Was kann ein Mensch mit Down-Syndrom leisten? Kann ein Blinder ganz normal einem Beruf nachgehen? Ist Sprachbehinderung ein Grund, jemandem den Zugang zu einer Arbeitsstelle zu verweigern, für die er absolut qualifiziert ist? Nein, nein und nochmals nein.
Dennoch geschieht so etwas auch in der Bundesrepublik immer und immer wieder. Trotz der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die die Rechte von Menschen mit Behinderungen konkretisiert und ihre gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft sicherstellt. In Bassum wurde jetzt ein Schritt in diese Richtung gemacht: Der Ausschuss für Soziales und Familie empfahl in seiner Sitzung am Dienstagabend, 9. September, einen Inklusionsbeirat zu gründen. Und das einstimmig.
Mitglieder im Herbst 2024 gefunden
Ein Inklusionsbeirat ist – einfach dargestellt – ein Gremium, das sich um die Belange von Menschen mit Behinderungen kümmert. Dieser Beirat soll in Bassum "eigenständig arbeiten", wie es Erster Stadtrat Karsten Bödeker formulierte. Bei der Fahndung nach Personal auf dem Herbstmarkt habe man nach Leuten gesucht, die diesem Beirat Leben einhauchen sollen. Gefunden wurden Kerstin Meier, Mechthild Strake, Martin Zaleski, Norbert Lyko und Vitalij Sawizki. Wobei Zaleski und Sawizki selber mit Behinderungen leben, während es bei Meyer die Tochter ist, die mit dem Down-Syndrom zur Welt kam. Strake ist indes, so formuliert es Bödeker, "ein Urgestein der Inklusion". Und Lyko schließlich stellt sein Verwaltungswissen zur Verfügung und hilft bei der Organisation.
Die Entstehung des Inklusionsbeirats war eine schwere Geburt. Schon 2022 und 2023 war der Gedanke präsent. Aber erst im Herbst 2024 wurde mehr als ein Dutzend Personen, die regelmäßig mitarbeiten wollten, für dieses Gremium gefunden. Im ersten Halbjahr 2025 fanden die ersten beiden Zusammenkünfte statt. Aber: Auch der Rat der Stadt Bassum muss noch zustimmen. Das kann er in der Sitzung am Donnerstag, 25. September, tun. Die Gründung ist dann für den 1. Oktober geplant. "Das ist alles sehr langwierig", gibt Karsten Bödeker zu.
Aber wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben! "Wir wollten keine Symbolpolitik machen", erklärt Bödeker. "Uns war es wichtig, die Belange von Menschen mit Einschränkungen zu vertreten." Diese Belange, so der Erste Stadtrat, seien sehr unterschiedlich. Als Beispiel nannte er das Bassumer Rathaus, das mitnichten barrierefrei ist. "Das betrifft aber nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung, sondern auch Senioren mit einem Rollator oder Mütter mit einem Kinderwagen."
Auch Norbert Lyko freute sich, dass die Idee eines Inklusionsbeirats "nicht einfach so durchgewunken wurde". Der Beirat werde sich künftig an der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen orientieren. Lyko gibt aber auch zu, dass es besser wäre, "wir bräuchten gar keinen Beirat". Doch so weit sei die Menschheit noch nicht. "Und deshalb brauchen wir Gremien, die dafür sorgen, dass man sich besser um Menschen mit Beeinträchtigung kümmert." Dafür können sich laut Bödeker gar nicht genug Menschen einsetzen. Er fordert auf: "Kommt zu uns und macht mit!"