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Künstlerstätte Heiligenrode Stipendiatin Kathrin Jobczyk: Kunst aus Hefe und Eis

Kunststipendiatin Kathrin Jobczyk nutzt ihren Aufenthalt in Heiligenrode, um ihre Arbeit zu vertiefen. Woran sie derzeit arbeitet.
23.02.2025, 15:50 Uhr
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Von Ina Friebel

Gehören ihre Objekte zusammen, wollen sie lieber für sich ausgestellt, hängend oder erhöht auf einem Sockel präsentiert werden? Das sind einige Fragen, mit denen sich Kathrin Jobczyk während ihres Kunststipendiums in der Ruhe und Abgeschiedenheit der Künstlerstätte Heiligenrode auseinandersetzen möchte. "Ich möchte die Arbeit, die ich schon angefertigt habe, hier vertiefen", sagt sie. Vieles sei in den vergangenen Jahren nebenbei entstanden. "Ich hatte nicht die Zeit, sie genauer anzuschauen", erzählt Jobczyk. "Die einzelnen Baustellen wollen aber noch weiter entwickelt werden."

Kathrin Jobczyk ist aus Hannover nach Heiligenrode gekommen. Dort arbeitet sie an der Fakultät für Architektur und Kunstwissenschaften in der Abteilung für Kunst und Gestaltung der Leibniz-Universität als künstlerische wissenschaftliche Mitarbeiterin. Aufgrund ihrer halben Stelle habe sie noch Zeit für Kunst, sagt sie. "Mich interessiert aber auch der Raumbezug, das kann ich mit den Studierenden vertiefen." Für ihren zehnmonatigen Aufenthalt in Heiligenrode hat sie Sonderurlaub genommen. "Im Oktober geht es pünktlich zum neuen Semester wieder zurück."

Maler fördert Interesse

Ihre Begeisterung für das Zeichnen und Malen begann bereits im Kindesalter. In ihrem Heimatdorf bekam sie bereits in jungen Jahren die Möglichkeit, bei einem Maler zu lernen und ihr Interesse zu vertiefen. Er habe ihr auch den Anstoß gegeben, freie Kunst zu studieren.

Später folgten zwei Studien: Von 2010 bis 2013 studierte Kathrin Jobczyk Mediendesign an der Hochschule Hannover, das sie dazu brachte, Bewegtbilder anzufertigen und damit Geschichten zu erzählen, wie sie sagt. Beim zweiten Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig, das sie 2020 mit Diplom abschloss, war ihr Fokus auf die Verbindung von Raum und Video gerichtet. Es folgten Einzel- und Gruppenausstellungen in In- und Ausland. Unter anderem hat sie mit einer Gruppe im Theaterbereich zusammengearbeitet, mit der sie Live-Performances erarbeitet und präsentiert hat. 2017 verbrachte sie ein Auslandsjahr an der Eugeniusz Geppert University of Art and Design in Wrocław.

Leidenschaften kommen zurück

Für das zweite Studium habe sie sich entschieden, weil sie gemerkt habe, dass sie freier arbeiten möchte. Während bei ihrem ersten Studium der Fokus auf Film und Animation lag, habe sie sich beim zweiten Studium mehr mit dem Raum beschäftigt und skulptural gearbeitet. "Dabei sind die anderen Leidenschaften für Zeichnen, Film und Bewegung zurückgekommen", sagt Jobczyk.

In die Künstlerstätte Heiligenrode hat sie vor allem Keramiken mitgebracht. "Ich mag Dinge, die den Anschein haben, eine Funktion zu haben, will es aber bei den meisten Dingen wieder brechen", erklärt sie. "Sie verselbstständigen sich." Eines ihrer Keramik-Objekte trägt etwa den Namen Thessaloniki. Inspiriert dazu habe sie ein Besuch in der gleichnamigen griechischen Stadt. "Das ist mir nicht aus dem Kopf gegangen", sagt sie. Beim Gang durch die Straßen habe sich plötzlich eine riesige Baustelle aufgetan, unter der sich eine Stadt aus einer anderen Zeit verbarg. So ähnelt ihr Objekt einer Ausgrabungsstätte. Versteckt unter einer Art Röhren sind im Objekt gezeichnete Mauern und angedeutete Gebäude zu erkennen.

Text auf Keramik

Ein anderes Objekt sei kaputtgegangen. "Das ist in seinen Einzelteilen aber noch interessanter, weil man es im Kopf wieder zusammensetzt", findet Jobczyk. Alles habe etwas sehr Körperliches und Lebendiges, erklärt sie. "Danach suche ich irgendwie auch." Einige Dinge hätten auch etwas Unbeholfenes, findet sie. "Ich zeichne viel, um Formen weiterzudenken und weiterzuentwickeln", sagt sie über ihre Arbeit. Die meisten ihrer Keramiken existieren bereits vorher in Form einer Zeichnung. Derzeit arbeite sie daran, wie Text auf Keramik wirken kann.

Ihre Videoinstallationen haben im Heiligenroder Atelier derweil noch keinen Platz gefunden. "Ich mache Filmaufnahmen und bearbeite sie weiter", erklärt sie dazu. "Ich dupliziere sie, um sie größer erscheinen zu lassen." Eine Installation, die schmelzendes Eis und wachsenden Hefeteig zeigt, projiziert sie auf mehrere Stoffbahnen in einem Raum. "Das macht es räumlicher, und man kann hindurchgehen." Zum Hintergrund erläutert sie: "Eis und Hefe reagieren beide auf Wärme." Gleichzeitig seien die Aufnahmen vom Eis die Lichtquelle ihrer Installation. "Die Idee kommt aus dem Umgang mit Film und Bewegung", sagt sie. "Ich habe nach Materialien gesucht, die in sich schon eine Bewegung haben." Auch für ihre Ausstellung in Heiligenrode überlegt sie, eine Installation miteinzubringen.

Zur Ruhe kommen

Ihre Zeit in Heiligenrode nutzt sie auch, um zur Ruhe zu kommen. "Ich gehe regelmäßig spazieren, joggen oder fahre mit dem Fahrrad", sagt Jobczyk. Sie sei auf einem Dorf aufgewachsen. Deswegen sei ihr die Umgebung vertraut. "Ich mag das." Die Umgebung helfe ihr, konzentrierter arbeiten zu können.

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Viel Zeit verbringe sie auch mit Lesen, was eine wichtige Inspirationsquelle für sie sei. "Ausstellungen anschauen ist auch wichtig", betont sie. Dabei beschränke sie sich keineswegs nur auf Kunstausstellungen. Inspiration komme aber auch von der eigenen Arbeit. "Ich schaue mir alte Skizzenbücher an und nehme dann mehrere Fäden wieder auf." Auch Gespräche mit anderen Künstlerinnen seien Anstoß für neue Ideen.

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Kathrin Jobczyk hat sich zudem kürzlich für den Preis der Nordwestkunst der Kunstfreunde für Wilhelmshaven beworben und die Zusage für die Nominierung erhalten. "Die Nominiertenausstellung wird Ende März eröffnet", sagt sie. Der Preis für den Gewinner sei dann eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Wilhelmshaven.

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