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Stuhrer Jazzfest Zwischen Scat und sakralen Klängen

Wenn sich Scat und sakrale Musik die Klinke in die Hand drücken, ist ganz klar wieder Jazzfest in Stuhr. Zum 22. Mal bewies die Veranstaltung, welche musikalische Bandbreite in dem Genre steckt.
08.05.2022, 16:41 Uhr
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Von Ilona Leberl

Stuhr. Zum 22. Mal kehrte das bekannte Jazzfestival in das Stuhrer Rathaus zurück – zur großen Freude der Gemeinde und natürlich der Musiker. Das gesamte Wochenende über gab es zahlreiche Konzerte, am Freitagabend traten dann zwei Gruppen vor rund 70 Gästen auf. Zunächst spielte das Trio um die bekannte Jazzsängerin Romy Camerun, dann das Quartett Blue Note Bach.

Der musikalische Leiter des Festivals, Jens Schöwing, freute sich in seiner Anmoderation, dass dieses Festival wieder stattfinden konnte. Im Publikum äußerte man sich sehr erwartungsvoll. "Wir sind gekommen, um schöne Musik und schönen Jazz zu hören", meinten etwa die Jazzfans Jörn Friedrichs und Trüs Bakker.

Mit freundlichem Applaus begrüßten die Zuschauer Romy Camerun und ihre Musiker Marcello Albrecht am E-Bass und Oliver Spanuth am Schlagzeug. Romy Camerun ist eine international bekannte Jazzsängerin und bietet ein Repertoire aus unterschiedlichen Richtungen. Sie steht in der Tradition des blues-beeinflussten Jazzgesangs. Ihr virtuoser, kreativer Scat-Gesang ermöglichte dem Trio beeindruckende Interpretationen. Scat kommt dabei aus dem Englischen und heißt so viel wie hasten, jagen. Für den Jazzgesang bedeutet das ein improvisiertes Singen von rhythmisch und melodisch aneinandergereihten Silbenfolgen ohne Wortbedeutung und ohne zusammenhängenden Sinn. Die Stimme wird als Instrument genutzt.

Der Zwischenapplaus bei einigen Soli sowohl des Gitarristen als auch des Schlagzeugers zeigte die Begeisterung des Publikums. Es entwickelte sich eine jazzige Atmosphäre im Saal. Im Publikum saßen vor allem Zuschauer, denen Jazz viel bedeutet. Claudia Delarosa ist selbst Jazzsängerin. "Es gibt zu wenig Sängerinnen, die Jazz singen können, dieses Trio ist eine Spitzenbesetzung", hatte sie schon vor dem Konzert gesagt.

Bei den vom Trio improvisierten Darbietungen der Titel „Four Women“, „You Don't Know What Love Is“ oder „Look At The Rainbow“ erlebt man dieses Gefühl von Jazz. Nach neun Titeln kam die vom Publikum geforderte Zugabe. Hier spürte man noch einmal deutlich das Aufeinander-Abgestimmtsein des Trios.

Nach der Pause ging es weiter mit Jens Schöwings Band Blue Note Bach, die bereits seit 2006 gemeinsam spielt. Es sind Jens Schöwing am Piano, Matthias Entrup am Vibrafon, Christian Frank am Kontrabass und Marc Prietzel am Schlagzeug. „Wir spielen einen modernen europäischen Jazz. Vor dem Hintergrund, dass Bach 30 Martin-Luther-Lieder vertont hat, stellt das für uns eine besondere Herausforderung dar.“ Schöwing, ein Kenner und Könner seines Metiers, nimmt gerade die Einfachheit und Strenge der Bachkompositionen mit ihren klaren Melodienlinien zur Erweiterung und Umdeutung seiner Musikstücke. Das neue Album heißt somit schlicht „Psalm“ und ist der Anlass, die Kompositionen im Verlauf des Abends vorzuspielen.

Dann ging das Feuerwerk der Jazzmusik los. Spielerische Leichtigkeit am Piano, ein mit dem Instrument nahezu verschmelzender Jens Schöwing, begleitet vom souveränen Bass von Christian Frank sowie dem gefühlvollen Schlagzeuger Marc Prietzel und einem virtuosen Matthias Entrup am Vibrafon. Das alles nahm das Publikum mit auf ein emotionales und schwungvolles musikalisches Erlebnis.

Was die vier Künstler dem Publikum mit ihren Improvisationen darboten, war individuell einzigartig und mit Tiefe und Verständnis zu ihrer Musik geprägt. Arrangierte Songs zu Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott" oder "Herr, steh uns bei“ waren mit dabei. Selbst verfremdete, wie aus dem Weltall kommende Tonfolgen vom Kontrabass oder am Piano hatten es in sich und erzeugten ein Gänsehautgefühl. Begeistert ging das Publikum mit. Das brillante Zusammenspiel des Ensembles überzeugte durch hohe Professionalität. Die Zuschauer kamen in den Genuss von Eigenkompositionen, die rhythmisch und gefühlvoll präsentiert wurden. Immer wieder gab es Zwischenapplaus, und Rufe der Begeisterung hallten durch den Rathaussaal.

Nach einer eindrucksvollen Zugabe der Band endete ein fantastischer Jazz-Abend. “Super, super – war nicht anders zu erwarten,“ resümierte schließlich nicht nur der Zuschauer Peter Hermann aus Syke.

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