Stuhr. "Eine Erfolgsgeschichte" – mit diesen Worten im Untertitel hat Erich Sigloch die neue Broschüre des Stuhrer Nabu versehen. In dem Heft geht es um die 40 Jahre Eulen- und Turmfalkenschutz in der Gemeinde Stuhr. Sigloch hat darin akribisch alle Fakten zur Population der beiden Vogelarten in der Gemeinde zusammengetragen. Zu sehen ist: Das jahrelange Engagement des Nabu hat den Tieren geholfen, sich in der Region zu entwickeln.
Die Idee, eine Broschüre über die Projekte zum Schutz von Eulen und Turmfalken in Stuhr zu schreiben, sei ihm bei der Recherche zum 850-jährigen Bestehen des Ortsteils Stuhr, das eigentlich im vergangenen Jahr gefeiert werden sollte, gekommen, berichtet Sigloch. "Durch Zufall bin ich dann darauf gestoßen, dass 1981 die ersten Kästen aufgehängt wurden", sagt er weiter. Damals existierte die Nabu-Gruppe in Stuhr noch als Ableger des Deutschen Bunds für Vogelschutz (DBV) und war eng mit der Gruppe in Syke verbunden, so Sigloch weiter.
Über die Zeitung startete die Gruppe einen Aufruf, um Orte für geeignete Nistkästen zu finden. Sigloch machte sich auch selbst auf Tour durch die Gemeinde. Vor allem landwirtschaftliche Betrieb, Reiterhöfe und Kirchtürme hatten die Nabu-Engagierten im Blick. So wurden unter anderem im Stuhrer Kirchturm erste Nistkästen angebracht.
Ein paar Jahre später zeigte sich dann der erste Erfolg. In dem Kasten im Kirchturm nistete eine Schleiereule mit vier Jungen. "Drei sind leider eingegangen", erzählt Sigloch. Der vierte Jungvogel wurde von der Familie Hiller in Heiligenrode aufgepäppelt.

Das erste Eulenküken aus dem Stuhrer Kirchturm wurde von der Familie Hiller in Heiligenrode aufgezogen und dann ausgewildert.
Mit den Jahren richtete die Nabu-Gruppe immer weitere Nistkästen für die Tiere ein, die dann später nicht nur von Eulen, sondern auch von Turmfalken angenommen wurden. Diese brüten regelmäßig in den Kirchtürmen in Stuhr und Brinkum. Einige Kästen wurden aber von Dohlen übernommen, erzählt Sigloch weiter.
Gemeinsam mit seinen Mistreitern vom Stuhrer Nabu kümmert er sich zweimal im Jahr bei Kontrollgängen um die angebrachten Nistkästen. So müssen diese regelmäßig gesäubert werden. "Das macht weniger Spaß", sagt Sigloch mit einem Schmunzeln. Teilweise sind die Materialien so fest in den Kästen, dass die Nabu-Mitglieder mit einem Brecheisen anrücken müssen, erzählt er. Die Reinigung der Kästen sei aber besonders wichtig. Zum einen könnte sonst die Luft in dem Kasten knapp werden, wenn nicht mehr ausreichend Raum ist. Zum anderen seien die Ammoniakdämpfe der Ausscheidungen gefährlich, weiß Sigloch zu berichten. Etwa 90 Kästen sind derzeit in der Gemeinde aufgestellt.
Gefährlich kann es aber auch manchmal für die Nabu-Helfer werden. Zum Beispiel dann, wenn sich noch Vögel in den Kästen befinden. Oder, wie Erich Sigloch es erlebt hat, Wespen oder Hornissen die Kästen nutzen. Einmal haben ihn Hornissen auch angegriffen. Sigloch konnte aber fliehen. "Man sollte nicht leichtsinnig sein", sagt er aus seinen Erfahrungen. Aber auch der Kotstrahl von Eulen als Abwehrmechanismus könne gefährlich sein, wie ein Mistreiter von Sigloch leidvoll erfahren musste. "Wenn das ins Auge geht, wird es gefährlich", sagt Sigloch.
Das Engagement der Nabu-Mitglieder für die Eulen und Turmfalken in der Gemeinde in all den Jahren habe sich aber gelohnt, berichtet er erfreut. So gehe die Statistik im Allgemeinen "bergauf", wie Sigloch in seiner akribisch recherchierten Broschüre nachweist. Bei den Schleiereulen gab es im Jahr 2007 einen Rekord mit mehr als 20 Bruten und um die 130 Jungvögeln. 2021 waren es zehn Paare. "Das war kein gutes Jahr", sagt Sigloch. In den Statistiken seien auch immer wieder Auf- und Abwärtsbewegungen zu erkennen. Das hänge unter anderem mit dem Angebot an Nahrung zusammen, erklärt Sigloch gewisse Schwankungen. So folgte auf das "Superjahr" 2019 mit rund 90 Jungvögeln ein eher schwaches 2020 mit nur rund 30 Jungvögeln. Bei den Turmfalken waren zuletzt 15 Bruten bestätigt worden.
Erich Sigloch sieht die Zahlen als Erfolg des großen Engagements des Nabu in Stuhr. Für ihn ist es daher wichtig, dass die Projekte weitergeführt werden. So ist Sigloch derzeit auf der Suche nach Nachwuchs für die Gruppe. Das könnten sowohl "junge Leute als auch Rentner sein, die mehr Zeit haben", sagt Sigloch. "Ich hoffe, dass noch welche dazukommen. Wichtig ist, dass ein Kern da ist", sagt der Naturschützer, der seine Aufgaben gerne auch formal in neue Hände abgeben möchte.
Auch Stuhrs Umweltbeauftragter Marc Plitzko lobt die Arbeit des Nabu. "Wir sind sehr dankbar, dass wir den Nabu Stuhr haben, und Herr Sigloch ist ein sehr gutes Beispiel dafür", sagt er anerkennend über dessen Wirken. Die Erfolge bei den Eulen und Turmfalken in Stuhr seien ein Ergebnis "der jahrzehntelangen guten Arbeit" der Ehrenamtler.
Wer sich für die Broschüre zum Eulen- und Turmfalkenschutz des Stuhrer Nabu interessiert, kann sich telefonisch unter der Rufnummer 0 42 21 / 3 05 60 an Erich Sigloch werden. Das Heft kann dann gegen eine Spende erworben werden. Auch Menschen, die sich für die Arbeit der Gruppe interessieren, können sich melden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.nabu-stuhr.de.