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Wahlkreis Diepholz-Nienburg I Knoerig und Schierenbeck im Bundestag

Bei der Bundestagswahl hat Axel Knoerig (CDU) mit 33,76 Prozent der Stimmen knapp das Direktmandat für den Wahlkreis Diepholz-Nienburg I gewinnen können. Peggy Schierenbeck (SPD) zog über die Landesliste ein.
27.09.2021, 14:30 Uhr
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Von Claudia Ihmels Wolfgang Sembritzki Eike Wienbarg Esther Nöggerath

Landkreis Diepholz. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis Diepholz-Nienburg I haben sich Axel Knoerig (CDU) und Peggy Schierenbeck (SPD) bei der Bundestagswahl geliefert. Beide Kandidaten folgten damit dem Bundestrend ihrer Parteien. Zwischenzeitlich trennte die beiden lediglich etwas mehr als ein Prozentpunkt. Sinnbildlich stand hierfür das Ergebnis in der Samtgemeinde Barnstorf. Hier wurde schnell ausgezählt, kurz nach 20 Uhr stand am Sonntag fest: Knoerig hatte die Nasenspitze vorn und holte 33,97 Prozent der Stimmen, Sozialdemokratin Peggy Schierenbeck lag um Haaresbreite mit 33,89 Prozent der Stimmen dahinter.

Knoerig, der seinen Sitz im Bundestag verteidigen konnte und zum vierten Mal in Folge ins Parlament einzieht, hat insgesamt 33,76 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis auf sich vereinigt und erlitt damit herbe Verluste im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren, als er mit 44,6 Prozent der Voten noch ein sehr klares Ergebnis einfuhr. Der 54-Jährige wollte auf mehrfache telefonische Nachfrage auch am Montag keine Stellungnahme zum Wahlausgang abgeben.

Besser als ihr Vorgänger schnitt dagegen Peggy Schierenbeck ab. 31,93 Prozent der Wähler wollten die Sozialdemokratin als Direktkandidatin für den Wahlkreis im Bundestag sehen. Zum Vergleich: Vor vier Jahren hatte SPD-Bewerber Tevfik Özkan 27,3 Prozent der Stimmen geholt. Für das Direktmandat hat es zwar nicht gereicht, allerdings zieht Schierenbeck über die Landesliste in den Bundestag ein. "Das ist natürlich sehr, sehr schön", freute sich Schierenbeck. Nachdem sie die Nacht von Sonntag auf Montag durchgeschlafen habe, war am Montagmorgen der "magische Moment" da: Über ihre Wahlkampfteam-Chatgruppe habe sie erfahren, dass sie es über die Liste nach Berlin geschafft hat. Am Montagvormittag erklärte sie, bereits auf dem Weg nach Berlin zu sein – die Weyherin möchte keine Zeit verlieren und sich direkt in der Hauptstadt einrichten.

Zufrieden mit ihren Ergebnissen zeigte sich auch Grünen-Kandidatin Sylvia Holste-Hagen, wenngleich sie sich insgesamt bei der Bundestagswahl mehr erhofft hatte. „Wir sind jetzt die drittstärkste Kraft, das ist schon sehr gut“, erklärte Holste-Hagen, die für den Wahlkreis 33 bei den Erststimmen 13,54 Prozent holte. Bei den Zweitstimmen konnten die Grünen 14,48 Prozent im Wahlkreis holen.

„Ich freue mich über meine Ergebnisse“, sagte Holste-Hagen und bedankte sich auch nochmal bei allen Wählern, die für sie votiert haben. Insgesamt habe sie dennoch mehr von der Wahl erwartet. „Knoerig stand für mich immer für eine rückwärtsgewandte Politik. Ich hatte eigentlich gedacht, dass jetzt ein Aufbruch kommt“, so Holste-Hagen. „Wir hatten gehofft, dass wir die Situation verändern können“, sagte sie auch mit Blick auf den Klimawandel und den Kohlekraft-Ausstieg. „Schade, dass das jetzt nicht so richtig vorangeht.“

Erfreut über den Ausgang der Wahl war auch Jan Andreas Hinderks, der für die FDP ins Rennen um das Direktmandat für den Wahlkreis Diepholz-Nienburg I gegangen ist. „Bei dieser Wahl hat es insgesamt sehr viel Bewegung rauf und runter gegeben“, hat er festgestellt. Dennoch überraschte ihn, dass Knoerig nur mit knappem Vorsprung vor Schierenbeck das Direktmandat gewinnen konnte. „In einem Wahlkreis wie Diepholz-Nienburg I, der schon immer recht schwarz geprägt war, hat mich das schon gewundert“, gab Hinderks zu.

Mit seinem persönlichen Ergebnis von 9,40 Prozent zeigte sich Hinderks aber sehr zufrieden. „Das sind circa 2,4 Prozent mehr als mein Vorgänger geholt hat“, sagte er. Auch die 12,08 Prozent, die die FDP bei den Zweitstimmen im Wahlkreis geholt hat, sah Hinderks als gutes Ergebnis. „Das ist für eine Partei wie die FDP schon recht ordentlich“, erklärte er. „Das liegt schon über unseren Erwartungen.“

„Das war zu erwarten, dass es niedriger wird“, sagte dagegen AfD-Kandidat Alfons Muhle zu seinem Ergebnis von 6,66 Prozent. Muhle bezweifelte, dass bei der Briefwahl alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Die „Corona-Blase“ sei extra wegen der Briefwahl so aufgeblasen worden, so Muhle. Auch im Wahlkampf sei die AfD im Landkreis Diepholz „mit allen Regeln der Kunst“ angegangen worden. Man habe sich aber nichts vorzuwerfen. „Ich habe getan, was ich konnte“, so Muhle, der auch den AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen für die Verluste seiner Partei verantwortlich machte. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, sagte der Diepholzer.

Jürgen Abelmann, der auch schon vor vier Jahren als Direktkandidat für Die Linke in den Bundestag wollte, war ein wenig enttäuscht von seinem Ergebnis. Von 5,28 Prozent im Jahr 2017 fiel er auf 2,77 Prozent bei dieser Wahl zurück. Zum Teil sei dieser Verlust der Corona-Pandemie geschuldet, vermutete er. „Wir konnten ja nichts machen“, sagte Abelmann. Zum anderen habe seine Partei auch auf Bundesebene „massiv verloren“. „Das ist sehr schade. Ich hoffe, dass die SPD und die Grünen mit den Linken etwas machen können. Alles andere wäre nicht akzeptabel“, so Abelmann. Über das Ergebnis für Axel Knoerig zeigte sich Abelmann nicht erfreut: „Herr Knoerig ist nicht der richtige Mann für Diepholz und Nienburg. Er ist in einigen Ansichten ein Dinosaurier“, so der Linke. Abelmann hätte es schon eher Peggy Schierenbeck gegönnt.

Detlev Pigors, Direktkandidat von Die Basis, wertete das bundesweite Wahlergebnis als „Desaster für den Bürger“. Der „kleine Bürger“ tue ihm leid. Man stehe im Moment bei einer „absoluten Klientelpolitik“. Mit seinem Ergebnis von 1,45 Prozent ist er jedoch zufrieden. Für eine recht junge Partei sei das „ein sehr schönes Ergebnis“, so Pigors.

Einzelbewerber Rüdiger Gums erreichte 726 Stimmen und damit 0,5 Prozent. „Ich finde mein Ergebnis lustig“, sagte er. Damit spielte er auf eines seiner Haupthemen an, das seiner Ansicht nach bei der Wahl keine Rolle spielte: die Situation in der Pflege. „Die Pflege ist totgeschwiegen worden, aber da brennt es“, befand Gums enttäuscht. Auch er zeigte sich mit dem Sieg Knoerigs nicht einverstanden. „Ich wäre mit jedem anderen zufrieden gewesen“, sagte Gums. Er wolle aber auch weiterhin seine politischen Ziele verfolgen. „Ich gebe nicht auf“, sagte der Brinkumer, der schon bei verschiedenen Wahlen antrat. Auch bei kommenden Wahlen wolle er wieder dabei sein. Dann aber mit einem größerem Team, so Gums.

Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Diepholz-Nienburg I lag bei 75,62 Prozent. Ein Prozent der Stimmen war ungültig.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 27. September, um 14.30 Uhr aktualisiert.)

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