Mehr als 18 Jahre Schreibarbeit und mehr als 2000 Seiten hat Reiner Stach gebraucht, um die mit Abstand umfassendste Biografie über Kafka zu verfassen. Der nun erschienene dritte Band schließt aber nicht mit den letzten Jahren des Dichters ab, sondern erzählt die Anfangsgeschichte. Unzugängliche Quellen haben Stach zu dem ungewöhnlichen Schritt veranlasst, über Kindheit, Jugend, Studium und erste Berufsjahre zuletzt zu schreiben. Auch wenn es der Biograf letztlich nicht vermocht hat, alle Quellen zu ergattern, gibt er doch einen umfangreichen Einblick in die Zeit, in der Kafkas Wunsch wuchs, Schriftsteller zu werden. Stach beschreibt leichtfüßig Kafkas ambivalentes Verhältnis zu seiner Arbeit bei einem Unfallversicherer – und seine Selbstwahrnehmung als Scheiternder. Vieles, was Kafkas späteres Werk prägte, scheint hier auf.
Lesenswert macht die Biografie auch, dass sie wissenschaftlich sauber gearbeitet ist, aber den Leser nicht mit unnötigen Verweisen und Anmerkungen überhäuft. Von einigen als Jahrhundert-Biografie tituliert, werden die drei Bände die öffentliche Wahrnehmung über Kafkas Leben noch für lange Zeit bestimmen. Arne Bode
Reiner Stach: Kafka. Die frühen Jahre.
S. Fischer, Frankfurt/Main. 608 Seiten, 34
Euro