Stuhr-Brinkum. Das Planungsbüro Landschaftsarchitektur+ (L+) aus Hamburg hat den Wettbewerb zur Planung des zukünftigen Marktplatzes im Brinkumer Ortskern gewonnen. Der Siegerentwurf wurde am Mittwochabend in der Sitzung des Stuhrer Gemeinderates vorgestellt.
Wie lief der Wettbewerb ab?
Sechs Bewerber hatten Vorschläge für den Marktplatz eingereicht. Eine Jury aus Mitgliedern des Rates, der Verwaltung, Fachjuroren und Bürgern schaute sich diese dann an zwei Terminen an, erläuterte Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte. Beim ersten Termin wurden dann zwei Vorschläge abgewählt. Die verbleibenden vier Bewerber bekamen dann Hinweise der Jury mit. Am Ende setzte sich L+ durch. "Wir freuen uns sehr, dass wir den Wettbewerb gewinnen konnten", sagte der Geschäftsführer Felix Holzapfel-Herziger.
Was sieht der Vorschlag vor?
"Unsere Idee ist es, in die Fläche eine Art Leinwand zu legen", sagte Holzapfel-Herziger mit Blick auf den Bodenbelag. Damit gemeint sei eine "etwas hellere" Fläche, die aus Platten besteht. Außenrum soll der Platz mit Klinkern eingefasst werden. Dies passe gut mit der geplanten Bebauung zusammen. "Daran wollen wir uns orientieren", so Holzapfel-Herziger weiter. An der Straßengrenze zur Kreuzung Syker Straße/Bassumer Straße/Bremer Straße sieht der Vorschlag einen sogenannten "Baumfilter mit hochgeasteten Linden" vor. Heutzutage könne kein Platz mehr "komplett steinern" sein, so der Planer. Auf der Südostseite des Platzes soll Baumbestand erhalten bleiben. Zwischen den Bäumen sei Platz für insgesamt zehn Marktstände. Durch den Schatten gebe es eine "angenehme Marktsituation". Poller sollen für die Stromversorgung sorgen. Auch ein Pavillon kann auf dem Areal platziert werden.
In der Mitte soll der Platz leicht erhöht sein, sodass das Wasser zu den Rändern abfließen kann. Dort nehmen Rinnen das Wasser auf. Danach komme es nicht in den Kanal, sondern werde unterirdisch gesammelt, um die Bäume damit zu bewässern. "Wir haben eine zunehmende Mediterranisierung", so Holzapfel-Herziger. Das heißt: Im Sommer wird die Hitze mehr, im Winter der Niederschlag. Durch die Wassersammlung werde kein Trinkwasser zur Bewässerung benötigt. Außerdem sollen verschieden hohe Lampen aufgestellt werden. Dazu habe sein Büro mit einem Beleuchtungsplaner zusammengearbeitet. Um die bestehenden Bäume sind Rundbänke geplant, unter den Linden könnten "lose aufgestellt Stühle" platziert werden. Hinzu kommen Fahrradständer und Spielelemente für Kinder sowie ein mögliches Fontänenfeld. Der Vorschlag sei "ein Angebot", was nun diskutiert werden könne, sagte Holzapfel-Herziger.
Was sagte die Jury zu dem Vorschlag?
Die Arbeit setze sich "intensiv mit dem Stadtraum auseinander" und mache mit den Baumreihen eine "klare fast architektonische Setzung". Die Bäume könnten einen "Puffer und Filter" zwischen den Straßen und dem Platz erzeugen und bilden mit den Arkaden einen "klaren, maßgeblich grünen Marktplatz" und einen schattigen Raum. Der Vorschlag verspreche einen "gute Aufenthaltsqualität" auch dann, wenn keine Veranstaltungen stattfinden. Die Oberflächen aus Betonplatten und Klinkern würden sich in das Ortsbild einfügen, zitierte Stuhrs Bauamtsleiter Dominik Kreuzhermes die Jury-Entscheidung.
Was sagen die Ratsmitglieder?
Gerd-Wilhelm Bode (Besser) erkundigte sich nach der Versiegelung. Auf der Fläche seien nur 20 Prozent nicht versiegelt. Vielleicht könnten unter den Bäumen weitere offene Flächen, wie zum Beispiel ein Boule-Feld, geschaffen werden. Der Pavillon sollte nicht mitten auf dem Platz stehen. "Wir sind der Meinung, dass auf den Platz unbedingt auch Kultur muss", sagte Bode. Den Pavillon, vielleicht auch mit einer Dependance des Bürgerbüros, passe auch zwischen die Baumreihen. Er sprach sich auch für die Beteiligung der Bürger bei der Gestaltung der Flächen aus. Der Pavillon sei nicht Bestandteil des Wettbewerbs gewesen, antwortete Kreuzhermes. Er könne variabel verschoben werden. Holzapfel-Herziger befand offene Flächen für "wunderschön", allerdings könnten sich dann Dellen mit Pfützen bilden oder Unkraut wachsen. Die andere Möglichkeit wäre eben die Sammlung des Wassers unterirdisch. "Das wäre auch modern", so der Planer.
Jury-Mitglied Wolfgang Depken (Grüne) bezeichnete den Entscheidungsprozess als "bereichernde Erfahrung" mit "sehr konstruktiven Gesprächen". Der Vorschlag sei nicht sein Favorit, aber als "guter Demokrat" erkenne er das Ergebnis an. Der Entwurf müsse nun ausgefüllt werden, dieser werde noch verfeinert werden. Sozialdemokratin Susanne Cohrs saß ebenfalls in der Jury: "Das war mein Favorit." Sie stellte aber zum Beispiel die "klebrigen Linden" infrage. "Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir müssen uns noch mit Detailfragen befassen", so Cohrs.
Lutz Hollmann (CDU), auch Teil der Jury, hatte den Vorschlag auch nicht favorisiert. Nun sei er aber glücklich, sich nicht durchgesetzt zu haben: "Der Vorschlag ist der beste." So erlaube der Entwurf auch eine Nutzung außerhalb von großen Veranstaltungen. Die Bäume könnten für ein gutes Mikroklima sorgen. Das Wasserkonzept und die Versiegelung halte er für wichtig. Alles andere sei zu pflegeintensiv. Uwe Dierks (CDU) hielt den Entwurf für einen "gelungenen Vorschlag" und erkundigte sich nach dem Bau von Toiletten. Diese könnten beispielsweise im Pavillon untergebracht werden, so Kreuzhermes.
Bernhard Helmerichs (Grüne) gefiel vor allem Wasserkonzept und das Ambiente, das durch die Beleuchtung entstehen könnte. Der Rat nahm das Ergebnis zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung einstimmig mit weiteren Schritten.