Bruchhausen-Vilsen. Das Projekt "Hinterm Horizont macht Schule" der Udo-Lindenberg-Stiftung geht in die nächste Runde. Mehr als 300 Schüler der Oberschule und des Gymnasiums Bruchhausen-Vilsen haben sich zusammengetan, um das Musical "Hinterm Horizont" von Udo Lindenberg auf die Beine zu stellen. Im vergangenen Jahr haben sie damit begonnen. Doch wo stehen sie nun?
Die ersten Szenen werden geprobt
Wer an diesem Tage das Forum des Schulzentrums betritt, sieht: Die Schüler üben fleißig ihre Texte. Die Regisseurin Elisabeth Engstler geht gemeinsam mit ihnen die Szene durch. Neben dem Coaching für das Schauspielern übt die Regisseurin auch die Phonetik, also die Lehre der Sprachlaute, mit manchen Schülern. "Es ist wichtig, dass alle die Aussprache ihrer Zeilen gut beherrschen. Ich helfe besonders den Kindern mit Migrationshintergrund bei ihrer Sprechweise", erklärt Elisabeth Engstler. Es stärke auch das Selbstbewusstsein der Schüler.
"Wir möchten vermitteln, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist. Es war für die Jugendlichen in der Deutschen Demokratischen Republik nicht möglich, zum Beispiel die Musik zu hören, die sie mögen oder ihre eigene Meinung frei zu sagen." Solche Einschränkungen des privaten Lebens seien heute undenkbar. Durch die Proben der Szenen entwickeln die Schüler eine neue Perspektive dazu. Das Musical handelt von einem Mädchen in der DDR, das sich in einen Jungen aus dem Westen verliebt. "Das komplette Musical wird von Schülern gemacht. Das heißt aber auch, dass sie viel dazu recherchieren, wie die Kleidung damals war oder welche Musik gehört wurde", erläutert der Musik-Coach Noah Fischer. Das verstärke auch das Verständnis für die deutsche Geschichte.
Songs werden geprobt
Die Stimmen werden aufgewärmt und die Lieder auswendig gelernt. Mit Noah Fischer üben die jungen Schauspieler ihren Gesang. "Die Schüler haben oft noch keine Erfahrung mit professioneller Musik und jetzt haben sie die Möglichkeit, in diese Welt hineinzuschnuppern", sagt der Musiker. "Auch wenn die Kinder später keine Musiker oder Schauspieler werden, lernen sie jetzt schon wichtige Eigenschaften wie das selbstsichere Auftreten." Sowas begleite die Schüler auch noch weiter ins Leben hinein. "Ich fand Musik immer toll und es ist auch ein Teil meines Lebens, also ist es echt cool diese Möglichkeit zu haben", verrät Anna Jäger. Dazu ergänzt ihre Mitschülerin Lisanne Meyer: "Es war früher mein Traum Schauspielerin zu werden, also ist es ganz besonders in diese Welt blicken zu können."

Die Schüler spielen die ganze Szene durch und werden von den Profis gecoacht.
Geprobt werden jene Lieder, die in den Szenen aufgeführt werden sollen, die Engstler gerade mit den Jugendlichen einstudiert. Noah Fischer sagt dazu: "Wir proben immer das Lied und die Szene zusammen, damit es einen Kontext dazu gibt und der Hintergrund der Szene auch immer im Blick bleibt. Anders würde es nur zu Verwirrung kommen." Bei den Proben generell stehe das Team noch am Anfang und es werde größtenteils chronologisch geübt. "Es handelt sich hierbei um eine Rahmengeschichte. Der Hauptcharakter Jessy wird von zwei unterschiedlichen Schauspielerinnen gespielt, denn sie erzählt in der Geschichte eine Geschichte", führt der Musik-Coach aus.
Hintergrundarbeiten fangen an
Im Bereich der Medienarbeit werden die ersten Aufgaben verteilt. Dau zählen Print, Audio und Video. Die Medien-AG kümmert sich um einen Podcast, filmt ein Making-Off, gestaltet das Programmheft und führt Recherchen sowie Interviews. Am Mittwoch hat der dritte Coach und Projektleiter, Arno Köster, der Gruppe die neue Radiostation gezeigt. Das System dazu konnte die Schule von dem alten Jugendradio Broksen bekommen. "Eines unserer Ziele ist es, am Ende ein Schulradio zu etablieren", erhofft sich der Projektleiter. Einen Podcast soll es auch in Zukunft geben, der einmal im Monat aufgezeichnet werden soll. Dazu zeigte Arno Köster den Mitgliedern der Medien-AG das Radiosystem und auch das Equipment, mit dem der Podcast aufgezeichnet wird.
"Momentan sind wir auch noch in den Anfängen und schauen, welche Schüler in welche Gruppe kommen", sagt Köster. Da würden besonders die jüngeren Kinder Begeisterung zeigen. Er fügt hinzu: "Für die Jüngeren ist es vielleicht etwas schwieriger, in dem Musical selber mitzuspielen. Aber sie sind in der Lage, im Hintergrund zu helfen, was sie auch bereitwillig machen." Ein kleiner Teil solcher Arbeiten ist auch schon ins Rollen gekommen. Es wurde bereits eine erste Kiste mit Requisiten erstellt. Die Schüler, die beim Bühnenbau mithelfen, haben die Aufgabe bekommen schon erste Sachen zu organisieren. "So wird es auch weiter gehen. Die Teilnehmer bekommen immer wieder Aufgaben mit Dingen, die sie schon erledigen können", erklärt Elisabeth Engstler das Vorgehen.
Der nächste Schritt des Projekts ist ein ganz besonderer – die Schüler fahren am 15. bis 17. Februar nach Finsterwalde, wo das Projekt ebenfalls läuft und die Jugendlichen sich das Stück anschauen dürfen. Dazu sagt Arno Köster: "Man sieht, wie aufgeregt die Kinder über den Ausflug und auch das Projekt sind. Hoffentlich bleibt der Enthusiasmus noch lange bestehen."