„Es ist einfach alles ganz toll und spannend“, befanden der zehnjährige Ennio und sein Vater aus Ostwestfalen. Daher waren sie gleich zweimal angereist zu den Tagen des Eisenbahnfreundes bei der Museumsbahn, nämlich für vergangenen Sonnabend und Sonntag. „Es gibt so viel zu sehen, und dann sind wir immer bei den Zügen mitgefahren, wo gerade Platz war.“ Da mussten sie zwischendrin schon gut hingucken, denn bei den meisten Zugzusammenstellungen waren die Personenwagen gut gefüllt. Auf dem Heiligenberg musste Ennios Papa mal zur Kamera greifen und den Sohnemann als Lokführer knipsen in einer Papp-Imitation der Lok Franzburg, Franzi genannt, mit Fensterlücke für die Kurzen. Der Schöpfer dieser Figur, Vereinsmitglied Wolfgang Gerwien, ist auch Macher der Franzi-Filme und -Bücher.
Ihre Begeisterung teilten die beiden Museumsbahnfans offensichtlich mit einer Vielzahl von Besuchern und mit den Eisenbahnern: den Aktiven vom Deutschen Eisenbahn-Verein, den Gästen anderer Museumsbahn-Vereine und denen, die verschiedene Modellbahnanlagen aufgebaut hatten, sowie den Treckerfreunden aus der Wesermarsch.
Unterwegs mit dem Cabriowagen
Allenthalben gab es großes Lob für diese gelungene Veranstaltung, denn für alle Freunde von historischen Dampf- und Dieselloks war etwas dabei, für Fotoamateure und Fans von musealer Geschichte, für Kleinbahnfanatiker und Modellbauer ebenso wie für diejenigen, die lieber das echte handfeste Material dazu erklettern und erleben. Sogar drei eiserne schnaufende Ladys, nämlich die Spreewald, die Lok 3 (früher Plettenberg) und – ganz frisch renoviert – die Hoya.
Sicherlich lag das neben dem vollen, abwechslungsreichen Programm auch am passenden Sommerwetter. Das lud ein zu den Fahrten auf dem Cabriowagen, wo sich den Fahrgästen beste Rundumblicke boten. Verschnaufen konnten die Besucher zwischen den Ereignissen auch, so etwa an der großen Halle des Bahnhofs in Broksen eine Portion Pommes genießen: „Die gingen die ganze Zeit von morgens bis abends beide Tage weg wie nichts“, wusste das Küchenteam. Auf dem Heiligenberg tankten Interessierte Kaffee oder ein Kaltgetränk zwischen den Korbsignalen. Dass sie dabei in den Vorzug eines kleinen Vortrags von Rolf Gerdes zu diesen Signalen (wir berichteten) kommen konnten, war allen sehr recht.

Wolfgang Gerwien ist nicht nur Modellbahner. Er hat auch die Lok Franzi ”erfunden”.
Oder sie schauten sich um im großen Schuppen dahinter, wo die Eisenbahnfreunde Kölln-Reisiek eine Modellbahnanlage Spur 0 mit rund 40 Metern Länge und fünf Metern Breite aufgebaut hatten. „Das ist hier mal was anderes als bei anderen solchen Veranstaltungen. Denn hier strömt ja zum Glück immer mal echter Dampf herein und sorgt für eine klasse Atmosphäre“, so einer der Modellbahner. Denn draußen auf der Schmalspur verkehrte währenddessen eine Vielzahl von unterschiedlichen Zugzusammenstellungen.
Besuch aus ganz Europa
„Wir wollen ja das damalige Güterverkehrssystem in voller Gänze darstellen“, sagte Zugbegleiter Axel Ebbeke. Unter anderem waren immer wieder auf den Güterwagen eine Feldbahnlok oder die diversen Hanomag-Traktoren der Treckerfreunde aus Berne aufgeladen. Acht verschiedene Modelle hatten die fünf Freunde mitgebracht, gebaut zwischen 1922 und 1972. So etwa der Lanz Mops von 1923. „Wir demonstrieren mit diesem Spiel, wie ein Bauer solche Trecker damals geordert haben könnte und sie nun in den Osten ausliefern lassen wollte“, schmunzelte Guido Tschigor, der im Gleisbau als Bahnmeister und als ÖBli (örtlicher Betriebsleiter Infrastruktur) beim Verein tätig ist.
Die aktiven "Muselbahner" boten ihren Gästen auch sonst das volle Programm: Fahrten mit verschiedenen Dampf- und Diesellokzügen, freie Rundgänge im Kleinbahnmuseum und sachkundige Erläuterungen zu allen denkbaren Facetten des Themas historische Eisenbahn. So auch einen Rollwagen, auf dem ein Normalspur-Anhänger auf der Schmalspur transportiert werden konnte. Das alles hatte den Sinn, dass vollgeladene Güterwagen, die auf der Normalspur ankamen, nicht mit viel Aufwand extra aus- und umgeladen werden mussten, um die Güter dann auf der Schmalspur nach Asendorf weiter zu transportieren.
Bei dieser weiten Vielfalt an Eindrücken ernteten die Eisenbahner reichlich Lob von allen Seiten; auch von Gästen aus Schweden, Großbritannien, Niederlande oder Österreich, konnte der Vereinsvorsitzende Wolf-Jobst Siedler zufrieden berichten.