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Wedeln mit dem Schwanz signalisiert nicht immer Freude / Auch Knurren kann vieles bedeuten Was die Körpersprache von Hunden verrät

Der Hund knurrt. Was aber steckt dahinter? Weil Menschen die Körpersprache der Tiere falsch deuten, kommt es häufig zu heiklen Situationen. Die Hundehalter sind besonders gefordert. Statt einzelne Signale zu deuten, müssen sie immer das ganze Tier im Blick behalten.
16.11.2013, 00:00 Uhr
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Von Brigitte Vordermayer

Der Hund knurrt. Was aber steckt dahinter? Weil Menschen die Körpersprache der Tiere falsch deuten, kommt es häufig zu heiklen Situationen. Die Hundehalter sind besonders gefordert. Statt einzelne Signale zu deuten, müssen sie immer das ganze Tier im Blick behalten.

Eben noch hat der Labrador entspannt sein Dummy durch die Luft geschleudert, doch plötzlich fixiert er den Hund gegenüber. Er macht sich groß, rümpft die Nase, stellt seinen Schwanz auf. Sein spielerisches Japsen verwandelt sich in ein tiefes Knurren. „Dass aus sozialem Spielen aggressiver Ernst wird, kann schnell gehen“, erklärt die Kieler Hundeverhaltensforscherin Dorit Feddersen-Petersen.

Obwohl die Tiere ein sehr fein differenziertes Ausdrucksverhalten entwickeln, mit dem sie ihre Stimmungen, Gefühle und Absichten zeigen, interpretieren Menschen es häufig falsch. „Menschen, die unsicher sind und sich um ihren Hund sorgen, neigen dazu, viel zu schnell in Begegnungen mit anderen Hunden einzugreifen“, sagt Dorit Feddersen-Petersen. Ihre Angst gehe auf die Tiere über und mache eine harmlose Kommunikation unnötig erregt.

„Das Fehlinterpretieren der Hundesprache ist eine der häufigsten Quellen für Unfälle“, erklärt die Verhaltensbiologin Ariane Ullrich, die dem Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater angehört. Ein typisches Beispiel sei das Wedeln mit dem Schwanz. Entgegen der allgemeinen Meinung sei es nicht automatisch ein Zeichen für Freude und Freundlichkeit. „Es bedeutet zuallererst einmal Aufregung“, sagt die Expertin. „Die kann sowohl positiv sein als auch Spannung ausdrücken.“

Auch Bellen oder Knurren können von der Aufforderung zum Spiel bis zur Warnung alles bedeuten. Um den Hund richtig zu verstehen, sollten sich Menschen daher nie auf einzelne Zeichen beschränken. „Es ist immer ein Bündel an Signalen, von der Nasen- bis zur Schwanzspitze“, sagt Dorit Feddersen-Petersen. Im Zusammenspiel von Körperspannung, Ohrenhaltung, Öffnung der Schnauze und Stellung der Rute finde sich die richtige Lesart. Je weiter nach vorn Körper, Ohren und Lefzen gerichtet seien, desto gefährlicher sei die Situation für das Gegenüber. Komme jetzt noch ein Knurren dazu, werde der Hund bald zur Abwehr schnappen. „Offene Aggression des Hundes zeigt sich durch eine erhobene, leicht pendelnde Rute. Die Ohren zeigen nach vorn, der Körper ist angespannt. Die Läufe sind durchgedrückt, der Blick fixiert das Gegenüber, die Zähne sind gebleckt, die Mundwinkel kurz“, sagt die Tierärztin Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Wolle ein Hund dem anderen nur imponieren, zeige er ganz ähnliche Signale. „Doch im Gegensatz zum offensiven Aggressionsverhalten geht der Blick dann am Gegenüber vorbei.“

Nicht nur aus Übermut oder Wachsamkeit kann Aggression werden. Auch wenn ein Hund scheinbar unterwürfig wirkt, kann sich daraus ein Angriff entwickeln. Nach hinten gelegte Ohren zusammen mit eingeknickten Hinterbeinen und einer Rute unter dem Bauch, meist mit weit nach hinten gezogenen Lefzen, zeigen Unsicherheit bis Panik. „In dieser Situation kann es zu einem Abwehrverhalten kommen“, erklärt Ariane Ullrich. Am ungefährlichsten ist ein Hund in Spiellaune. „Macht der Hund übertriebene Gesten, wedelt mit der Rute, hat große Augen, reißt das Maul auf und stellt den Vorderkörper tief, dann will er – zumindest für diesen Moment – wirklich nur spielen“, sagt Katrin Umlauf.

Selbst beim Spielen kann das Tier allerdings knurren oder unter Umständen auch schnappen. „Damit signalisiert ein Hund dem anderen, dass es ihm zu heftig wird“, erläutert Barbara Schöning, Tierärztin für Verhaltenskunde vom Verband für das Deutsche Hundewesen.

Im Prinzip sprechen alle Hunde, egal welcher Rasse, die gleiche Sprache. Eine Ausnahme bilden Variationen, die vom Körperbau des Tieres herrühren. So könne ein Hund mit Stummelschwanz nur wenig mit seiner Rute ausdrücken, ebenso wie ein Tier mit Ringelrute, die in Dauerimponierhaltung stehe, sagt Dorit Feddersen-Petersen. Pudel können aufgrund ihres Fells keine Haare aufstellen. Hinzu kommen unterschiedliche Charaktereigenschaften von Rassen. „Während Retriever ihre Freude deutlich und mit viel Körperkontakt ausdrücken, sind Windhunde eher ruhig und minimalistisch“, erklärt Ariane Ullrich.

Möglichkeiten, mehr Wissen über die Körpersprache von Hunden zu erwerben, bieten Haltern unter anderem Hundeschulen und spezielle Seminare. Dorit Feddersen-Petersen schlägt vor, den Hund beim Spiel oder beim Kräftemessen mit anderen Tieren zu filmen. „Zu Hause kann man dann die Einzelbilder der Auftritte genau ansehen. Sie werden staunen, wie nah Sie ihrem Hund dadurch kommen“, sagt die Kieler Verhaltensforscherin.

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