Marion Hübner ist mittendrin in ihrem Sportprogramm. Mit diesem sorgt sie für die Fitness der Beschäftigten bei den Delme-Werkstätten in Bassum. Heute steht Gymnastik an. Schnell zeigt sich: Die Teilnehmer sind höchst motiviert. Die Sportkraft macht Übungen vor, dann werden sie gemeinsam voller Elan wiederholt. Einmal pro Woche können die Beschäftigten mit Behinderung während der Arbeitszeit eine Stunde Sport machen. Circa 70 Prozent der Beschäftigten nehmen das Angebot in Anspruch.
„Derzeit ist das Angebot aufgrund der Corona-Pandemie auf Stuhl-Gymnastik und Wandern beschränkt“, erklärt Ute Stollreiter, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Zudem werde aktuell nur mit Zugehörigen einer Arbeitsgruppe Sport gemacht, führt sie aus. Auch Regeln wie das Abstandhalten gilt es umzusetzen. „Die Beschäftigten verhalten sich sehr vorbildlich“, lobt Stollreiter. Als die Trainingseinheit vorüber ist, sind die Beschäftigten ordentlich ausgepowert. Die Sportgeräte werden weggeräumt. Danach nimmt sich Hübner Zeit für ein Gespräch.

Mit Begeisterung und Energie sind die Beschäftigten dabei.
Seit fast 30 Jahren bietet sie nun bereits Sport für die Delme-Beschäftigten an. „Schon in der Schulzeit wusste ich, ich gehöre nichts ins Büro“, blickt die Sportkraft zurück. Durch „Recherchen“, wie sie sagt, wurde sie damals auf den Beruf der Gymnastiklehrerin aufmerksam. Es folgte eine entsprechende Ausbildung in der Nähe von Osnabrück. Währenddessen machte sie einen Zusatzschein in Motopädie, also in Richtung Behindertenarbeit. Auch Praktika absolvierte sie in dem Bereich.
Dreieinhalb arbeitete sie in einer Kurklinik. Daraufhin zog es sie zurück in ihre Heimat – in Richtung Syke. 1992 fing Hübner bei den Delme-Werkstätten an. Denkt sie an die drei Jahrzehnte zurück, fallen ihr zuerst die Worte „sehr abwechslungsreich“ ein. Schließlich ist das Bewegungsangebot vielschichtig. Es ist auf die Wünsche und Bedürfnisse der Beschäftigten abgestimmt. Heißt in Nicht-Corona-Zeiten: Es kann nach Interessen frei ein Kurs gewählt werden. „Schwimmen ist sehr beliebt“, weiß die 55-Jährige.
Auch sie selbst bleibt durch ihre Arbeit in Bewegung. „Im April bin ich 130 Kilometer für die Arbeit gelaufen“, erzählt Hübner von dem Ergebnis einer Schrittmesser-App. „Die Nähe zu den Menschen und das Gefühl zu haben, ein bisschen zu helfen“, schätze sie besonders an ihrer Tätigkeit. Denn das sportliche Bewegen sei für die Beschäftigten ein guter Ausgleich zur Arbeit, die meist im Sitzen erfolge. Ein weiterer Vorzug laut Hübner: Die Teilnehmer lernen verschiedene Sportarten kennen und üben diese dann vielleicht privat aus.

Alle zusammen: Das Miteinander steht im Mittelpunkt.
Auch den sozialen Bereich – „dass man mit anderen Menschen in Kontakt kommt“ – hält die erfahrene Sportkraft für sehr wertvoll beim Sportangebot. Die menschlichen Begegnungen gebe es sowohl auf externen Sportfesten als auch innerhalb der Werkstätten. Denn: „Wir machen Delme-intern kleine Wettbewerbe.“ Immerhin wird in allen 15 Delme-Werkstätten Sport getrieben. Bei den Wettkämpfen können die Sportler folglich andere Beschäftigte aus den weiteren Werkstätten in der Region kennenlernen.
In den wöchentlichen Sportgruppen nehmen Teilnehmer mit verschiedenen Behinderungen übergreifend teil. Wie gelingt es, jedem gerecht zu werden? „Indem man unterschiedliche Levels anbietet“, hebt Hübner hervor. „Es wird sich auch gegenseitig unterstützt und auf die anderen geachtet“, führt die 55-Jährige aus. In Sportvereinen hat sie ebenfalls bereits Angebote gemacht. Unterschiede in der Arbeit mit Menschen ohne oder mit Behinderung gebe es nicht. Marion Hübner macht deutlich: „Jeder hat irgendwo Einschränkungen und ein eigenes Leistungsvermögen.“