Die Bänke vor der Konzertmuschel an der Bassumer Freudenburg sind frisch geölt, unter ihnen ist kein Unkraut zu sehen und auch von Zigarettenstummeln und den bunten Papierschnipseln der Open-Air-Konzerte fehlt jede Spur. Hinter der Heimatstube strahlt das Beet nur so vor bunten Blümchen. Die Hecken sind zurückgeschnitten und auch der Rasen ist gemäht. All das geschieht nicht wie durch Geisterhand.
Seit 15 Jahren engagieren sich rund 20 Männer ehrenamtlich in der Ü-60-Gruppe des Kultur- und Heimatvereins. Ein Mal im Monat treffen sie sich, um das Gelände rund um die Konzertmuschel und das Haupthaus zu pflegen. Obwohl ihr Altersdurchschnitt bei etwa 75 Jahren liegt, seien sie alle fit und voll Tatendrang, wie der Sprecher der Gruppe, Werner Nickisch, deutlich macht. Im vergangenen Jahr sei das älteste Mitglied mit stolzen 91 Jahren noch im Einsatz gewesen. Mittlerweile sei Nickisch mit seinen 84 Jahren der Älteste. Solange es der Körper mitmache, seien die Rentner jeden Monat vor Ort.
Ins Leben gerufen wurde die Gruppe von Helmut Behrens, der nach seiner zwölfjährigen Mitgliedschaft im Kultur- und Heimatverein nun noch als Ehrenvorstand tätig ist. Ursprünglich fand zwei Mal im Jahr eine Pflanzaktion statt, aus der später die Ü-60-Gruppe hervorging.
Wie an jedem ersten Mittwoch im Monat versammelt sich die Ü-60-Gruppe auch Anfang Juli auf dem Freudenburg-Gelände. Start ist um 8 Uhr morgens, was sich an diesem besonders heißen Tag gut anbietet. Doch die hohen Temperaturen schrecken kaum einen der Ehrenamtlichen ab. Ausgestattet mit Harken, Rechen, Schubkarren und guter Laune machen sich zwölf der fleißigen Helfer bei fast 30 Grad am Vormittag ans Werk.
Insbesondere im Bereich der Sitzbänke gibt es viel zu tun. "Sonst haben wir mit Unkraut zu kämpfen, das jetzt bei der Trockenheit aber weniger ein Problem ist. Jetzt sind es die bunten Schnipsel", sagt Peter Plaumann, während er mit einem großen Rasenrechen die Reste des Bassum-Open-Airs zusammenfegt, ehe ein weiterer Helfer sie in einer Schubkarre verschwinden lässt.
An sich bedeute die jährliche Konzertreihe nicht mehr Arbeit für die Männer, wie sie deutlich machen. "Wir sehen aber, dass das Gelände damit langsam überfordert ist. Man sieht, wie es leidet", meint Bodo Heuermann. Hinzu komme, dass die Gruppe seit etwa zwei Jahren keine frischen Blumen mehr in das Beet unmittelbar vor der Konzertmuschel pflanze, "weil das alles kaputt gemacht wird". Mittlerweile setze die Gruppe in diesem Bereich auf eine Dauerbepflanzung.
Dringend neue Mitglieder gesucht
Ein wenig weiter, direkt hinter der Terrasse der Heimatstube, kniet Bodo Heuermann gemeinsam mit Herbert Lehmkuhl im Beet. "Wir machen jetzt das Unkraut weg und entfernen auch die vertrockneten Blüten, damit es etwas anständiger aussieht." Zwei Mal im Jahr bepflanzen sie die Beete – im Herbst mit winterharten Pflanzen wie der Silberdistel und im Frühjahr mit bunten Blumen. Trotz der auch mal mühsam werdenden Arbeit stehe vor allem der Spaß im Vordergrund. "Wir müssen am Ende kein Ergebnis vorweisen. Was liegen bleibt, machen wir beim nächsten Mal."
Die weiteren Helfer kümmern sich unterdessen um die Pflege der Büsche und der Rasenflächen. Dazu erklärt Heuermann: "Wir arbeiten eng mit dem Bauhof zusammen. Die mähen im Grunde alles und wir kümmern uns dann um die Ecken und Ränder, die mit dem großen Rasenmäher schlecht zu erreichen sind." Jeder übernehme den Bereich, der ihm am besten liege. "Das ist Teamarbeit, das ist das Entscheidende." Gegen 11 Uhr heißt es dann: Schluss für heute. Kurz bevor sich die noch drückendere Mittagshitze ankündigt, werden alle Gartengeräte zurück in den Schuppen gebracht.
Zum Abschluss setzen sich die Helfer, aus denen längst gute Freude geworden sind, noch auf einen Plausch und kühle Getränke zusammen. "Dieses Miteinander ist das Wichtigste", betont Bodo Heuermann. Viele kämen allein dafür jeden Monat an die Freudenburg. "Die Arbeit ist eigentlich nur Nebensache", scherzt er. Mit einem Blick auf ein ernsteres Thema betonen die Mitglieder, dass sie händeringend nach weiteren Menschen suchen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten und Lust auf nette Gespräche haben. "Von der Stadt und den Bürgern wird unsere Arbeit schon anerkannt und das allein ist ein Ansporn", meint Heuermann. Er ist überzeugt: "Das hier ist schon was Besonderes, das muss einfach gepflegt werden."