Hagen. Kalt, nass und stürmisch war es – dennoch hielt das ungemütliche Wetter rund 100 Menschen nicht davon ab, als Zeichen gegen eine Bauschutt-Deponie in Driftsethe-Weißenberg zu einer Kundgebung der im Hagener Gemeinderat vertretenden Fraktionen und Bürgerinitiativen zusammen zu kommen. Seitdem die Zukunftspläne für eine fast ausgebeutete Sandgrube bekannt sind, gab es in den vergangenen Jahren viele Protest-Veranstaltungen, in der Politik und Bürger ausdrückten, dass sie keine Bauschutt-Deponie am Weißenberg möchten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch nicht an den Befürchtungen der Bürger, wenn man die Stimmen der Anwesenden hört. Sie sehen mit einer Deponie eine Zerstörung der Natur und Landschaft in einem Naherholungsgebiet und fürchten Lärm, Staub, Verkehr und auch, dass womöglich giftige Stoffe eingelagert werden könnten.
Der Grund für die jetzt kurzfristig angesetzte Kundgebung war die kürzlich durchgeführte Rodung von Büschen und Bäumen durch die Eigentümerin Firma Freimuth, Abbruch- und Recyclingunternehmen aus Bülkau, die die Deponie bauen und betreiben will (wir berichteten). Ein positiver Planfeststellungsbeschluss liegt der Firma seit September 2022 vor, also seit länger als einem Jahr. Im Planfeststellungsbeschluss wird sogar der sofortige Vollzug angeordnet. Gegen diesen Vermerk laufen allerdings mehrere Klagen beim niedersächsischen Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg, unter anderem auch von der Gemeinde Hagen. „In der Regel kommt es nach wenigen Wochen zu einem Eilverfahren, in dem das Gericht entscheidet, ob der sofortige Vollzug womöglich durch die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung ersetzt wird“, erklärt der erste Gemeinderat Martin Leidig auf Nachfrage. Bisher habe jedoch das Gericht nicht entschieden. In dieser Phase dürfe noch nicht mit den Arbeiten begonnen werden. Es wird erwartet, dass in diesem Quartal eine Gerichtsentscheidung getroffen werde.
Grubensohle statt Pflanzen
Von der Aussichtsplattform am Eingang des Freizeitgeländes „Schatzgrube“ aus können die Eingriffe in der Freimuth-Grube gut überblickt werden. Wo noch vor zwei Wochen das Grün der Pflanzen den Anblick bestimmte, ist jetzt die ockerfarbige Grubensohle freigelegt. Was für die Firma ein gewöhnlicher Vorgang für die Vorbereitung zum Bau der Deponie ist, sorgt bei den Gegnern der Deponie für Verdruss. In ihrer Kundgebung prangern die Rednerinnen der Bürgerinitiative M.U.T. (Mit us tosamen) Gitta Brede, Karla Mombeck und Emilia De Rosa die Missachtung der in einem Rechtsstaat gängigen Verfahrensschritte an. „Dieses Vakuum hat Freimuth schamlos ausgenutzt und den Wald vernichtet, in dem etliche Tierarten lebten, die auf der Roten Liste stehen“, sagte De Rosa.

Etwa 100 Deponie-Gegner kamen zur Kundgebung an der Sandgrube.
Naherholung und Natur gehe zusammen, Naherholung, Natur und eine Deponie aber nicht, ergänzte Brede. Während die Gemeinde ihre Pläne in einer ebenfalls ehemaligen und verfüllten Sandgrube, die direkt an das Freimuth-Gelände angrenzt, mit Volleyball- und Handballfeld, Schutzhütte und Reitparcours umgesetzt habe, versuche jetzt Freimuth für seine Pläne vollendete Tatsachen zu schaffen. Die Gemeinde habe den Vorgang über ihre Anwälte dem Gericht gemeldet und dieses habe die Firma Freimuth gebeten, die Arbeiten bis zur Gerichtsentscheidung einzustellen, was jedoch nicht geschah, schilderten Mombeck den weiteren Verlauf. Trotz dieser Bitte sei weitere zehn Tage mit Rodung, Schreddern und Abfuhr des Schreddergutes fortgefahren worden.
Brede freut sich, dass der Protest in die nachfolgende Generation weiter getragen wird. Ein Beispiel dafür sei ihre Tochter Emilia De Rosa. „Unsere Kinder sind über diesen 15-jährigen Dauerprotest erwachsen geworden. Sie waren notgedrungen von Anfang an dabei und machen heute mit aus Überzeugung.“ 2008 wurden die Pläne bekannt, die 2015 dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg zur Prüfung vorgelegt wurde. Nochmals sieben Jahre vergingen, bis die Landesbehörde den Planfeststellungsbeschluss bekannt gab.