Stuhr-Groß Mackenstedt. Jana Drawert öffnet die Tür zu einem der Zimmer in ihrem Zuhause. Dahinter verbirgt sich eine Überraschung: Die 29-Jährige hat sich unter dem Namen Jen – Mobile Brautmode einen Traum verwirklicht. Das Zimmer beherbergt eine kleine Brautmodenboutique, mit der Drawert auf Wunsch auch zu den künftigen Bräuten nach Hause kommt, wie sie erzählt.
Das Geschäft betreibt Jana Drawert neben ihrem Hauptberuf als Angestellte im Marketingbereich. Auf die Idee sei sie im vergangenen Jahr im August gekommen, als sie selbst geheiratet hat, berichtet sie. "Bei der Kleidersuche war ich schockiert, wie teuer die Kleider waren", erinnert sie sich. Also habe sie sich nach anderen Möglichkeiten umgesehen. Diese habe sie in einem Geschäft für Secondhand- und Outletmode gefunden. "Das war total schön und eher klein", schwärmt sie. "Viele Bräute mögen diese großen Läden gar nicht, wo sie auf einem Podest stehen und der Mittelpunkt sind", hat sie festgestellt.
Nach ihrer Hochzeit habe sie sich überlegt: "Das packe ich mal an." Das war im Oktober vergangenen Jahres. Sie habe sich schon immer für Mode interessiert, sagt sie. Und den Gedanken sich selbstständig zu machen habe sie bereits einige Jahre mit sich herumgetragen. "Nach dem ersten Termin war ich schon voll in meinem Element", erinnert sie sich an die Anfänge. "Es fühlt sich nicht wie Arbeit an."
Zu Besuch bei einer Freundin
Mit ihrer Idee möchte sie diesen Bräuten eine andere Atmosphäre bieten. "Die Frauen haben die Wahl", erklärt sie. "Entweder sie kommen zu mir oder ich komme zu ihnen." Das sei dann so, als wäre man bei einer Freundin zu Besuch, findet sie.
"Bei Bedarf kann ich auch einen großen Spiegel und einen Hocker mitbringen", erklärt Drawert. Immer im Gepäck ist eine Kleiderstange, auf der sie der angehenden Braut etwa zehn Kleider präsentiert, die diese sich vorab auf Drawerts Homepage aussuchen kann. Die 29-Jährige macht Hausbesuche in einem Umkreis von rund 100 Kilometern, wie sie sagt.
Jana Drawert möchte nicht nur Bräuten eine Alternative bieten, auch ihre Kleider haben einen besonderen Hintergrund. Sie nimmt gebrauchte Kleider auf Kommission an und kauft Outletware von einer Bekannten, die ein Brautmodengeschäft in Stuhr betreibt. Dadurch könne sie die Kleider zu günstigeren Preisen anbieten. Und: "Es ist nachhaltiger", betont sie. "Viele denken, warum soll mein Brautkleid im Schrank hängen, wenn ich noch andere damit glücklich machen kann", hat sie beobachtet. Die Outlet-Kleider hingegen seien jene, die sich schwer verkaufen lassen. "Ich möchte diesen Kleidern eine zweite Chance geben." Das sei nicht nur durch die überschaubarere Auswahl möglich. Drawert verpasst diesen Kleider gemeinsam mit einer Schneiderin zudem einen neuen Schliff. Dabei werde entweder der Schnitt verändert oder aber aus zwei Kleidern entsteht eines, erklärt sie. "Man kann zum Beispiel den Rock eines Kleides mit dem Oberteil eines anderen kombinieren." Die Kommissionskleider müssen Markenware, in einem tadellosen Zustand und gereinigt sein, betont Drawert. Beliebt seien momentan fließende, lange Kleider, "vielleicht mit einer kleinen Schleppe und oben ein bisschen Spitze." Prinzessinnenkleider hingegen seien nicht sehr gefragt.
Derzeit hat Drawert rund 50 Kleider im Angebot. "Ein paar kommen aber noch dazu." Momentan verkaufe sie etwa ein Kleid pro Monat. Die Roben biete sie für etwa 50 Prozent des Neupreises an. "Das günstigste Kleid kostet etwa 500 Euro, das teuerste 1500", so Drawert. "Die Kleider sehen aus wie neu." Für eventuelle Anpassungen vermittelt sie die Bräute bei Bedarf an eine Schneiderin. "Dafür kann ich vorab auch Bilder machen, damit sie schauen kann, ob die Wünsche umsetzbar sind."
Künftig hätte sie gerne einen Braut-Termin pro Woche, sagt Drawert. "Es geht mir aber nicht ums Geldverdienen", sagt sie. "Es ist eher mein Hobby." Besonders wichtig sei ihr, dass ihre Geschäftsidee gut für die Umwelt sei. "Ich möchte darauf aufmerksam machen, was die Modeproduktion für die Umwelt bedeutet", betont sie. "Insgesamt verursacht die Modebranche zehn Prozent der gesamten CO2-Emission", hat sie recherchiert. Und: "Das ist mehr als die Luft- und Seeschifffahrt zusammen." Die Herstellung eines Brautkleides verursache 18,8 Kilo CO2-Ausstoß. "Vor diesem Hintergrund sollte man vielleicht ein Second-Hand-Kleid erwägen", findet sie.