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Interview zum Ortskern Brinkum Rolf Specht: "Unter Umständen wird es nicht die Familie Gefken"

Wer das künftige Hotel im Ortskern Brinkum betreiben soll, ist noch offen. Auch hat die Kreissparkasse Interesse an Räumen in den neuen Häusern. Im Interview spricht Investor Rolf Specht über die Pläne.
12.03.2024, 18:01 Uhr
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Rolf Specht:
Von Eike Wienbarg

Herr Specht, in diesem Jahr soll es mit den Bauarbeiten im Brinkumer Ortskern richtig losgehen. Wie sieht aktuell der Zeitplan aus?

Rolf Specht: Wir haben die Bauanträge für Haus 1 und 2 (die beiden neuen Gebäude östlich und südlich des geplanten Marktplatzes, Anm. d. Red.) absprache- und vertragsgemäß bei der Gemeinde eingereicht. Jetzt läuft das Baugenehmigungsverfahren – alles planmäßig. Wir denken, dass wir innerhalb der nächsten drei Monate die Baugenehmigung haben. Dann werden wir mit diesen beiden Häusern wahrscheinlich auch zeitnah anfangen. Im Moment laufen die Gespräche mit Mietern und Käufern. Da sind wir auf einem guten Weg. Insgesamt ist die Immobilienbranche derzeit durch die steigenden Zinsen und die gestiegenen Baukosten ein bisschen erschlafft. Erfreulicherweise gehen die Baukosten ein bisschen wieder auf den Stand, den wir schon einmal hatten, zurück – zumindest in einigen Bereichen. Baufirmen suchen zum Teil wieder Aufträge, weil ihnen Arbeit fehlt. Das war ziemlich zum Erliegen gekommen. Käufer und Fondsgesellschaften sind zurückhaltender geworden. Durch die teureren Zinsen können sie die Rendite nicht mehr erwirtschaften, die sie brauchen. Das verlangsamt das Tempo. Insofern sind wir ganz froh, dass sich das Ganze jetzt ein bisschen hingezogen hat. Wir haben auch nicht so aufs Gaspedal gedrückt. Es soll eben in Ruhe entwickelt werden. Natürlich muss das Ganze auch wirtschaftlich gestaltet werden.

Wann wird mit den ersten Abrissarbeiten begonnen?

Wenn wir die Baugenehmigung haben, werden wir auch zügig abreißen.

Wo soll der Abriss gestartet werden?

Wir beginnen mit dem Gebäude 2, ehemals C. H. Peters, und dann folgt das Hotel.

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Wann wird mit der gesamten Fertigstellung der neuen Gebäude geplant?

Wir rechnen mit etwa 24 Monaten Bauzeit. Dann sind wir mit den Häusern 1 und 2 im Sommer 2026 fertig, mit dem Hotel und dem Seniorenprojekt dann in 2027.

Also verschiebt sich die Fertigstellung ein bisschen nach hinten?

Ja, ein bisschen. Im Moment stabilisieren sich die Zinsen wieder. Dann wird das Ganze vermutlich noch wieder ein wenig beschleunigt und vereinfacht.

Ist das Projekt in Brinkum etwas Besonderes für Sie oder nur eine Investition unter vielen?

Es ist schon etwas Besonderes. Einmal, weil ich selbst aus der Region komme und das natürlich alles wie meine Westentasche kenne. Im heimischen Reich realisiert man natürlich auch gerne Projekte. Es ist mit den vier Häusern, die wir errichten, auch kein kleines, sondern eher ein großes Projekt. Aber wir haben auch schon andere große Projekte realisiert – zum Beispiel den Schuppen 1 und das Designhotel Überfluss in Bremen. Dann sind wir aktuell dabei, auf der Weser-Insel, wo wir auch mit unserem Büro hingezogen sind, ein Projekt mit rund 35.000 Quadratmetern Fläche zu entwickeln. Das hat eine ähnliche Größenordnung wie in Brinkum. Das wird aber auch noch dauern, weil das Genehmigungsverfahren noch läuft. Die Genehmigungsverfahren dauern teilweise ziemlich lange und ziehen sich durch viele Auflagen und Gutachten, die erstellt werden müssen, in die Länge.

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Kann der Kostenrahmen von rund 75 Millionen Euro gehalten werden?

Vor einem halben Jahr, als es mit den Zinsen losging, stiegen auch die Preise. Und die Preise sind auch nicht runtergegangen. Da war es schon so, dass wir rechnen mussten. Denn die Miete, die wir verlangen, um das Ganze zu refinanzieren, muss ja auch in einem Rahmen bleiben. Wir sind nicht in München, wo wir 30 Euro Miete pro Quadratmeter bekommen können, sondern es muss moderat möglich sein. Wir kommen aber wieder langsam in die Richtung der 75 Millionen-Euro-Marke.

Sie hatten die Mieten gerade angesprochen. Es soll in den neuen Gebäuden auch einen gewissen Anteil an "preisgedämpftem" Wohnen geben. Wie soll sichergestellt werden, dass die Mieten vor Ort auch für Normalverdiener bezahlbar sind?

Es gibt gerade wieder KfW-Mittel und von der N-Bank Fördermittel für derartige Wohnungen, die das Bauen ein wenig günstiger gestalten. Diese machen es möglich, dass man günstiger vermieten kann. Es gibt dort zinsfreie oder vergünstigte Kredite, die man bekommen kann, und dadurch ist es möglich. Deshalb halten wir an dem Plan fest. Wir bemerken auch ein größeres Interesse von älteren Menschen, die zentrumsnah, mittendrin wohnen wollen, wo noch Leben und Action ist.

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Im vergangenen Jahr wurde der Gewinnerentwurf für den Marktplatz vorgestellt. Was sagen Sie dazu?

Es ist ein gelungener Entwurf. Ich finde ihn gut. Er säumt den Platz durch die Bäume ein, schirmt von der Straße ab, sodass ein besonderer Charakter für den Marktplatz entstehen kann. Wenn der lebhaft von der Gemeinde und anderen Akteuren bespielt wird, kann sich dort Leben entwickeln, was wichtig ist. Wohnen und Leben im Quartier gewinnt an Bedeutung: Man will vor der Tür Möglichkeiten haben, Essen gehen können. Wir haben ja auch ein Restaurant und ein Café geplant. Also wird es auch genügend Möglichkeiten zum Verweilen geben.

Der Entwurf dient jetzt als Planungsgrundlage. Nehmen Sie als Projektpartner für die Gebäude noch Einfluss auf den Prozess der Marktplatzgestaltung?

Nein, der Platz gehört der Gemeinde und diese hat den Wettbewerb ausgeschrieben. Da haben und nehmen wir keinen Einfluss drauf. Der Marktplatz wird umrahmt von unseren Gebäuden.

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Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stuhr allgemein?

Die Zusammenarbeit läuft angenehm und kooperativ. Mit dem Bürgermeister, dem Bauamtsleiter und den anderen Beteiligten haben wir da eine sehr gute Gesprächsbasis. Wir besprechen alle Themen miteinander und sind sehr angetan. Das haben wir auch schon anders erlebt. Man ist für das Projekt sehr aufgeschlossen und sieht, dass es für Brinkum wichtig ist, dass ein Ortskern entsteht.

Wie weit sind die Gespräche mit möglichen Mietern?

Wir sind in vielen Gesprächen. Es gibt Mietinteressenten für die gewerblichen Räume, für die Wohnungen ist es noch ein bisschen früh. Viele haben aber schon Kontakt aufgenommen oder lassen sich vormerken – sowohl zur Miete als auch zum Kauf.

Zwischendurch wurden Befürchtungen geäußert, dass die Läden an der Syker Straße durch die neuen Geschäfte im Ortskern ein wenig leiden könnten. So wurde auch ein Spiegelbild der Läden befürchtet.

Ich denke, dass die Geschäfte dort eher profitieren. Das sind alles kurze Wege, wo man zu Fuß rübergehen kann. Viele werden auch mit dem Fahrrad kommen. Je mehr Menschen in den Ortskern kommen, desto mehr werden auch die Geschäfte frequentiert – zum Beispiel der Juwelier Mahlstedt.

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Relativ neu in den Planunterlagen ist, dass die Kreissparkasse Räume im Gebäude 1 haben möchte. Welche Rolle spielt die Bank dort?

Die Kreissparkasse ist interessiert, auf die Zukunft gerichtete Räumlichkeiten anzubieten. Ihr Gebäude ist ja schon ein bisschen älter. Heute sind Anforderungen an eine Bank andere geworden. Sie sind an einem Teil im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss interessiert.

Können Sie etwas Konkreteres sagen oder ist es erstmal nur ein Interesse?

Nein, das ist schon weitergehend. Wir stehen davor, Verträge zu machen.

Würde dann der alte Standort aufgegeben werden?

Die andere Seite würde dann aufgegeben werden. Da sind wir in Gesprächen, dass wir dort auch etwas entwickeln.

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Als Frequenzbringer für den neuen Ortskern war immer ein Super- oder Bio-Markt im Gespräch. Wie ist da der aktuelle Stand?

Es gibt aus dem Bio-Markt-Bereich einen Interessenten. Der wäre auch wichtig. Und es gibt auch einen Drogerie-Markt als Interessenten. Beides wären Frequenzbringer. Ich finde auch wichtig, dass wir zwei Partner finden, die etwas Größeres vorhaben.

Gehen wir nochmal auf die andere Seite des Marktplatzes. Dort soll ein neues Hotel entstehen. Das war ein Kernpunkt der Planungen. Wie laufen dort die Gespräche?

Wir sind mit der Familie Gefken im Gespräch. Unter Umständen wird es aber auch nicht die Familie Gefken. Das könnte sein. Wir haben aber mehrere andere Interessenten, die dort vorhaben, ein Hotel zu betreiben. Der Standort ist für ein Hotel ein guter Standort. Ein größeres Hotel gibt es in der Umgebung nicht. Von daher passt es in die Landschaft und Bremen ist ja nur einen Steinwurf entfernt.

Von der Gemeinde wurde ja oft hervorgehoben, dass die Tradition der Familie Gefken dort weitergeführt wird. Wie kam jetzt das Umdenken zustande?

Das war eine Entscheidung der Familie. Sie hat aktuell ja den Standort verlassen und ist in Delmenhorst. Ein Schwerpunkt ist bei Gefkens das Catering-Geschäft und gar nicht so das Hotelgeschäft. Das war vorher auch nicht im Vordergrund. Ich vermute, dass sie ihren Schwerpunkt zum Catering verlagern.

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Wann werden da Entscheidungen getroffen?

Ich denke, es wird in den nächsten zwei, drei Monaten feststehen, wer der Betreiber wird.

Das Interview führte Eike Wienbarg.

Zur Person

Rolf Specht

ist 1952 in Bremen geboren und in Weyhe aufgewachsen. Seinen beruflichen Werdegang begann er als Beamter bei der Deutschen Bundespost im mittleren Dienst. Nachdem er 1980 sein eigenes Unternehmen im Finanzdienstleistungsbereich gegründet hatte, begann er 1988 mit dem Aufbau der damaligen Residenz-Gruppe Bremen, die 2017 in Specht-Gruppe umbenannt wurde. Bis heute hat das Unternehmen über 150 Immobilien im Pflege- und Gesundheitsbereich realisiert, betreibt 32 Pflegeeinrichtungen sowie den Weser-Pflegedienst mit sechs Standorten. Als Investor ist Specht Partner der Gemeinde Stuhr für die Ortskernentwicklung in Brinkum. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Bremen.

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