Stuhr-Varrel. Auf diversen Straßen in Varrel könnte es künftig nur noch langsamer für Autofahrer vorangehen. Im Rahmen seines Konzeptes zur Geschwindigkeitsreduzierung in der Gemeinde Stuhr hat die Verwaltung nun den Ortsteil Varrel genauer unter die Lupe genommen und am Dienstagabend den Mitgliedern des Ausschusses für Verkehr, Ordnung und Sicherheit die Ergebnisse vorgestellt. Neben einer möglichen Begrenzung auf 30 Stundenkilometer prüfte die Verwaltung dabei auch die Möglichkeiten zur Einrichtung von Fahrradstraßen. So soll insbesondere der Radverkehr noch weiter vorangebracht werden", erläuterte die zuständige Fachbereichsleiterin Michaela Schierenbeck.
Vier Straßen sollen demnach von Tempo 50 auf 30 reduziert und gleichzeitig zur Fahrradstraße werden: An der Bäke, Am Schnakenberg, Im Brink sowie die Wilshuser Straße. Darüber hinaus will die Gemeinde auch die bereits auf 30 Stundenkilometer beschränkten Straßen Am Großen Kamp sowie Am Wilshauser Moor zu Fahrradstraßen umwandeln. Für den Tempelweg empfiehlt die Gemeinde eine Geschwindigkeitsreduzierung innerorts und außerorts auf 30 Stundenkilometer, ebenso wie für die Meenheit. Die Straße Bei den Graftwiesen soll zur Tempo-30-Zone werden, ebenso wie die Schulstraße ab Ortseingangsschild bis zur Varreler Landstraße, um den Schulweg dort besser zu sichern. Zudem regt die Verwaltung dort den Umbau des Einmündungsbereichs vorbehaltlich der Zustimmung durch die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV) an: So könnte der Radverkehr als Mischverkehr mit auf der Fahrbahn fahren und der zu schmale Geh- und Radweg zum reinen Gehweg werden. Außerorts soll in der Schulstraße aber weiter Tempo 50 erlaubt sein.
Außerorts wären außerdem die Geschwindigkeitsreduzierungen vom Steller Weg und der Holländer Straße von derzeit 100 Stundenkilometer auf Tempo 50 denkbar. Der Alte Postweg soll derweil bis zur Ecke Holländer Straße Tempo-30-Zone werden. Außerdem könnte der Mühlenweg zur Fahrradstraße werden. Das gleiche Ziel hat die Verwaltung für 15 weitere Straßen innerhalb der Gemeindegrenzen, in denen die Geschwindigkeit bereits auf 30 Stundenkilometer begrenzt ist: Wilhelm-Busch-Straße, Ludwig-Bechstein-Weg, Johann-Eilers-Weg, Christian-Morgenstern-Weg, Christian-Andersen-Weg, Georg-Droste-Weg, Am Weißen Moor, Wilhelm-Hauff-Straße, Eduard-Mörike-Straße, Gebrüder-Grimm-Straße, Michael-Ende-Straße, Astrid-Lindgren-Straße, Hermann-Löns-Weg, August-Hinrichs-Weg und Hermann-Allmers-Weg.
"Es geht dabei vor allem um die Sicherheit für die Radfahrer", erklärte Schierenbeck. Für Ansässige würde sich durch die Umwandlung in eine Fahrradstraße derweil kaum etwas ändern. "Die Straßen werden grundsätzlich als Fahrradstraßen beschildert." Aber Anwohner, Gäste und auch Anlieger dürften weiterhin dort mit dem Auto durchfahren. "Man muss nur auf die Radfahrer besondere Rücksicht nehmen", so die Fachbereichsleiterin. So sei es in Fahrradstraßen etwa erlaubt, dass Radfahrer auch nebeneinander fahren. Autofahrer dürften derweil nicht überholen.
Unmut bei Anwohnern
Das sorgte insbesondere bei Anwohnern der Straße Am Schnakenberg für Unmut, die sich in der Einwohnerfragestunde zu Wort meldeten. "Wieso wird daraus keine Anliegerstraße? Das fänden wir viel angenehmer", monierte eine Anwohnerin. So würden durchfahrende Radler ja Vorrecht vor den Menschen erhalten, die dort wohnen. "Wenn die da in Zweier-Reihen fahren, tuckere ich die ganze Zeit hinterher und brauche viel länger, bis ich nach Hause komme." Ein weiterer Anwohner räumte ein, dass dort als landwirtschaftlicher Betrieb auch regelmäßig größere Fahrzeuge wie 40-Tonner fahren müssten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass da die Sicherheit für Radfahrer erhöht ist", erklärte er. Schierenbeck regte daraufhin an, sich die Situation vor Ort noch einmal gemeinsam anzusehen und über die Möglichkeiten dort zu sprechen.
Seitens der Politik gab es vorwiegend positive Rückmeldungen zu den vorgestellten Plänen. "Wir tragen die Maßnahmen wohlwollend mit", sagte etwa Susanne Cohrs von der SPD. Bernhard Helmerichs von den Grünen erklärte, dass das oberste Ziel die Unfallfreiheit und Sicherheit der Radfahrer und anderen Verkehrsteilnehmer sei und nicht, Anwohner damit zu verärgern. Wilhelm Meerkamp vom ADFC merkte mit Blick auf die Aussagen der Einwohner auch noch einmal an, dass Am Schnakenberg derweil ohnehin keine Radfahrer überholt werden dürften, weil dort der entsprechende Mindestabstand nicht gegeben sei. "Es ändert sich durch die Fahrradstraße also nicht viel", so Meerkamp.
Vor der Umsetzung der Geschwindigkeitsreduzierungen und Fahrradstraßen will die Gemeinde auch noch einmal vor Ort über die Pläne informieren und auch Anwohner mit Schreiben direkt über die Vorhaben in Kenntnis setzen.