einzigem Treffpunkt weit und breit. Aus meiner Zeit in Garmisch kenne ich schräge Typen, die würden bei „Dampfnudelblues“ gut in die Dorfwirtschaft passen.

Als Franz Eberhofer verputzen Sie im Büro täglich drei Leberkäswecken. Das ist aber nicht realistisch, oder?

Ganz klar, das ist literarische Überhöhung. In meiner Schulzeit und beim Zivildienst hab ich ab und zu drei Stück geschafft. Heute sind zwei das Maximum, wenn ich ganz großen Hunger habe.

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