Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Naturschutz in Stuhr Neue Bäume und Kampf gegen das Jakobskreuzkraut

Die Gemeinde Stuhr treibt ihre Vorhaben zum Naturschutz weiter voran. Welche Aktionen in diesem Jahr geplant sind, erklärte Umweltbeauftragter Marc Plitzko nun im zuständigen Fachausschuss.
06.09.2024, 14:14 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Neue Bäume und Kampf gegen das Jakobskreuzkraut
Von Wolfgang Sembritzki

Die Gemeinde Stuhr will "ein Netz von ökologisch wertvollen Flächen" schaffen und setzt dafür diverse Vorhaben um. Welche das in diesem Jahr sind, erklärte Umweltbeauftragter Marc Plitzko am Donnerstagabend dem Ausschuss für Klima- und Naturschutz, Naherholung und Tourismus.

Umstellung der Pflege von Wegeseitenrändern und der Mahdtechnik

An Wegeseitenrändern und auf gemeindlichen Grünflächen soll weniger gemäht werden. Mahdgut soll dann auch teilweise abtransportiert werden, die Gemeinde will regionales Saatgut aussähen. Plitzko erklärte weiter, dass die Menge an Mahdgut nicht für eine wirtschaftliche Kompostierung ausreiche und daher wieder wie gehabt als Bioabfall zur Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) geliefert werde.

Grünlandextensivierung

Die Gemeinde erwirbt Flächen im Korridor des Biotopverbundes, um diese in "ökologisch wertvolles Feuchtgrünland" umzuwandeln, so Plitzko.

Renaturierung des Hombachs

Für die Renaturierung des Hombachs muss die Gemeinde noch Flächen tauschen. Die Wertermittlung und der Tausch sollen bis 2026 über die Bühne gehen, von 2026 an sollen dann die ersten "strukturverbessernden Maßnahmen am Gewässer" erfolgen, kündigte Plitzko an.

Umsetzung des Gehölzkonzepts

Entlang der Zollstraße in Heiligenrode sollen 30 Obstbäume gepflanzt werden, zudem sollen zwei- und dreireihige Waldränder an den Babywäldern an der Delmenhorster Straße angelegt werden. Ziel ist es, vorhandene Gehölzstrukturen zu vernetzen und Lebensraum für Insekten, Vögel und Niederwild zu schaffen, so Plitzko.

Gleichzeitig will die Gemeinde private Baum- und Strauchpflanzungen fördern und im Oktober ein Gutscheinprogramm zur Pflanzung alter Obstsorten auflegen. 150 Gutscheine zu je 50 Euro werden dann zur Verfügung gestellt und sollen den seit Jahrzehnten rückläufigen Bestand an hochstämmigen Obstbäumen steigern.

In der kommenden Pflanzsaison will die Gemeinde dann 324 Bäume als Ersatz für bereits erfolgte Fällungen pflanzen, vornehmlich heimische Sorten. Bestehende Bäume sollen in Bebauungsplänen zudem als "zu erhaltend und zu ersetzend" festgesetzt werden, Baumruinen und abgestorbene Stämme sollen unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit als Lebensraum Totholz erhalten werden. Außerdem erarbeitet die Gemeinde derzeit eine Alternative zum Babywaldprojekt, die in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Klima- und Naturschutz, Naherholung und Tourismus vorgestellt werden soll, schloss Plitzko.

Lesen Sie auch

Was die Politik dazu sagt

Ausschussvorsitzender Bernhard Helmerichs (Die Grünen) wollte wissen, ob schon Software zur Mahd der Wegeseitenränder zum Einsatz kommt, was Baubetriebshofleiter Guido Stuck bejahte. Jürgen Schierholz (Die Grünen) befand, dass der Hombach ab Fahrenhorst in einem "beklagenswerten Zustand" ist und machte dafür unter anderem die Brunnen der Harzwasserwerke im Ristedter Moor verantwortlich. Er fragte, ob die Gemeinde darauf Einfluss nehmen könne. Plitzko erklärte, dass die Kommune mit den Harzwasserwerken im Austausch sei. Jörg Böttcher (Nabu) wollte wissen, ob der Hombach im Zuge der Renaturierung wieder natürlich mäandern darf. Marc Plitzko erklärte, dass die Gemeinde nach dem Flächentausch mit baulichen Vorkehrungen unterstützen will, dass der Hombach seine natürliche Form zurückerhält.

Ralph Ahrens (CDU) merkte an, dass die Wegeseitenränder und Radwege "nicht immer picobello" seien, Radwege teils zuwucherten. Dafür erhielt er Zuspruch von Heiko Fischer (FDP).

Böttcher fragte zu den Obstbaumpflanzungen in Heiligenrode, ob es hierfür auch ein Konzept für öffentliche Nutzung gibt. Plitzko erklärte, dass auch Bürger ernten dürfen sollen, sobald die Bäume tragen.

Uwe Schweers (CDU) wollte wissen, wer die Pflanzung und Pflege der 324 neuen Bäume übernehmen soll. Er merkte an, dass der Baubetriebshof stark ausgelastet sei. Plitzko erklärte, dass die Baumpflege ausgeschrieben sei, Pflanzungen übernehme zunächst der Baubetriebshof.

Lesen Sie auch

Zur Sache

Kampf gegen Jakobskreuzkraut

Die Gemeinde Stuhr kämpft weiterhin gegen das Jakobskreuzkraut. "Wo es geht, wird es technisch bekämpft", sagte Marc Plitzko dem Fachausschuss am Donnerstagabend. In empfindlichen Biotopen werde die Pflanze händisch entfernt und entsorgt.

Ansonsten habe die Gemeinde einen weiteren "Verbündeten": den Blutbär. Dieses Jahr gab es jedoch nur wenige Raupen des Schmetterlings, sodass sich das Jakobskreuzkraut "stark ausbreiten" konnte, vor allem auf Weiden, Brachen und Wegerändern, so Plitzko weiter. "Bereits gestörte Böden" seien häufig von dem Kraut befallen.

Heiko Fischer (FDP) erkundigte sich danach, ob es eine Karte mit befallenen Flächen gibt, um das Jakobskreuzkraut gezielt bekämpfen zu können. Plitzko erklärte, dass die Gemeinde einen Schwerpunkt an der Diepholzer Straße im Gewerbegebiet Brinkum-Süd ausgemacht habe. Eine Karte gebe es nicht, befallene Flächen würden aber dokumentiert.

Cord Evers (CDU) betonte, dass das Kraut nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen giftig sei und riet, Wegeseitenränder öfter zu mulchen. Plitzko mahnte zur Vorsicht: Durch den Schnitt treibe die Pflanze erst recht aus. Jörg Böttcher ergänzte, dass das Jakobskreuzkraut auch Nahrung ist: "Wo der Blutbär ist, darf die Pflanze nicht entnommen werden."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)