Bereits seit einiger Zeit wird an den unterschiedlichsten Stellen unter dem Stichwort „Künstliche Intelligenz“ (KI) über neue Softwareanwendungen berichtet. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich hierbei allerdings nicht um eine wirkliche „Intelligenz“ im menschenähnlichen Sinne, sondern um sogenannte „Deep-Learning-Algorithmen“. Das sind, vereinfacht gesagt, Methoden, mit denen eine Software anhand einer großen Menge von Daten und unter Einsatz von künstlichen neuronalen Netzen Muster und Zusammenhänge lernt. Dabei entstehen oftmals erstaunliche Resultate. Zu den bekanntesten Beispielen dürfte etwa „Deep Blue“ gehören, eine von IBM entwickelte Software, die im Jahr 1997 den Schachweltmeister Garri Kasparow mit einer Mischung aus klassischer Schachprogrammierung und maschinellem Lernen schlug. Noch beeindruckendere Fähigkeiten zeigte die KI „Alpha Go“ im Jahr 2016, als der damalige Weltmeister Lee Sedol in dem komplexen Spiel „Go“ der KI haushoch unterlag.
Seither hat sich viel getan. In der Medizin werden Radiologen mittlerweile häufig durch KI-basierte Anwendungen bei der Analyse von Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen unterstützt. Auch in der Finanzindustrie kommen KI-basierte Anwendungen zum Einsatz, Virenscanner und vergleichbare Schutzsoftware setzen auf eine KI-basierte Mustererkennung und autonomes Fahren wird in Zukunft vermutlich ebenfalls nicht ohne KI auskommen. Gleichwohl ist eine direkte Interaktion mit einer KI-basierten Software im Alltag bislang für die meisten noch wenig beeindruckend. Gängige Sprachassistenzsysteme wie Amazons Alexa oder Apples Siri setzen zwar auch auf neuronale Netze und maschinelles Lernen. Eine wirkliche Neuerung ist dies für die meisten aber vermutlich nicht mehr. Vielmehr fragt man sich manchmal, warum keine komplexere Unterhaltung mit den Assistenzsystemen möglich ist, die über das Einstellen eines Weckers oder Ablesen eines Wikipedia-Artikels hinausgeht, so zum Beispiel Rechercheaufträge mit Rückfragen zum präsentierten Ergebnis. Ist die KI-Technologie vielleicht doch noch nicht so weit?
Die Antwort ist: Doch, sie ist es! Und seit Kurzem können wir relativ beeindruckende KI-Anwendungen auch selbst ausprobieren. An dieser Stelle sollen zwei Beispiele genannt werden, die bereits jetzt einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und von jedermann auch ohne große technische Vorkenntnisse verwendet werden können.
Das erste Beispiel ist die KI-Anwendung „Midjourney“. Hierbei handelt es sich um eine KI zur Erzeugung von Bildern. Die Anwendung ist dabei so gut, dass sie in diesem Jahr einen Kunstwettbewerb der „Colorado State Fair“ in den USA gewann. Dies führte allerdings zu viel Kritik, da der einreichende Künstler vorab nicht offenbarte, dass das Werk nicht von ihm, sondern von einer KI geschaffen wurde. Mittlerweile ist die KI "Midjourney" noch mächtiger geworden und in Version vier verfügbar. Die KI selbst wird über einen Chatbot bedient, dem Szenarien beschrieben werden können und woraufhin die KI die hierzu passenden Bilder „erträumt“. Die Ergebnisse sind dabei so gut, dass sie sich kaum in Worte fassen lassen. Fast schon unterhaltsam wird es, wenn man der KI anstelle reiner Textbeschreibungen als Ausgangsmaterial sein eigenes Profilbild zur Verfügung stellt und dann beschreibt, wie dies verwandelt werden soll. Wer Midjourney ausprobieren möchte, kann sich unter https://midjourney.com/ anmelden und erhält 25 kostenlose Interaktionen mit der KI. Etwas kompliziert ist an dieser allerdings noch, dass sich die KI nur über einen Chatbot bedienen lässt, für den man ein Tool namens „Discord“ benötigt.
Mit noch weniger Aufwand lässt sich derzeit eine weitere, sehr funktionsreiche KI namens „GPT-3“ ausprobieren. Hierbei handelt sich um eine KI-basierte Anwendung zur natürlichen Sprachverarbeitung, die derzeit jede Unterhaltung, die man mit Alexa und Siri führen kann, bei Weitem in den Schatten stellt. Tatsächlich ist es bei manchen Konversationen schwierig, die Ausgabe von "GPT-3" von einer menschlichen Aussage zu unterscheiden. Wer es selbst einmal ausprobieren möchte, kann sich derzeit unter https://chat.openai.com/ kostenlos anmelden und die KI ausprobieren, wobei "GPT-3" auch Deutsch versteht.
Beim Verfassen dieser Datenkolumne über Künstliche Intelligenz darf natürlich auch ein Schlusswort nicht fehlen – dieses Mal haben wir aber die KI gebeten, selbst ein Schlusswort über sich zu schreiben, indem wir "GPT-3" dazu aufforderten, „ein Schlusswort für einen Artikel über KI in einer Zeitung mit nicht mehr als 50 Wörtern zu schreiben“: „Die Künstliche Intelligenz ist eine spannende Entwicklung und hat das Potenzial, unser Leben in vielen Bereichen zu verbessern. Es ist wichtig, ihre Fortschritte sorgfältig zu beobachten und zu steuern, um sicherzustellen, dass sie im Einklang mit unseren Werten und Bedürfnissen eingesetzt wird.“ An dieser Stelle passen vielleicht dann doch noch ein paar menschliche Worte zum Abschluss: Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Vorweihnachtszeit.