Landkreis Diepholz. Seit 2009 sitzt Axel Knoerig für den Wahlkreis Diepholz-Nienburg I im Bundestag. Jedes Mal hat er das Direktmandat geholt, wenn auch zuletzt denkbar knapp. Wie für die gesamte CDU stehen nun auch für den 54-Jährigen viele Veränderungen an. Von seinem Auftrag ablenken lassen will er sich jedoch nicht: "Ich bin kürzlich zum Vorsitzenden der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt worden und werde meinen Schwerpunkt daher auf die Bereiche Arbeit, Soziales, Familie und Pflege setzen."
Dennoch gelte es auch, das Wahldebakel der Union aufzuarbeiten. "Gerade bei Rentnern und Arbeitnehmern, also Wählern der Mitte, haben wir verloren. Hier müssen wir in Zukunft mit unseren Inhalten ansetzen und wieder gute Familien- und Sozialpolitik machen." Zu Jüngeren fehle oft der kommunikative Zugang. "Wir haben zwölf Jahre in einer Großen Koalition regiert. Dabei hat es Abreibungsverluste nach rechts und nach links gegeben."
Bei einer möglichen Ampelkoalition fehlen Knoerig "familienfreundliche Wohneigentumskonzepte wie das Baukindergeld oder der genossenschaftliche Wohnungsbau". Junge Familien bräuchten Unterstützung beim Erwerb von Wohneigentum. Auch die Veränderungen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland betreffen, würden nur sehr spärlich behandelt. "Es gibt keine industriepolitischen Ideen, die darlegen, wie wir vor Ort gute und sichere Arbeitsplätze schaffen."
Kein leichter Wechsel
In der neuen Legislaturperiode steht die CDU voraussichtlich an der Seitenlinie. Das macht Knoerig jedoch erst einmal wenig aus: "Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist inhaltlich immer noch stark besetzt, deshalb werden wir sowohl in der Regierung als auch in der Opposition bestens aufgestellt sein." Nach zwölf Jahren als Abgeordneter in einer Regierungskoalition falle ihm der Wechsel in die Opposition natürlich nicht leicht. Es gehe darum, die Basis wieder zu erreichen. "Wir müssen auch eine neue Form der Partizipation mit den Bürgern und bessere Mitmachkonzepte entwickeln. Das muss vor allem im vorpolitischen Raum, in den Vereinen, in den Kirchen und im Ehrenamt geschehen." Daher seien Mandatsträger gefragt, vor Ort Präsenz zu zeigen und sich einzubringen.
Der Blick geht also nach vorne. Daher mag Knoerig nicht spekulieren, ob Markus Söder der bessere Kanzlerkandidat gewesen wäre: "Die Wahl liegt hinter uns." Die Union zu einer Einheit zu machen, soll für Knoerig das Ziel sein. Es sei ihm ein Anliegen, den innerparteilichen Dialog zwischen den sozialen Gruppen zu fördern. "Wir müssen es schaffen, dass sich alle in der Union wiederfinden und wissen, dass ihre Anliegen Gehör finden."
Im CDU-Kreisverband Diepholz gelinge das schon ganz gut, unterschiedliche Interessen einzubinden, vor allem die Kreistagsfraktion habe viele jüngere Mitglieder und auch Frauen, die sich "an exponierter Stelle einbringen". Ob er 2025 noch einmal für das Direktmandat kandidiert, damit "beschäftige ich mich, wenn es so weit ist". Vier Jahre seien in der Politik eine lange Zeit.