Brinkum. Kevin Artmann ist angekommen am Brunnenweg. Als Spieler und als Co-Trainer hat er einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Partie zwischen seinem Brinkumer SV und dem FC Oberneuland am Sonnabend ein Spitzenspiel ist. Der Neustart, den der Verein mit Mike Gabel und dem 33-Jährigen ausgerufen hat, verläuft besser als erwartet. Auch für Artmann persönlich passt es. Brinkum ist für ihn der „perfekte Zwischenschritt zwischen Spielfeld und Trainerbank“.
„Ich finde die Geschichte, die wir in Brinkum machen, richtig gut. In diesem Umfeld hätte es für mich bislang nicht besser laufen können“, sagt Artmann mit Blick auf die vergangenen fünf Monate, in denen er dem BSV an der Seite von Chef-Coach Gabel ein neues Gesicht verpasst hat – personell, aber auch sportlich. „Wir haben in der Kürze der Zeit einen großen Schritt gemacht“, findet er. Brinkum hat sich stabilisiert, funktioniert als Team besser als im Vorjahr, spielt schnell und schnörkellos und kann eine immense Wucht entwickeln. Die Elf vom Brunnenweg macht wieder Spaß. Das liegt auch an Artmann. Dass er sportlich helfen kann, daran dürfte wohl niemand gezweifelt haben. Wenn er fit ist, ist er immer noch der Stratege, der ein Spiel lenken, entscheidende Pässe spielen und selbst abschließen kann. Vier Tore hat er erzielt, darüber hinaus einige vorbereitet und etliche weitere eingeleitet. Die Bremen-Liga hält er für weniger physisch als die Oberliga Niedersachsen. Dafür werde mehr Fußball gespielt. „Insgesamt finde ich das Niveau nicht schlecht“, sagt Artmann. „Aber so lange es Spaß macht, ist es auch egal, auf welchem Niveau man spielt.“
Für den Linksfuß ist die Qualität der Liga nicht mehr das einzige Kriterium. Schließlich ist er nicht nur in Brinkum, um sportliche Glanzlichter zu setzen. Da ist noch seine zweite Aufgabe: Er will das Team als Co-Trainer weiter voranbringen, es entwickeln und selbst in diesem Bereich Erfahrungen sammeln. Jetzt, wo sich seine Laufbahn auf dem Platz langsam dem Ende zuneigt, rückt das Trainerdasein mehr in den Fokus. „Ich habe mir schon immer Gedanken über Fußball gemacht und mich damit mehr auseinandergesetzt als andere Spieler“, verrät er, dass der Sport für ihn mehr bedeutet als ein paar Trainingseinheiten unter der Woche und ein Spiel am Wochenende. Artmann hat nun das Gesamtbild im Blick. Ihn beschäftigen andere Fragen: Wie macht man alle Spieler besser, auch diejenigen, die nicht so oft zum Zug kommen? Wie bindet man die verschiedenen Charaktere ein und wie behandelt man sie? Antworten darauf darf er in Brinkum finden. „Das sind total spannende Geschichten. Ich erhalte einen tollen Einblick“, sagt er. Mit Gabel hat er schnell eine gemeinsame Linie gefunden. „Wir haben in den Gesprächen gemerkt, dass wir beide Bock auf diese Aufgabe und auf eine gewisse Art und Weise auch dieselbe Linie haben.“ Artmann, dessen Lust auf Fußball „immer noch riesig“ ist, ist in dem Duo weit mehr als ein Hütchen-Aufsteller. „Wir sprechen offen miteinander. Ich habe das Gefühl, dass meine Meinung etwas zählt. Dafür bin ich Mike dankbar.“ Beide arbeiten daran, den BSV auf Sicht zu einem Team zu formen, „das größere Ziele angeben kann als Platz zwei bis sechs“.
In dieser Saison ist der Titel kein Thema für Artmann. „Oberneuland wird nicht aufzuhalten sein“, glaubt er. Mit dem FCO verbindet er ebenfalls ein Kapitel seiner Laufbahn: Am Vinnenweg spielte er in der Saison 2012/13 in der Regionalliga Nord. „Wir hatten sportlich und charakterlich eine tolle Mannschaft“, erinnert er sich. Das Jahr endete jedoch bitter: Zwar schaffte Oberneuland sportlich den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord, doch im Mai wurde ein Insolvenzverfahren gegen den Verein eröffnet, der Klub musste zwangsabsteigen. „Wir haben eine ganze Zeit auch ohne Kohle gespielt, weil wir Bock hatten, gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Am Ende war es schade, weil man da etwas hätte aufbauen können“, sagt Artmann. Über den BSV Rehden und den TB Uphusen fand er den Weg nach Brinkum. Ein Kandidat war er vor der Saison auch in Oberneuland, doch er entschied sich dank der Trainerposition für den Brunnen- statt für den Vinnenweg. Am Sonnabend werde es sehr schwer für sein Team, „aber in einem Spiel kann man Oberneuland schlagen“, glaubt Artmann. Er will drei Punkte, aber zeigen, dass Brinkum im Vergleich zum 0:3 im Hinspiel einen Schritt nach vorn gemacht hat. Schließlich will er nicht nur die Erwartungen des Spielers in ihm erfüllen, sondern auch die des Trainers.