Hugh Glass ist so gut wie tot. Kopf und Hals sind nur noch von Hautfetzen bedeckt. Provisorische Stiche halten seine tiefen Wunden am Rücken zusammen. Seine langsamen und schweren Atemzüge gleichen einem Röcheln – das Resultat eines Kampfes mit einem Grizzly-Bären.
Es ist das Jahr 1823. Im nordamerikanischen Westen ist Hugh Glass mit einem Trupp auf der Suche nach Pelzen, als er der Bärin begegnet. Nun liegt er auf einer Lichtung am Ufer eines Flusses und stirbt. Zumindest denken das seine Begleiter, die ihm Hab und Gut, Gewehr und Messer abnehmen. Wehrlos überlassen sie den scheinbar Sterbenden seinem Schicksal und ziehen weiter. Es ist der Moment, an dem Hugh Glass beschließt, zu überleben, um sich rächen zu können. Dies ist die Vorgeschichte des schon 2002 in den USA erschienenen Romans „The Revenant“ von Michael Punke – und zugleich der schlichte Grund dafür, dass er in der deutschen Fassung „Der Totgeglaubte“ heißt. Denn tatsächlich lässt Punke seinen Helden langsam genesen. Im Stile eines frühneuzeitlichen MacGyvers kämpft Glass sich zurück ins Leben. Punke schickt Hugh Glass in einen furiosen Wettlauf – gegen den Vorsprung seines Trupps, gegen die drohende Kälte des kommenden Winters und gegen die Gefahren der Wildnis des weiten Westens der heutigen USA. Eine Geschichte, an der auch der mexikanische Regisseur Alejandro González Inárritu („Amores Perros“) Gefallen fand, und die er mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle kürzlich verfilmte. Besonders eindrücklich: Autor Michael Punke entfaltet seinen Roman auf Basis tatsächlicher Begebenheiten und schildert auf diese Weise eindrucksvoll, welche Werte das Zusammen- und Überleben in der Pionierzeit bestimmt haben.
Michael Punke: Der Totgeglaubte. Eine wahre Geschichte. A. d. Am. v. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Malik, Berlin/München. 320 Seiten, 20 .