Anlässlich des Gartenkultur-Musikfestivals bot sich am Sonnabendabend die Gelegenheit, das Konzert „Alles Klarinette oder was?“ zu besuchen. Wieder einmal stand hierfür die Scheune auf dem Eichenhof Zempel in Asendorf zur Verfügung. Aufgrund ihrer vorteilhaften Akustik konnte die Präsentation der Klarinettenquintette der beiden Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und Johannes Brahms (1833 –1897) ohne verstärkende Technik, also „unplugged“ erfolgen. Der Kultur- und Kunstverein Bruchhausen-Vilsen hatte die Veranstaltung im Vorfeld initiiert.
Die überaus virtuose Darbietung der beiden klassischen Werke war den Musikerinnen und Musikern des in Bremen angesiedelten Projektes „Von Wien bis Odessa“ zu verdanken. Die zahlreiche Zuhörerschaft ließ sich mit der Klarinette von Martin Kratzsch und den Streichinstrumenten von Viktória Réka Lélek und Cornelia Vogt (beide Violine), Joachim Brockes (Viola) und Konrad Seeliger (Violoncello) bezaubern. Wie sich schon zu Beginn des viersätzigen Mozart-Quintetts in A-Dur KV 581 herausstellte, wirkte die meisterhafte Umsetzung vor Ort sehr anmutig und eingängig. Die Leichtigkeit des ersten Satzes verwandelte sich im zweiten zu einer melancholischeren Wahrnehmung. Wobei der dennoch liebliche Charakter insgesamt besonders berührte.
Überzeugende und liebenswerte Interpretation
Im folgenden Menuett trat der traditionell-tänzerische Aspekt in den Vordergrund. Im Wechsel der weichen melancholischen Passagen zu den heiteren konnte sich ein friedlich-freudvolles inneres Empfinden ergeben, möglicherweise der Wunsch nach Frieden überhaupt. Zuletzt vermochten wohl die Variationen, wobei jedes Instrument anteilig solistisch zum Zuge kam, noch einmal die vorherigen Gefühle aufleben lassen.
Nach der Pause erfreute Brahms‘ romantisches Klarinettenquintett h-moll, op. 115 die Anwesenden. Vorausgehend erläuterte der Bremer Klarinettist, dass es hierin Elemente ungarischer Musik gebe, und erinnerte an die „Ungarischen Tänze“ des Komponisten. Auf die Zuhörerschaft wirkte wiederum vom ersten bis zum vierten Satz die instrumentale Interpretation überzeugend und sehr liebenswert. Schon zu Beginn wurde das erfahrbar, zum Beispiel infolge kleiner solistischer Parts von Klarinette, Viola und Cello, wonach die Violinen alsbald einstimmten.
Auch im weiteren Verlauf gaben sich die Künstler gegenseitig den nötigen Raum, wodurch sich die Harmonie auf die Zuhörenden übertrug. Zudem entfalteten seelenstreichelnde Töne ihren Zauber, der sich in entspannten Gesichtern widerspiegelte. Der Wechsel von anteilig expressiveren zu eher zärtlich-charmanten Passagen wirkte dem nicht entgegen. Vielleicht entstand sogar der Wunsch, die Musik möge sich auf diese Art unaufhörlich fortsetzen, um den positiven Effekt festzuhalten.
Publikum ist positiv gestimmt
Der anhaltende Applaus bescherte allen ein Lied als Zugabe, mit dem noch ein wenig Odessa ins Spiel kam. Das Ensemble überzeugte durch sein harmonisches Zusammenspiel und die vollkommene Interpretation der Gattung. Entsprechend positive Aussagen aus der Zuhörerschaft bestätigen diesen Eindruck. So gefiel dem Bramstedter Mario Mann insbesondere „die gelungene Abstimmung per Blickkontakt“. Guido Plata, aus Seckenhausen angereist, erfreute vor allem im zweiten Stück die Interpretation der Klarinette und wie sie sich in das Streicherquartett einfügte. Anderweitig lobten Uwe Osmer und Brigitte Bartsch aus Bremen die vorteilhafte Gestaltung des gesamten Abends, inklusive Garten und des lukullischen Angebots vom Inner-Wheel-Club.
Übrigens, hinsichtlich der offerierten Werke ist ein sich ähnelnder Entstehungskontext bekannt. Wie Martin Kratzsch berichtete, entstanden sie in den jeweils letzten Lebensjahren der Komponisten. Mozart eignete dem ersten Klarinettisten im 18. Jahrhundert, Anton Stadler, mit dem er freundschaftlich verbunden war, insgesamt drei Musikstücke zu. Hierzu zählte das Klarinettenquintett von 1789, das zu dieser Zeit eine neue Gattung darstellte. Circa ein Jahrhundert danach ließ sich Brahms von der hervorragenden Klangqualität des Klarinettenspiels seines Freundes Richard Mühlfeld faszinieren. Obwohl er ihn erst nach seiner Schaffensphase in Weimar kennenlernte, erschuf Brahms für ihn das Quintett noch im Jahr 1891 und außerdem drei weitere Werke.