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Neue Förderregion Stuhr und Weyhe Gemeinsame Projekte im Blick

Die Gemeinden Stuhr und Weyhe wollen sich zu einer Förderregion für das LEADER-Programm zusammenschließen. Auf dem Weg dahin sollen auch die Bürger beteiligt werden.
08.12.2021, 17:41 Uhr
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Gemeinsame Projekte im Blick
Von Eike Wienbarg

Stuhr/Weyhe. Die Gemeinden Stuhr und Weyhe sind sich in vielen Dingen ähnlich. Beide liegen in direkter Nachbarschaft zur großen Hansestadt Bremen, beide haben ähnliche Naturräume und beide haben mit Problemen beim Autoverkehr vor allem durch die hohen Pendlerströme zu kämpfen, finden Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte und Ina Pundsack-Bleith, Allgemeine Vertreterin des Weyher Bürgermeisters Frank Seidel. Beide Kommunen haben aber auch "viele Übereinstimmungen bei ihren Zielen", sagt Korte unter anderem mit Blick auf die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 von Bremen über Stuhr nach Leeste. Aufgrund dieser Überschneidungen wollen sich beide Gemeinden für die Jahre 2023 bis 2027 zu einer Förderregion für das Programm LEADER zusammenschließen. Der Auftakt für das Projekt, in das auch Bürger mit eingebunden werden sollen, findet am Donnerstag, 16. Dezember, statt.

Für die jetzt auslaufende Förderperiode hatten sich Stuhr und Weyhe mit Syke, Bassum und Twistringen zur Win-Region (Wir im Norden) verbunden. Dieser Zusammenschluss läuft jetzt von Seiten der beiden nördlichsten Kommunen im Landkreis Diepholz aus. "Wir haben in der Win-Region sehr erfolgreich zusammengearbeitet und sehr gute Projekte angestoßen", sagt Pundsack-Bleith. Das Ausscheiden geschehe also nicht im Streit. Vielmehr sollen die von der Win-Region ausgearbeiteten Projekte und die Kooperationen mit den "guten Nachbarn" im Süden fortgeführt werden. Allerdings erhoffen sich Stuhr und Weyhe durch einen eigenen Zusammenschluss "maßgeschneiderte und passgenauere Projekte", so Pundsack-Bleith, die weitere Gemeinsamkeiten durch den gemeinsamen Abwasserverband oder im Bereich der Strom- und Gasnetze sieht.

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Mit rund 65.000 Einwohnern erfüllt der neue Zusammenschluss das wichtigste Kriterium zur Bewerbung für die LEADER-Mittel, so Korte. Vorteil dieses Förderprogramms sei, dass die Gemeinden so gut wie selbst entscheiden können, was sie mit ihren Fördermitteln machen, sagt er.

Daher wollen Stuhr und Weyhe das LEADER-Projekt gemeinsam angehen. An dessen Anfang steht die Aufstellung eines sogenannten Regionalen Entwicklungskonzepts (REK). Dafür haben die Kommunen das Bremer Stadtplanungsbüro Plan-Werkstadt um Gerd Reesas engagiert. In dem Konzept müssen die "Spielregeln und Strukturen" definiert werden, erklärt der Ingenieur. Es soll festlegen, welche Kriterien für mögliche Projekte gelten sollen. Das können zum Beispiel die Nachhaltigkeit oder ein hoher Anteil der Beteiligung von Frauen sein, berichtet er. Konkrete Projekte werden in dem Konzept noch nicht aufgenommen.

Was später nach den eigens aufgestellten Richtlinien gefördert wird, entscheidet eine neu gebildete lokale Aktionsgruppe. Diese besteht zum einen aus Vertretern der Verwaltung. Die Mehrheit sollen aber "Wirtschafts- und Sozialpartner", also Verbände und Vereine, haben, so Reesas. "Das Entwicklungskonzept kommt aus der Bevölkerung", betont der Planer. Daher soll die Gruppe mit "Schlüsselpersonen" aus der Einwohnerschaft besetzt werden. Eine solche Gruppe könne zwischen 15 und 50 Teilnehmern groß sein. "Je kleiner sie ist, desto arbeitsfähiger ist sie. Je größer, desto mehr Facetten werden abgebildet", sagt Reesas. Die Gruppe sei dann auch für den Etat und die Entscheidung zur Förderfähigkeit der Projekte verantwortlich.

Daher ist auch die Bevölkerung schon im ersten Schritt des Projekts zur Beteiligung aufgerufen. Am Anfang steht dabei eine Online-Informationsveranstaltung am Donnerstag, 16. Dezember. Dann sind alle Interessierten aus den beiden Gemeinden eingeladen, sich über das Vorgehen zu informieren. Einen Tag danach wird drei Wochen lang eine Online-Befragung freigeschaltet, bei der erste Ideen für Projekte gesammelt werden sollen, erklärt Reesas die ersten Schritte. Eine Präsenzveranstaltung sei zunächst nicht geplant, sagt Stephan Korte. Mit den Online-Varianten habe die Gemeinde schon bei der Aufstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek) für den Ortskern Alt-Stuhr gute Erfahrungen gemacht, sieht er kein Problem im reinen Online-Angebot. Auch in Weyhe habe es mit dem "Digitaldialog" positive Erfahrungen mit der Online-Bürgerbeteiligung gegeben, sagt Weyhes Gemeindesprecher Sebastian Kelm.

Aber welche Projekte könnten durch das neue Förderprogramm profitieren? Der Weyher Stadtplaner Max Serzisko sieht dort verschiedene Handlungsfelder. Zum Beispiel den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz. "Da haben wir in der jetzigen Win-Region schon zusammengearbeitet", sagt er. Ein neuer Schwerpunkt könnte auf der umweltfreundlichen Mobilität liegen. "Die Verlagerung des Individualverkehrs auf den ÖPNV bietet eine riesige Chance", findet Stephan Korte. So verbinde die geplante Linie 8 die beiden Gemeinden nicht nur mit Bremen, sondern auch untereinander. Impulse könne die Linie 8 zudem für die Entwicklung der einzelnen Ortskerne geben, findet Serzisko. Darüber hinaus könnte das soziale Leben in Vereinen von Fördergeldern profitieren.

Gerd Reesas rechnet für die fünfjährige Förderperiode mit einem Betrag von rund einer Million Euro. Das sei zwar nicht ausgesprochen viel, setze aber den Rahmen für das Konzept. "Damit können keine großen investiven Maßnahmen gefördert werden", sagt er. Das sei aber auch gar nicht das Ziel. Vielmehr gehe es um die Art und Weise, wie die Investitionen ausgestaltet werden können. So werde es keinen Zuschuss zur Verlängerung der Linie 8 geben, aber vielleicht für gezielte Vorhaben rund um die Haltestellen, erklärt er. Wichtig sei aber, dass die Projekte möglichst gemeindeübergreifend sind, findet Stephan Korte. Konkrete Vorhaben könnten dann bis zu 80 Prozent gefördert werden.

Nach den ersten Bürgerbeteiligungen in diesem Jahr soll dann bis Ende März 2022 das REK fertiggestellt sein. Vor der Abgabe sollen die Bürger erneut beteiligt werden. Eine Frage solle jetzt aber zeitnah geklärt werden: So braucht die neue Förderregion einen eigenen Namen, denn Syke, Bassum und Twistringen und das neu dazustoßende Bruchhausen-Vilsen firmieren weiterhin als Win-Region. "Wir hoffen auf etwas Pfiffiges", setzt Reesas auf Vorschläge aus der Bevölkerung.

Die Online-Auftaktveranstaltung zur neuen Förderregion der Gemeinden Stuhr und Weyhe findet am Donnerstag, 16. Dezember, in der Zeit von 18.30 bis 19.30 Uhr über die Video-Plattform Zoom statt. Dabei soll über mögliche Handlungsfelder und Entwicklungsziele, aber auch über die Beteiligungsmöglichkeiten informiert werden. Eingeladen sind alle Interessierten aus Stuhr und Weyhe. Zur Teilnahme ist ein Anmeldung per E-Mail an rek@plan-werkstadt.de notwendig. Zugangsdaten werden dann verschickt. An die Veranstaltung schließt sich ab dem 17. Dezember eine Online-Bürgerbeteiligung an. Für weitere Fragen stehen im Stuhrer Rathaus Melanie Roos (04 21 / 5 69 53 55, m.roos@stuhr.de) und Marc Plitzko (04 21 / 5 69 53 51, m.plitzko@stuhr.de) sowie im Weyher Rathaus Max Serzisko (0 42 03 / 7 11 08, serzisko@weyhe.de) zur Verfügung.

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