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Herausfordernder Winter Wohnraum für Geflüchtete gesucht

Seit Jahresbeginn hat sich Zahl der der Geflüchteten im Nordkreis in allen Kommunen deutlich erhöht. Über den Winter ist mit weiteren Zuweisungen durch das Land zu rechnen. Die Verwaltungen rüsten sich.
16.12.2022, 14:10 Uhr
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Von Niklas Golitschek

Landkreis Diepholz. Die bekannten Fluchtrouten über den Balkan sind wieder frequentierter und mit Russlands gezielten Angriffen auf die ukrainische Energieversorgung stellen sich die Kommunen im Landkreis Diepholz über den Winter auf eine steigende Zahl an Menschen ein, die hier Schutz suchen werden. Eine Umfrage im Nordkreis zeigt zwar monatelange Bemühungen, Unterbringungsmöglichkeiten und Wohnraum zu schaffen. Ob das ausreicht, ist jedoch ungewiss.

In Stuhr erwartet Gemeindesprecher Frank Meierdiercks, dass bis zu 300 weitere Menschen in den kommenden Monaten ankommen könnten. Dabei ist die offizielle Zahl seit Jahresbeginn bereits von 199 auf 582 angestiegen. Die lebten zum einen in privaten Wohnungen und Zimmern, zum anderen Teil in kommunalen Unterkünften für Geflüchtete. „Die Gemeinde Stuhr bemüht sich gerade sehr, eine weitere größere Anzahl von Wohnungen oder Zimmer für die Unterbringung weiterer erwarteter Flüchtlinge zu finden, beziehungsweise diese zu diesem Zweck anzumieten“, sagt Meierdiercks. Die Gemeinde sei daher in Kontakt mit Eigentümern und Maklern, um passende Wohnungen anzumieten. Über die Internetpräsenz hat das Rathaus außerdem ein Kontaktformular erstellt, bei dem Bürger eine mögliche Unterkunft anbieten können.

Mehr als 650 Geflüchtete bringt die Gemeinde Weyhe aktuell in Obdachlosenunterkünften unter, etwa ein Drittel davon kommt aus der Ukraine; zu Jahresbeginn waren es noch 424. Insgesamt haben 370 Ukrainer in Weyhe Zuflucht gefunden, manche haben bereits eigene Wohnungen gefunden oder werden privat beherbergt. Mit 158 Wohnungen unterhält die Verwaltung inzwischen 39 mehr als noch zu Jahresbeginn. „Darüber hinaus werden im Moment neue Wohnungen hergerichtet, ein gewisser ‚Puffer‘ ist also noch vorhanden“, sagt Sprecher Sebastian Kelm und ergänzt: „Ein bis zwei Wohnungen werden zudem nicht gleich belegt, sondern stattdessen vorgehalten für kurzfristige Neuzuweisungen durch den Landkreis Diepholz.“

Da die Gemeinde bis März 2023 laut Verteilungsschlüssel noch 262 Geflüchtete aufnehmen muss, arbeiteten die zuständigen Fachbereiche erfolgreich daran, weiteren Wohnraum zu schaffen und die Kapazitäten zu erhöhen. Perspektivisch sei ein Bedarf von etwa 100 Plätzen noch nicht gedeckt, Wohnraum müsse daher gegebenenfalls dicht belegt werden. Kelm unterstreicht: „Eine enorme Herausforderung, dennoch herrscht Zuversicht, die Einrichtung von Sammelunterkünften zu vermeiden und den 'Weyher Weg' mit dezentraler Unterbringung Geflüchteter in eigenen Wohnungen auch künftig beschreiten zu können.“ Gleichwohl prüfe die Verwaltung Möglichkeiten für ein Notfall-Szenario. Wohnraum-Angebote nimmt Michael Brinkmann vom Fachbereich Ordnung und Sozialen per E-Mail an brinkmann@weyhe.de entgegen.

Eine dezentrale Unterbringung strebt auch die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen an und hat dafür bereits rund 60 Wohneinheiten angemietet, seit März dieses Jahres verstärkt. Die Bürger seien außerdem bereit, weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, heißt es lobend aus der Verwaltung. Von den rund 350 Ukrainern seien viele privat aufgenommen worden, insgesamt leben rund 800 Menschen unter anderem aus Afghanistan und Kolumbien mit dem Status Flüchtling oder Migrant in Bruchhausen-Vilsen. Durch die Anpassung der Aufnahmequote in diesem Jahr muss die Verwaltung bis Ende März 2023 noch mit der Aufnahme 74 weiterer Geflüchteter rechnen. „Dieses werden wir mithilfe der Bürgerschaft auch bewerkstelligen können“, zeigen sich die Samtgemeindevertreter zuversichtlich. Massenunterkünfte oder Turnhallen zu belegen, versuche man so lange wie möglich zu vermeiden.

Für etwa 60 Menschen sucht die Stadt Bassum Unterbringungsmöglichkeiten, insbesondere mit einer Größe bis zu 120 Quadratmeter. Bis März kommenden Jahres erwartet sie 145 Aufnahmen, für etwa die Hälfte davon stehe perspektivisch Wohnraum zur Verfügung, sagt Erster Stadtrat Karsten Bödeker. Die Verwaltung gehe davon aus, dass „die Zuweisungen regelmäßig aber in leistbarer Zahl erfolgen“ und sich „die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landkreis und der Landesaufnahmebehörde fortsetzt“. Sollten Sammelunterkünfte notwendig werden, setze die Lindenstadt auf eine interkommunale Zusammenarbeit. Aktuell leben rund 125 Menschen in 32 städtischen oder von den Stadt angemieteten Wohnung. Die Verwaltung weiß zudem von 60 Ukrainern, die privat aufgenommen wurden.

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Dass sich die Aufnahmequote nach den aktuellen Prognosen richtet, schneller erfüllt werden und bei einer veränderten Lage angepasst werden könnte, darauf weist Sykes Bürgermeisterin Suse Laue hin: „Ich gehe fest davon aus, dass wir auch dann Lösungen finden werden. Ich sehe aber auch das Land Niedersachsen in der Pflicht, für diesen Fall Vorsorge zu treffen.“ Dafür setze sich auch der niedersächsische Städtetag als kommunaler Spitzenverband ein. Nach aktueller Lage muss die Stadt bis Ende März 2023 noch etwa 240 Menschen unterbringen und sucht noch Wohnraum für etwa 80. In den vergangenen Monaten habe die Verwaltung bereits eine „Vielzahl von Wohnungen angemietet und diese sowie stadteigene Objekte hergerichtet“ und eingerichtet, sagt Laue. Zudem sei das Personal etwa um Sprachmittler und Betreuer verstärkt worden. Aktuell leben etwa 360 geflüchtete Menschen in Syke, zu Jahresbeginn waren es noch 264 Menschen weniger. Bisher konnten sie in Wohnungen, einem ehemaligen Hotel oder – vor allem Ukrainer – privat untergebracht werden.

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