Landkreis Diepholz. Nachhaltig und aus der Region – damit wollen die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) Bassum und die Stadtwerke Huntetal punkten. Nachdem sie bereits 2018 mit ihrem Gemeinschaftsprojekt "Strom regional" gestartet sind, bieten sie nun auch ein komplett grünes Stromprodukt an. Aus der Region ist der Storm in dem Tarif bereits zuvor auch schon gekommen. Doch nun sichern die Projektpartner zu, dass er ausschließlich aus Wind und Photovoltaik generiert wird.
„Das ist zu 100 Prozent anerkennungsfähiger Grünstrom“, betont AWG-Geschäftsführer Andreas Nieweler. Zuvor wurden dafür auch andere, regionale Quellen genutzt: Die Biomasse verwende die AWG fortan für die eigenen Anlagen in Bassum und weil die aus dem Heizkraftwerk in Bremen-Blumenthal gewonnene Energie wegen anfallender Sekundärstoffe nicht vollständig als Grünstrom anerkannt sei, werde dieser nun anderweitig vermarktet.
Allzu kompliziert sei die Vorbereitung für dieses „Upgrade“, wie Nieweler die Umstellung nennt, nicht gewesen. „Wir haben das analysiert und dann war die Grundlage gegeben“, schildert er. Dann hätten nur die erzeugten Energiemengen neu sortiert werden müssen. Heraus kam: Auf diesem Wege könnten rund 7500 Haushalte im Landkreis Diepholz versorgt werden. Die Photovoltaik-Anlagen auf dem Bassumer Utkiek und den Wertstoffhöfen machen eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern aus und liefern bis zu 1000 Kilowatt Strom. Hinzu kommen 3,45 Megawatt aus der Windenergie-Anlage des Entsorgungszentrums in Bassum.
Aktuell lägen die Verträge für den Tarif noch im dreistelligen Bereich. „Wir hoffen, dass das jetzt einen Schub gibt“, merkt Nieweler an. Der Trend gehe in Richtung regionaler und nachhaltiger Stromprodukte, weiß Matthias Partetzke, Geschäftsführer der Stadtwerke Huntetal. „Auch der Mittelstand und Großunternehmen kalkulieren ihren ökologischen Fußabdruck mit ein“, sagt er. Die beiden kommunalen Betriebe hätten für diese Nachfrage nun das passende Angebot parat. „Wir sind vor Ort und transparent“, sagt er. Willkürliche Preiserhöhungen müssten Kunden nicht fürchten. „Wir haben auch keinen Wechselbonus, das ist ein klarer Tarif“, stellt Parteztke klar.
Über den Anbieter Avacon liegt der Brutto-Arbeitspreis bei 28,49 Cent pro Kilowattstunde. Bei Westnetz liegen die Gebühren bei 26,91 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommen die jährlichen Kosten für Grundpreis und Messstellenbetrieb. „Wir sind im vorderen Drittel, wenn wir das mit Normalprodukten vergleichen“, sieht der Stadtwerke-Geschäftsführer moderate Preise trotz der regionalen und regenerativen Quellen.
Umkreis von maximal 50 Kilometern
Aus der Region bedeutet in diesem Fall, dass der Strom aus einem Umkreis von maximal 50 Kilometern kommt. „Die Wertschöpfungskette bleibt komplett in der Region“, erläutert Partetzke. Der Gesetzgeber habe vor einigen Jahren die Grundlagen geschaffen, damit das nicht nur technisch, sondern auch bilanziell so umgesetzt werden könne. Der Strom wird also nicht mehr über eine Strombörse erworben. Für die Region sei das eine sinnvolle Sache. „Hier im Landkreis gibt es viele Möglichkeiten, regionale Energieanlagen zu nutzen“, sagt Matthias Partetzke weiter. Rund 1200 Stück gebe es im Versorgungsgebiet. Er halte es für denkbar, in fünf bis zehn Jahren komplett auf lokale Bezugsquellen zu setzen.
Damit handele es sich beim Regionalstrom um ein „exklusives Produkt“, beschreibt Bianca Lekon, Marketing-Leiterin bei den Stadtwerken Huntetal. „Wir können jetzt garantieren, dass es ökologisch ist“, sagt sie. Der Regionalstrom werde nun über Großflächenplakate, Homepage mit Tarifrechner, Flyer und die AWG-App vermarktet. Durch die Zertifizierung als Ökostrom sind auch selbstfinanzierte Ladesäulen für Elektroautos, sogenannte „Wallboxes“, förderungsfähig, erklären die Verantwortlichen. „Wir kümmern uns um die Beschaffung und Fördermittel“, sieht Partetzke einen weiteren Pluspunkt. Die Stadtwerke Huntetal übernähmen im Kundenauftrag außerdem auch den Stromanbieterwechsel.