Die Idee kam Hayo Wilken auf dem Hochsitz. "Hier war immer eine nasse Ecke", sagt er zu der Wiese am Bruchdamm in Heiligenrode. Und weil es in der Umgebung eher wenige Tümpel und Wasserstellen gibt, setzte sich der Jäger und Naturschützer dafür ein, dass eben auf dieser Wiese ein Feuchtbiotop entsteht. Vor allem dieses Engagement, aber auch weitere ehrenamtliche Tätigkeiten, haben Hayo Wilken vor Kurzem eine Auszeichnung mit dem Stuhrer Wolf beschert.
Wenn der 56-Jährige aktuell seinen Blick über den sogenannten Bingo-Teich schweifen lässt, ist er mehr als zufrieden. Aus der Idee auf dem Hochsitz ist in kurzer Zeit ein bereits gut bewachsenes Feuchtbiotop geworden, in dem sich schon einige Tiere angesiedelt haben. Vergangenen Sommer habe er schon die ersten Gänse, Frösche und Libellen gesichtet, obwohl es zu dem Zeitpunkt noch recht kahl gewesen sein. "Und jetzt haben hier schon Enten gebrütet und auch Blässhühner. Die Natur arbeitet schnell", freut sich Wilken.
Leiter des Hegerings
Das Interesse für die Jagd, für Natur, Umwelt und Tiere ist dem 56-Jährigen quasi in die Wiege gelegt worden. "Mein Vater war auch Jäger, ich bin schon mit elf mit auf die Jagd gegangen", erzählt er. Wilken selbst besitzt seit 1986 einen Jagdschein, seit 2007 gehört er der ehrenamtlichen Prüfungskommission des Landkreises Diepholz zum Erlangen des Jagdscheins an. In der Jägerschaft Syke leitet er seit vielen Jahren den Hegering Stuhr/Weyhe mit 186 Mitgliedern. "Jagd ist nicht nur losgehen und Beute machen, es gibt auch die Hege mit der Büchse", betont er und meint damit die Bekämpfung von Neozoen wie Waschbären und Nilgänsen – also nicht heimischen, invasiven Tierarten. Regelmäßig ist Hayo Wilken außerdem mit dem Twistringer Naturmobil unterwegs, um Kindern einen Einblick in die Natur und Tierwelt vor Ort zu geben.
In der Feuerwehr Heiligenrode ist er ebenfalls aktiv. "Seit ich zwölf war, ich war auch mal Gemeindejugendfeuerwehrwart", erzählt er. Später kamen dann 24 Jahre als stellvertretender Ortsbrandmeister in Heiligenrode dazu. Auch beim Heimatverein und bei den Sportfischern helfe er, wenn etwas anliegt, ergänzt Hayo Wilken, der sich selbst als Landmensch bezeichnet. "Das Engagement entwickelt sich mit dem Lebensalter", sagt der 56-Jährige, der nebenbei auch immer mal wieder verletzte Tiere wie einen Waldkauz oder ein Reh aufpäppelt. Seine Erfahrungen hätten sich einfach herumgesprochen, so würden sich die Leute bei ihm melden.
Geld von der Umweltstiftung
Das Feuchtbiotop ist nun sein jüngstes Projekt und auch zu einer Herzensangelegenheit für ihn geworden. Federführend habe er das Projekt betreut, dabei aber Hilfe von acht bis zehn Leuten gehabt, betont Wilken. Offiziell reichte er das Vorhaben als Projekt der Jägerschaft ein, 2020 lag die Genehmigung der Gemeinde vor, die auch das Grundstück zur Verfügung stellte. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung hat das Projekt mit rund 22.000 Euro gefördert, daher auch der Name Bingo-Teich.
Ende März 2022 starteten die Aushubarbeiten, die von der Heiligenroder Firma Hackfeld übernommen wurden. Viele Kubikmeter Boden wurden bewegt, um einen Wall am Geländerand sowie den neuen Teich entstehen zu lassen. Die Ehrenamtlichen um Hayo Wilken investierten rund 330 Arbeitsstunden, etwa für die Bepflanzung mit heimischen Gehölzen, das Einzäunen und zum Aufschütten eines Walls, damit die Tiere ungestört sind. Der Teich hat etwa einen Durchmesser von 50 bis 60 Metern, an der tiefsten Stelle misst er rund eineinhalb Meter. In der Mitte des Gewässers befindet sich eine Insel, die die gefiederten Bewohner des Biotops vor Feinden wie Fuchs oder Marder schützen soll. Insgesamt umfasst der neue Lebensraum einen halben Hektar.
Das Projekt passe auch zur Biotopentwicklung- und vernetzung im Landkreis Diepholz, so Hayo Wilken, der regelmäßig am Bingo-Teich vorbeischaut und sich jedes Mal freut, wie schnell sich die Natur den Bereich erobert hat. "Ich bin gewissermaßen auch stolz, dass es sich so entwickelt hat", sagt der Jäger.
Stolz ist er auch, für dieses Projekt und seine weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten nun den Stuhrer Wolf bekommen zu haben, auch wenn er gar nicht mit der Auszeichnung gerechnet hatte. Seine Söhne hätten zwar schon zu ihm gesagt, dass er sich mit dem Teich ein Denkmal gesetzt hätte, dass sein Ältester ihn für den Stuhrer Wolf vorgeschlagen hatte, wusste Wilken aber nicht. "Ich mache das ja nicht für einen Preis, ich wollte etwas Nachhaltiges schaffen", sagt er.
Eigentlich wollte er auch gar nicht zur Preisverleihung im Stuhrer Rathaus kommen. Dazu ist Wilken, der bei der Gemeinde im Fachbereich Ortsentwicklung und Bauen für die Bauunterhaltung im Hochbau zuständig ist, ohnehin immer eingeladen. "Wir hatten an dem Tag eine Familienfeier, aber dann hat mich der Chef (Bürgermeister Stephan Korte, Anm. d. Red.) auch noch aus dem Urlaub angerufen und um meine Teilnahme gebeten", verrät Hayo Wilken. Die Auszeichnung habe ihn "sehr bewegt". Auch weil vieles sonst als selbstverständlich angesehen werde. "Das Ehrenamt wird oft gar nicht gesehen", findet er. Dabei müsse man die ehrenamtliche Leistung mal in Geld umrechnen.
In Sachen Biotop hat der neue Stuhrer Wolf vor allem aber eine Bitte: Der Bingo-Teich soll kein Ausflugsziel und das Gelände nicht betreten werden. "Es soll ein Ruhebereich bleiben", sagt Hayo Wilken.