Hagen. Die Mannschaft war schon abfahrbereit, doch ein Trio fehlte noch: Cheftrainer Tjark Seidenberg, sein "Co" Gunnar Schmidt und Betreuer Udo Waltemade taten sich schwer damit, den Absprung zu schaffen. Schließlich haben alle drei seit Jahren vielfältige und vor allem gute Beziehungen zu den Aktiven aufseiten Rot-Weiß Cuxhavens – und so konnten sie sich nicht so schnell loseisen. Zumal das Cuxland-Derby zwischen den Gastgebern und dem FC Hagen/Uthlede in der Fußball-Landesliga einiges an Gesprächsstoff geboten hatte. Aus Hagener Sicht war das Duell an der Kampfbahn vor allem eine Geschichte vom Teamgeist, vom Willen und von zwei Helden, die die Partie zugunsten der Blumenstraßen-Elf entschieden. Mit 3:1 setzte sich der FCHU am Freitagabend durch und bleibt damit fester Teil der Spitzengruppe.
Bevor er über seine Mannschaft sprechen wollte, musste Tjark Seidenberg erst einmal ein Lob in Richtung des Kontrahenten loswerden: "Cuxhaven war gut", sagte er. Die Gastgeber schafften es, die Gäste ein Stück weit zu überraschen. Denn die Rot-Weißen liefen die Hagener sehr früh und sehr entschlossen an. "Das hat uns nicht geschmeckt", sah Seidenberg, wie seine Mannschaft Probleme hatte. Und so passierte genau das, was die Gäste eigentlich hatten verhindern wollen. "Es wurde ein wildes Spiel", fasste es der Trainer zusammen. Eigentlich hatte sich seine Elf auf die Fahnen geschrieben, dominant aufzutreten, doch das unterbanden die Gastgeber. Sie fanden sofort in den Derbymodus. Das machte die Partie unberechenbarer – und für Hagen deutlich komplizierter. "Wir mussten uns abrackern", betonte Seidenberg. Doch das tat seine Mannschaft mit viel Leidenschaft und Zusammenhalt – und allen Personalproblemen zum Trotz. Um die angeschlagenen Timo Dressler und Finn-Niklas Klaus in der Startformation hatten sie ein 3-4-3-System aufgezogen, das die Stärken des Duos zur Geltung bringen, aber es auch entlasten sollte, so gut es eben ging gegen unangenehmen und äußerst motivierten Gegner.
Klaus' Geniestreiche und Rodes Rettungstaten
Doch die Gäste bissen auf die Zähne. Für Finn-Niklas Klaus galt das ganz besonders. Im Uphusen-Spiel hatte er sich einen Zeh gebrochen, das Derby aber wollte er sich nicht entgehen lassen – und stieg mit seinem Dreierpack zum Matchwinner auf. In der wilden Anfangsviertelstunde des zweiten Durchgangs war er zunächst per Freistoß erfolgreich (48.), ehe er mit einem Drehschuss, der sich über Rot-Weiß-Torwart Jonas Görse ins Eck senkte, nachlegte (54.). Auf Helgi Helgasons Anschlusstreffer (57.) gab er mit einem platzierten Schuss nach einem Doppelpass mit Jeremy Lehmkuhl die perfekte Antwort (59.). "Das ist einfach die Klasse eines Finn-Niklas Klaus. Ihm ist nicht alles gelungen, aber er schießt trotzdem drei sensationelle Tore", brachte es Seidenberg auf den Punkt.
Er wollte aber auch nicht verschweigen, dass ein zweiter Spieler seiner Elf sich im Derby besonders hervorgetan hatte: Torhüter Tom Petter Rode parierte mehrfach glänzend, unter anderem beim Stand von 1:0 gegen Gabriel Costa. Es brauchte in einer Elf, die sich im zweiten Durchgang in der Zweikampfführung deutlich steigerte, zwei herausragende Akteure, um das Derby für sich zu entscheiden. "Am Ende sind wir auf der letzten Rille gelaufen", stellte Seidenberg fest. Doch der Wille, bis an die Grenze zu gehen, wurde mit drei Punkten belohnt. Dass David Miller und Fabio Hausmann Kurz-Comebacks feierten, war eine weitere gute Botschaft aus Hagener Sicht.