Bassum. Mittlerweile ist es mehr als Jahr her, dass die rot-grüne Ratsgruppe einen Antrag für weniger versiegelte und mehr grüne Flächen gestellt hat. Was die beiden Parteien damit erreichen wollten, war, dass Bassum mehr und mehr zu einer Schwammstadt wird. Ein Konzept, das in immer mehr Städten angewendet wird – auch in Bremen (der WESER-KURIER berichtete).
Doch was ist eine Schwammstadt eigentlich? Im Prinzip heißt es, dass Regenwasser weniger abgeleitet und stattdessen im Stadtbereich gespeichert werden soll. Eine Stadt solle sich bei Regen vollsaugen wie ein Schwamm, um das gespeicherte Wasser bei Hitze und Trockenheit wieder abzugeben. Ulf Jacob vom „Bündnis für eine lebenswerte Stadt“ berichtete jüngst in einer Beiratssitzung in Bremen von verschiedenen Möglichkeiten: begrünte Dächer, Zisternen im Straßenraum oder Baumgruben – sogenannte Baumrigolen –, die mit einem speziellen Pflanzsubstrat gefüllt sind und über Regenrinnen mit Wasser versorgt werden.
Als höchste Priorität gelte beim Konzept Schwammstadt, Wasserabflüsse in die Kanalisation zu verringern. "Das gelingt am besten, wenn versiegelte Flächen minimiert werden, mehr Straßenbegleitgrün geschaffen wird und bessere Versickerungsmöglichkeiten im Straßenraum entstehen", erklärte Jacob in der Hansestadt.
So hatten es auch SPD und Grüne aus Bassum in ihrem Antrag geplant, der jedoch abgelehnt worden war. "Es kann doch nicht sein, dass ein begrünter Friedhof als Argument gegen weitere Grünzonen, andere Straßenbeläge oder Modellentwicklungen für Baugebiete dienen könnte", meinte Helma Schöpe (SPD) damals dazu. Im vergangenen Sommer flammte die Diskussion immer wieder auf: "Wenn wir an die Trockenheit über Monate denken, ist das Verhalten der Stadtratsmehrheit geradezu unverantwortlich", kam aus den immer noch fassungslosen Reihen der SPD.
Gewerbegebiet statt Schwammstadt
Die Sozialdemokraten kritisierten weiter, dass quasi im gleichen Zuge ein Gewerbegebiet mit etwa 100.000 Quadratmeter geplant wird. "Und das, obwohl nicht mal ein klarer Bedarf besteht", bezieht Bärbel Ehrich (SPD) Stellung. Die SPD werde weiterhin versuchen, dass sich Bassum in eine Schwammstadt oder zumindest in die Richtung entwickelt.
Auch die Bündnispartner werden sich weiter einsetzen. "Wir von den Grünen werden uns weiter für eine Schwammstadt Bassum engagieren, damit wir die Folgen der Klimakrise für Bassum verringern können, die Ressource Wasser schonen und erhalten und so für eine lebenswerte Stadt sorgen", erklärt Christiane Weitzel (Grüne). Aus ihrer Sicht gelte es, in Bassum weitere Versiegelung zu vermeiden und stattdessen, wo immer es möglich ist, zu entsiegeln. "Oder versickerungsfähige Pflastersteine, Rasengittersteine, Kleinsteinpflaster zu nutzen", ergänzt die Fraktionsvorsitzende.
Mit auf ihrer Seite ist auch Maria Babic (Linke): "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass Bassum zu einer solchen Stadt wird." Laut Babic dürfe nur ein gewisser Anteil einer Stadt versiegelt sein. "Wichtig ist es, bei diesem Thema Anreize für die Bewohner und Eigentümer zu schaffen", sagt sie. Das könnten zum Beispiel geringere Abwasserkosten sein, je mehr unversiegelte Fläche auf dem Grundstück ist. "Das ginge auch in die andere Richtung, mit zusätzlichen Kosten für versiegelte Flächen beziehungsweise einer Gebühr pro versiegelten Quadratmetern", so Babic.
Die Vorteile einer Schwammstadt sind für die Grünen und die anderen Befürworter eindeutig: Das Risiko von Extremereignissen wird reduziert. „Wir haben in den letzten Sommern gemerkt, dass wir aktiv werden müssen, weil es so heiß war. Man kam nicht ohne Hitzschlag vom Parkplatz vor dem Modehaus Maas ins Rathaus", sagte Weitzel bei einer Diskussion im vergangenen November zum Thema "mehr Grün" in der Innenstadt – ein Schritt in Richtung Schwammstadt.
Mehrheit weiter dagegen
Doch auch eine Begrünung lehnten die anderen Parteien und somit die Mehrheit im Rat ab. Jürgen Falck (Bürger-Block) war der damalige Antrag nicht präzise genug formuliert. „Wird dann jeder Hausbesitzer verpflichtet, für mehr Grün zu sorgen? Oder gilt das nur für städtische Flächen?", fragte er damals und verwies auf die bereits vorhandenen Grünflächen Stiftspark, Naturbad und Freudenberggelände. Ebenso Dörte Binder (CDU) und Julian Zurmühlen (CDU): „Wo sollen solch begrünte Flächen denn hin?“ Und das, obwohl bereits im November 2022 Martin Kreienhop von der Stadtverwaltung warnte: „Wir beobachten eine große Versiegelung in den Neubaugebieten, und es fehlen uns die Ressourcen, das zu bekämpfen.“
Doch die Parteien bleiben bei ihrer Haltung. Fraktionsvorsitzender des Bürger-Blocks, Hermuth Straßburg, meint: "Sicher gibt es einen Vorteil, bei einem hohen Grad der Versiegelung das Niederschlagswasser in Stadtgebieten zu speichern und teilweise zur Verbesserung des Stadtklimas verdunsten zu lassen." Das sei der Ansatz in Städten wie Kopenhagen, Wien, Hamburg oder Berlin. "Dort können häufig auch große Niederschlagsmengen nicht kontrolliert abgeführt werden. Bassum spielt da aber in einer anderen Liga", sagt er. Der Bürger-Block sehe die Notwendigkeit "aufgrund der doch sehr lückenhaften Bebauung" nicht. Weiter verweist er auf die vielen bereits vorhandenen Grünflächen. Ganz verschließen will sich die Wählergemeinschaft nicht, es müsse aber zu Bassum passen.
Die CDU um Hans-Hagen Böhringer sieht Bassum nicht als Betonwüste und somit keinen akuten Handlungsbedarf. Böhringer sagt aber auch: "Der Schutz vor Extremwetterlagen wie Trockenheit und Hochwasser im gesamten Stadtgebiet, einschließlich Umland, steht als eine der größten Aufgaben an." Bei der Lösung der Christdemokraten gehe es vor allem um langsames Versickern von Regenwasser in Regenrückhaltebecken, Gräben oder Grünflächen und Aufforstung. Dennoch positionierte sich die CDU bisher klar gegen Bassum als saugstarke Schwammstadt.