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Öffentlicher Nahverkehr Wenn nachmittags kein Bus mehr fährt

Einen eng getakteten öffentlichen Nahverkehr wünschen sich viele Bürger in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. Besonders die Dörfer sind nachmittags schon abgehängt. Eine einfache Lösung gibt es jedoch nicht.
11.05.2023, 16:31 Uhr
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Wenn nachmittags kein Bus mehr fährt
Von Ivonne Wolfgramm

Bruchhausen-Vilsen. Wer am Wochenende abends von Asendorf aus ins Kino möchte, nach Hoya oder Syke, der hat im Idealfall ein Auto oder anderweitig Zugriff auf einen fahrbaren Untersatz. Denn: Mit Busverbindungen sieht es in der südlichsten Gemeinde innerhalb der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen am Abend und am Wochenende besonders schlecht aus. Doch nicht nur in Asendorf mangelt es an Busverbindungen innerhalb des Samtgemeindegebiets. Auch Martfeld, Schwarme und Teile des Fleckens Bruchhausen-Vilsen sind teilweise abgehängt.

Insgesamt zehn Buslinien betreiben die Verkehrsbetriebe Hoya, die durch die Samtgemeinde verkehren. Nur zwei davon, die Linien 150 (Hoya – Bruchhausen-Vilsen – Syke) und die Linie 165 (Schwarme – Martfeld – Bruchhausen-Vilsen) fahren an sieben Tagen die Woche, von den frühen Morgenstunden bis in den späten Abend hinein. Die anderen Buslinien hingegen, die unter anderem auch die kleineren, weit verteilten Ortschaften der Samtgemeinde verbinden, sind für den Schülertransport gedacht. Sie fahren morgens und am Nachmittag – sofern gerade keine Schulferien sind.

Dörfer oft abgehängt

Werden die letzten Abfahrtszeiten der Bushaltestellen wochentags einmal visualisiert, zeigt sich: Besonders in den Randgebieten des Fleckens Bruchhausen-Vilsen – also Weseloh, Engeln und Scholen – fährt der letzte Bus bereits vor 16 Uhr. Noch früher sind die letzten Abfahrtszeiten in der Gemeinde Schwarme. Viele Haltestellen werden hier schon nach 14 Uhr für den Rest des Tages nicht mehr angefahren. Etwas mehr Freiheiten stellen sich für Asendorf dar, viele Haltestellen werden dort noch bis 17 Uhr bedient. Wohl dem, der den ÖPNV in Martfeld oder im Herzen Bruchhausen-Vilsen nutzen möchte: Bis 19 Uhr verkehren die Busse noch in Martfeld und die Haltestellen der Linie 150 in Bruchhausen-Vilsen werden stellenweise sogar noch bis Mitternacht angefahren.

Eine flächendeckende Busanbindung ist nicht gegeben. Das Problem ist in der Samtgemeindeverwaltung sehr wohl bekannt, wie Christa Gluschak berichtet. Bei der Verwaltung sind sie und ihre Kollegin Jasmin Beuße für die regionale Entwicklung zuständig, in die auch der Bereich ÖPNV fällt. "Momentan ist der Nahverkehr einfach sehr schülerlastig", sagt Gluschak. "Wir suchen nach Alternativen, um auch den Bürgern etwas anbieten zu können."

Investition in die Landesbuslinie

In der Vergangenheit habe die Samtgemeinde schon einiges versucht, um ihren Einwohnern eine bessere Verkehrsanbindung bereitzustellen. Zum Beispiel in den Ausbau der Landesbuslinie 150. "Da haben wir viel Geld reingesteckt", sagt Gluschak und meint mit "wir" nicht nur die Samtgemeinde, sondern auch den Landkreis Diepholz, den Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen (VBN) und den Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN). Dadurch ist zwar der Flecken Bruchhausen-Vilsen relativ gut nach Syke und Hoya hin angebunden, doch die anderen Gemeinden haben weiterhin das Nachsehen. "Das ist ein großes Problem in so einer Flächengemeinde wie unserer", sagt Gluschak. Zubringerlinien zur 150 von und nach Martfeld und Schwarme habe es gegeben, doch sie wurden nicht gut angenommen und mussten deshalb wieder eingestellt werden. Nicht unerheblich in dieser Debatte sei auch die Frage nach den Kosten: ÖPNV ist teuer.

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Allerdings können Buslinien nicht einfach so "aus dem Boden gestampft" werden. Hinter der Einrichtung von Linien steckt ein aufwendiges Prozedere. Jede neue Haltestelle müsse laut Gluschak der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen gemeldet werden. Die Personenbeförderung muss ausgeschrieben werden, Verkehrsunternehmen können sich dann darauf bewerben. In der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen haben die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) die Konzession.

Verschiedene Lösungsansätze

Zubringerbuslinien waren nicht das einzige Nahverkehrsangebot. So gibt es beispielsweise im Flecken das Bruvi-Mobil. Bürger können dieses Mobil wochentags anrufen, wenn sie innerhalb des Fleckens von A nach B transportiert werden möchten. Die Fahrten müssen bezahlt werden, doch seien diese günstiger als ein Taxi, wie Gluschak sagt. Für eine Strecke bis drei Kilometer werden fünf Euro fällig. Allerdings ist das Bruvi-Mobil nicht an Haltestellen gebunden. Derzeit sei die Samtgemeinde im Gespräch, das Bruvi-Mobil auf die ganze Samtgemeinde auszuweiten.

Seit Ende vergangenen Jahres können Führerscheinbesitzer in Bruchhausen-Vilsen auch auf ein Carsharing-Angebot zurückgreifen (wir berichteten). Ein solches Auto steht am Tourismusservice, das vom Autohaus Witschke in Kooperation mit Ford Carsharing und DB Flinkster zur Verfügung gestellt wird. "Mittlerweile läuft die Nutzung gut", weiß Jasmin Beuße zu berichten. Für die Zukunft sei sogar die Anschaffung von zusätzlichen Fahrzeugen in verschiedenen Größenklassen vorgesehen.

Vielerorts haben sich Bürgerbusse etabliert, nur in Bruchhausen-Vilsen bislang noch nicht. "Das muss von den Bürgern kommen", sagt Christa Gluschak. "Wir können bei der Realisierung nur unterstützen." Anstrengungen, einen Bürgerbus zu etablieren, gab es vor einigen Jahren bereits, sie sind allerdings im Sande verlaufen.

In Martfeld ist die Gemeinschaft der Selbstständigen (GDS) schon vor 20 Jahren in dieser Hinsicht aktiv geworden. Eine Handvoll ehrenamtlicher Fahrer fährt bei Bedarf die Martfelder Bürger aus allen Ortsteilen, die kein Auto haben oder nutzen können. So soll die Mobilität besonders der älteren oder behinderten Menschen sichergestellt werden. Der Bus kann für sämtliche Fahrten innerhalb der Gemeinde genutzt werden, ausgenommen sind Fahrten zum Arzt. Als "Bäderbus" fährt er Badegäste ins Martfelder Hallenbad, im Sommer ist das Schwarmer Freibad das Ziel.

Verwaltung will am Ball bleiben

Jedem Bürger der Samtgemeinde eine lückenlose Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu bieten – auch in den entlegeneren Dörfern – das werde kurzfristig nicht möglich sein, gestehen Christa Gluschak und Jasmin Beuße. "Wir sind uns der Problematik bewusst. Das Thema wird uns noch lange begleiten", sagt Gluschak. Sie und ihre Kollegin hoffen, dass sich in dieser Hinsicht baldmöglichst eine Verbesserung einstellt. Eine konkrete Prognose möchten sie zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht geben.

Zur Sache

Mobilität in Asendorf

Die Gemeinde Asendorf möchte die Problematik in Sachen öffentlicher Nahverkehr nun selbst in die Hand nehmen. In vielen Flächengemeinden gebe es bereits einen Bürger- oder Servicebus mit ehrenamtlichen Fahrern, sagt die Zukunftsvision Asendorf. Ein solches Angebot könnte daher Asendorfern nutzen, die kein eigenes Auto haben oder nutzen können. Kostenlos soll es zudem sein. Es werden nun Mitstreiter gesucht, die sich einbringen möchten – ob bei der Nutzung, Entwicklung oder Unterstützung. Interessierte können sich dafür per Mail bei der Zukunftsvision Asendorf unter Zukunftsvision.Asendorf@web.de melden oder bei Bürgermeister Gerd Brüning unter Telefon 0 42 53 / 18 50 (Anrufbeantworter) oder BM-Asendorf@t-online.de.

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