Stuhr-Heiligenrode. Acht Monate nach dem Ratsbeschluss sind die drei neuen Flüchtlingsunterkünfte am Löwenzahnweg in Neukrug fertiggestellt. Die eingeschossigen Wohnhäuser mit Satteldach bieten jeweils Platz für bis zu 16 Bewohnerinnen und Bewohner – vorzugsweise sollen Familien darin untergebracht werden. "Im Laufe des Dezembers sollen die ersten Familien einziehen", sagte bei der Einweihung nun Lars Janßen, Fachdienstleiter Sozialer Service bei der Stuhrer Gemeindeverwaltung. Neben Vertretern der Gemeinde waren zu diesem Anlass auch zahlreiche Ratsmitglieder und Vertreter der beteiligten örtlichen Baufirmen zusammengekommen. Als Gemeinde im Umland Bremens sei es für Stuhr nicht immer einfach, die Zuteilungsquote zu erfüllen, sagte Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte.
Doch in diesem Fall konnte er sagen: "Manchmal kommt das Glück einem entgegen." Niedersachsens Übererfüllung der Aufnahmequote sorgte für einen zeitlichen Puffer. Damit die Gemeinde nicht hochpreisig Wohnungen anmieten muss, hatte der Stuhrer Rat den Beschluss gefasst, insgesamt sechs neue Unterkünfte nach Vorbild der Allerstraße in Brinkum zu bauen. Parallel zum Löwenzahnweg sollen auch drei Unterkünfte im neuen Baugebiet Auf dem Steinkamp in Brinkum entstehen. Die Bauarbeiten dort sind voraussichtlich Anfang Januar abgeschlossen.
Der Bürgermeister lobte die Leistung der Mitarbeitenden der Verwaltung. Ihr Einsatz mache ihn stolz. Seinen Dank richtete der Rathauschef auch an den Gemeinderat, der wiederholt "unternehmerisches Denken und Tatkraft" bewiesen habe. Die Kostenschätzung lautete seinerzeit 4,4 Millionen Euro, letztlich sind es 200.000 Euro mehr geworden. "Das ist an der heutigen Zeit gemessen eine Punktlandung", sagte Korte.

Die Wohnbereiche verfügen über eigene Küchenzeilen. Die Raumaufteilung ist bewusst flexibel gehalten.
Insgesamt schafft die Gemeinde 100 neue Wohnplätze – die auch dringend benötigt werden, um die bis März 2024 geltende Aufnahmequote zu erfüllen. Aktuell hat die Gemeinde 418 Menschen untergebracht. Die Quote verpflichtet Stuhr, fünf bis sieben Menschen pro Woche aufzunehmen. Das Hauptziel nach der Unterbringung ist aber die Vermittlung in eigene Wohnungen. Laut Gemeinde ist dies seit Beginn des Jahres bei 65 Menschen gelungen.

Die Unterkünfte entstanden am Löwenzahnweg in Neukrug.
"Wir haben hier auch für die Zukunft gebaut", sagte Korte. Würden die neuen Häuser nicht mehr zur Erstunterbringung Geflüchteter benötigt, könnten sie "durch einfache Maßnahmen" auch dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden. Gestaltet sind die Wohnbereiche so, dass sie durch einzelne Durchgangstüren zusammengelegt werden können, damit für eine flexible Nutzung besonders für Familien gesorgt ist. Die Badezimmer sind von je zwei Wohnbereichen aus zugänglich. Waschmaschinen sind in den Funktionsräumen untergebracht. "Es ist kein Luxuswohnen", sagte Korte hinsichtlich der kritischen Stimmen, die im Vorfeld zu vernehmen waren. Es sei jedoch menschenwürdiges Wohnen. Dominik Kreuzhermes, Leiter des Fachbereiches Ortsentwicklung und Bauen, betonte, dass es gelungen sei, die Gebäude mit Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen auszustatten: "Das sind Aspekte, die man in diesem Bausegment eigentlich sonst nicht findet." In Neukrug erfolgen derzeit noch restliche Pflasterarbeiten, außerdem wird eine Videoüberwachung installiert.
Vorbild beim Bau war zwar das Objekt Allerstraße, die Hauswarte Nail Özcan und Christoph Heins konnten aber anhand ihrer Erfahrungen auch weitere Anregungen einfließen lassen. "Wir wollten, dass die Flure etwas breiter sind, weil es sonst Probleme mit dem Kinderwagen gibt", nannte Nail Özcan ein Beispiel. Außerdem sollten die Zimmer unterschiedlich groß sein, um flexibler aufteilen zu können. "Wir haben damals schon gut überlegt gebaut", sagte Hayo Wilken aus dem Bereich Hochbau der Gemeindeverwaltung. Erst die Praxis zeige dann aber oft noch Optimierungspotenzial auf. Das Zusammenspiel mit der Stuhrer Firma Tamsen Bau als Generalbauunternehmen und den örtlichen Gewerken habe reibungslos funktioniert. "Wenn es mal hakte, dann wegen des Materials", sagte Wilken.