Stuhr. "Zurück, ich bin zurück, von dort, wo der Pfeffer wächst." Flo Mega weiß, wie es geht: ein Erfolgssong und das Publikum tanzt, macht mit, singt mit und feiert den Singer-Songwriter aus Bremen. Selbst diejenigen, die einen Sitzplatz auf der oberen Tribüne im Rathaussaal abbekommen haben, waren längst in Bewegung.
Die Songs des Künstlers, je nach Bedarf komplettierten ein Tupfer Backgroundgesang (Khadidja Kohrs, Ben Fellbusch) oder DJ Ataxy (Florian Etzel), waren eingängig, gingen ins Blut. Es wurde laut, emotional und stimmungsvoll, dabei trafen die Zuhörerinnen und Zuhörer auf einen Mix aus Hip-Hop, Soul, Pop und Funk oder Reggae.
Der Sänger unterhielt die 200, darunter einige Kinder, Anwesenden mit seinen Liedern, er rockte und feierte Stuhr. Er hatte sich über die Gemeinde eingelesen, war mit dem Fahrrad angereist, so sagte er. Das Publikum war völlig begeistert.
Etliche Besucherinnen und Besucher kannten seine Lieder wie beispielsweise das „Ferddich“. Eher ein Lied zum Traurigsein (Trennungslied), doch die Gäste waren in Stimmung, wollten tanzen. Wurde es zu warm im Rathaussaal, lud eine Bar mit etlichen leckeren Getränken zur Pause ein (R+R Event Robin Röse).
Bei anderen Liedern hingegen wie "Hinter dem Burnout" beeindruckten nicht nur die Melodie, sondern wie bei etlichen weiteren Songs auch die tiefgründigen Texte und kraftvollen Botschaften, doch die Feierlaune stand im Vordergrund. „Ich liebe solche kleinen Konzerte“, so eine Frau aus Bremen. Viele der Gäste schienen diese Art von Konzert zum ersten Mal zu erleben, sie genossen es, eine solche Möglichkeit direkt vor der Haustür zu haben.
Bühnenprofi und Melancholiker
Flo Mega ist ein Bühnenprofi, ein charismatischer Typ, ein gut gelaunter Melancholiker. Das Konzert hatte etwas herrlich Familiäres und Intimes. Lieder wie „Blume“, „Du fehlst“, „Auf der Strecke“, „Es ist wie es ist“ sowie „DDR“ und „Lady“ kamen an. Der Bremer Soulman holte die Gäste ab, nahm sie mit, brachte sie zum Schmunzeln, zum Nachdenken. Anspruchsvoll, energiegeladen. Intensiv. Mehrere Medleys berührten, mit „Gin & Jazz“ verarbeitete der Künstler unter anderem seine eigene Geschichte, nach Drogenabsturz und der Diagnose Burnout-Depression. Seine Texte leidenschaftlich und ehrlich.
Die Gäste vor Ort verstanden ihn, akustisch wie inhaltlich. Ausgebildet an der Hochschule für Künste in Bremen zeigte der Musiker sein breites Spektrum, dabei ist er mehr als glaubwürdig. Und mitnichten ein Künstler von der Stange. Seine Musik scheint aus dem Bauch zu kommen, seine Formulierungen aus dem Leben gegriffen. Der Musiker tischte ein musikalisches Menü auf, das stimmig und authentisch war, dazu eigenwillige Tanzeinlagen.
Dazwischen konnte der Mann (Geburtsjahr 1979) mit der sanften Stimme, Schirmmütze und Sonnenbrille mit seinem Ich punkten. „Es ist schön, so viel Liebe zu bekommen“, der Musiker erzählte von Lampenfieber und denkt wohl oft „er ist nicht gut genug“. Schon früh wäre er auf Partys und Events gegangen, wo er singen durfte, „um mich zu spüren“.
Flo Mega, der eigentlich Florian Bosum heißt, überzeugte restlos, erwähnte immer wieder das Bestehen der politischen Gemeinde Stuhr, zu deren 50. Geburtstag er als Auftaktgast eingeladen war und in seiner Jugend auf dem Weg nach Fahrenhorst durchgefahren sei. „Ein Jung von uns“, so ein älterer Gast. Es war ein Musikfest, wie man es sich nicht besser hätte vorstellen können und doch erlebt hat.
Das fast zweistündige Konzert kam einem viel kürzer vor, wollte das Publikum doch noch mehr von dem Musiker hören. Ohne Nachschlag ging es nicht. Und von ihm ein paar Worte an die Presse: „Schreibt, wie geil es war“. Das war es. Flo Mega hat gebrannt, Zeit für Selfies inbegriffen. Großartig.