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Geschäftsbericht Bassumer Kampagne am CSD

Lara Velthaus vermutet innerhalb der LGBTQ-Community mangelhaften Versicherungsschutz aus Angst vor Diskriminierung. Dem will sie entgegentreten - beim Christopher Street Day am 27. August in Bremen.
25.08.2022, 14:22 Uhr
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Von Janne Staron

Bassum. Toleranz und Akzeptanz sind wichtige soziale Werte, denen in der modernen Welt immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Viele junge Menschen setzen sich für diese ein. So auch die Versicherungsfachfrau Lara Velthaus. Sie ist bei der LVM-Agentur in Bassum angestellt und hat sich nun eine besondere Aktion einfallen lassen. Beim Christopher Street Day (CSD) in Bremen, einer Demonstration für die Rechte und Gleichberechtigung von queeren Menschen und Personen, die sie unterstützen, startet sie mit der Versicherungsagentur eine Kampagne. Der Begriff Queer bezeichnet sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Mit verschiedenen Geschenken und Flyern soll auf die Versicherungsagentur aufmerksam gemacht werden.

Doch durch welche Denkanstöße kam dieses Vorhaben zustande? Lara Velthaus möchte für ihre Community, also für queere Menschen, einen neuen Zugang zu wichtigen Absicherungen geben. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen aus der LGBTQ-Community (siehe Text unten) schlecht versichert sind, da sie Angst vor diskriminierenden Vorfällen haben“, überlegt die 28-Jährige. Weiter erläutert sie, dass dieser Sachverhalt an der konservativen und eher älter geprägten Versicherungsbranche liegen könnte. Dort müssen queere Menschen eher Angst vor Intoleranz oder auch Zurückweisung haben, denkt sie und befürchtet, dass sich die Versicherungsbranche seit Jahrzehnten zu wenig verändert hat. Doch sie findet, man sollte sich neuen Umständen anpassen und neue Möglichkeiten nutzen. „Das Gespräch lebt von Vertrauen. Die Menschen müssen sich wohl und aufgenommen fühlen“, stellt Velthaus fest.

Durch diese Feststellungen kam Lara Velthaus dann die Idee: Sie hätte die perfekten Voraussetzungen, um die ihr misslichen Umstände zu ändern und neue Umgangsweisen in die Branche zu bringen. Da sie selbst zur queeren Gemeinschaft gehört, möchte sie ihren Verbündeten eine Stimme geben und für sie da sein. Sie weiß, was es heißen kann, Diskriminierung zu erfahren und aufgrund der eigenen Lebensweise nicht ernst genommen zu werden.

Aufgewachsen ist Lara Velthaus im Emsland, einer konservativ-katholischen Region. Dort gab es für sie im jungen Alter keinerlei Vorbilder oder auch nur präsente Personen, die selbst der queeren Gemeinschaft angehörten. Ihr fehlte als junge Frau die Sichtbarkeit von verschiedenen Sexualitäten. Ihre Eltern machten sich immer für sie stark und erzogen sie zu einem selbstbewussten Auftreten. Doch der Prozess des Outings war ein langwieriger und schwerer Prozess. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das Akzeptieren meiner eigenen Sexualität leichter gefallen wäre, wenn Homosexualität in meinem Umfeld normalisierter gewesen wäre“, ist die 28-Jährige überzeugt.

Genau das, was ihr damals gefehlt hat, will Lara Velthaus heute für andere besser machen. Offen und transparent sein, ist ihr wichtig. Bei ihr sollen sich die Menschen sicher und geborgen fühlen.

Um ihr Vorhaben kund zu tun, ließ Lara Velthaus sich die Aktion auf dem Christopher Street Day in Bremen einfallen. Dort werden einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Versicherungsagentur vor Ort sein und an dem Vorhaben teilnehmen. Es werden Werbematerialien zugeschnitten auf die Besucher und Besucherinnen des CSD verteilt und Einblicke in die Versicherungsbranche gegeben. Ebenfalls wird dabei erklärt, warum ausreichender Versicherungsschutz so wichtig ist. „Mir ist es wichtig, dass ich beim Christopher Street Day selbst vor Ort bin, um Sichtbarkeit zu zeigen“, erklärt Velthaus. Bei der Veranstaltung am Sonnabend, 27. August, werden die Mitarbeitenden der Versicherungsagentur verschiedene kleine Geschenke und Flyer verteilen. Auf Letzteren wird ein QR-Code zu finden sein, der direkt auf ein Video auf Instagram verweist, in dem Lara Velthaus sich selbst und ihr gesamtes Vorhaben vorstellt.

„Ich möchte, dass meine Community Sicherheit hat“, stellt Velthaus klar. Außerdem ist ihr wichtig, dass das weite Spektrum der Sexualitäten endlich normalisiert wird. Denn nur so, erklärt sie, können sich queere Personen endlich angenommen fühlen.

Zur Sache

Wofür die Abkürzung LGBTQ steht

LGBTQ ist eine Abkürzung für die englischen Wörter lesbian, gay, bisexual, transgender und queer. Ins Deutsche übersetzt heißt das lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer. Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass die Bedeutungen von lesbisch, schwul und bisexuell allgemein bekannt sind. Das Wort "Transgender" indes möglicherweise noch nicht. Transgender bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität laut Internet-Lexikon Wikipedia "nicht oder nicht vollständig mit dem nach der Geburt anhand der äußeren Merkmale im Geburtenregister eingetragenen Geschlecht übereinstimmt". Gemeint seien aber auch Menschen, die eine binäre Geschlechtszuordnung ablehnen. Queer wurde früher im Sinne von "sonderbar, eigenartig, suspekt" verwendet, um Homosexuelle abzuwerten. Seit Mitte der 1990er-Jahre indes wird das Wort als ins Positive gewendete Selbstbezeichnung vor allem nicht heterosexueller Menschen gebraucht.

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