Stuhr-Brinkum. Dem Areal rund um den geplanten Marktplatz im Brinkumer Ortskern stehen in den kommenden Monaten und Jahren ereignisreiche Zeiten bevor. Alte Gebäude werden abgerissen, vier neue werden gebaut. Hinzu kommt ein neugestalteter Platz in der Mitte. Das geht allerdings auch mit der Fällung einiger Bäume einher, was vor allem Anwohnern nicht ganz so gut gefällt. "Ich bedauere das sehr", sagt Regina Baumgart. Sie wohnt an der Jahnstraße im Osten der Fläche und hat bereits die ersten Fällungen mitbekommen. Da waren teils "außergewöhnliche Bäume dabei, die schon seit Jahrzehnten vor Ort wachsen", sagt sie weiter. Die Fällungen stören sie sehr. "Es wird alles eher städtischer und weniger grün", befürchtet Baumgart, wenn sie auf die Pläne für die neuen, hohen Gebäude schaut. Doch was ist in puncto Bäume überhaupt geplant?
Welche Bäume sind von den Fällungen betroffen?
"Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir von circa 21 Bäumen im Bereich der Häuser 1 und 2 aus", sagt Stuhrs Gemeindesprecher Frank Meierdiercks auf Anfrage des WESER-KURIER. Damit ist der Bereich östlich und südlich des geplanten Marktplatzes gemeint, auf dem zwei neue Wohn- und Geschäftshäuser entstehen sollen. "Im Bereich von Haus 3 werden es circa acht Bäume sein, die weichen müssen", sagt Meierdiercks weiter. Dabei handelt es sich um das Areal im Norden und westlich der Bremer Straße, auf dem laut Angaben der Investoren um den Leester Rolf Specht eine Pflegeeinrichtung entstehen soll.
"Bei den Bäumen handelt es sich hauptsächlich um Ahornbäume, Roteichen und Linden. Einige von diesen Bäumen fallen aufgrund des geringen Baumumfangs mit weniger als 80 Zentimetern nicht unter die Baumschutzsatzung", erklärt der Gemeindesprecher und ergänzt: "Die Gemeinde wird unabhängig davon für jeden Baum, der gefällt werden muss, eine Ausgleichspflanzung vornehmen."

So stellen sich die Planer den Marktplatz in Brinkum vor.
Im Bereich des ehemaligen Hotels Bremer Tor müssen noch vier kleine Laubbäume weichen. Dabei handelt es sich laut Gemeindeangaben um Zierbirnen. Für die bereits fertiggestellte neue Haltestelle Marktplatz auf dem ehemaligen Parkplatz hinter dem Bremer Tor wurden bereits zwei Bäume an der Syker Straße durch den Baubetriebshof der Gemeinde Stuhr gefällt. "Hierbei handelte es sich um zwei Ahornbäume", so Frank Meierdiercks. Bereits im Sommer 2022 mussten vier Bäume (Ahorn, Robinie und Pappel) weichen. Auf der Haltestellenfläche sollen im Frühjahr Ausgleichspflanzungen vorgenommen werden. Laut dem Plan der Gemeinde sollen dort acht neue Bäume gepflanzt werden. Die große Eiche südlich des Hotelgebäudes ist als "stadtbildprägend" gekennzeichnet und soll erhalten bleiben. "Während der Bauphase wird dieser Baum besonders geschützt", betont Meierdiercks.
Auf dem Gelände des ehemaligen ZOB wurden bereits sechs Bäume – darunter Ahornbäume und Eichen – durch den Baubetriebshof gefällt. "Im Zuge der Marktplatzgestaltung wird hier nicht nur ein Ausgleich durch Baumpflanzungen und Staudenflächen vorgenommen, sondern wie dem Siegerentwurf des erfolgreichen Marktplatzwettbewerbes zu entnehmen ist, liegt in der Baumbepflanzung ein großer Schwerpunkt des neuen Marktplatzes, der eine Wohlfühlatmosphäre schaffen wird, die zum Verweilen einlädt", sagt Meierdiercks und spricht den vor Kurzem präsentierten Entwurf des Planungsbüros Landschaftsarchitektur+ aus Hamburg an. Dieser sieht unter anderem eine Reihe von Bäumen an der Kreuzung Syker Straße/Bassumer Straße/Bremer Straße vor. Auf der Südostseite des Platzes soll ein Teil des Baumbestands erhalten bleiben, erläuterte Planer Felix Holzapfel-Herziger kürzlich im Stuhrer Gemeinderat.
"Sollten weitere Bäume im Zuge der Ortskernentwicklung Brinkum gefällt werden müssen, wird ein Ausgleich im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens festgelegt. Grundsätzlich werden wir versuchen, jeden Baum zu erhalten, der schützenswert ist", sagt Frank Meierdiercks. Weitere Baumfällarbeiten seien aktuell noch nicht terminiert.
Gibt es eine Alternative zu den Fällungen?
Regina Baumgart bringt auch das Versetzen alter Bäume an einen neuen Platz ins Spiel. Darauf hat die Stuhrer Gemeindeverwaltung aber eine klare Antwort: "Das Versetzen von Bäumen würde einerseits sehr hohe Kosten erzeugen. Andererseits haben es größere Bäume schwer, wieder anzuwachsen. Aufgrund der vorgenannten Gründe werden keine Versetzungen von Bäumen vorgenommen werden können", sagt Gemeindesprecher Meierdiercks.
Werden die Anwohner über die Fällungen informiert?
Anwohnerin Regina Baumgart störte sich ebenfalls daran, dass einige Bäume ohne eine Information der Anwohner gefällt wurden. Generell sei die Regel in der Gemeinde, dass die Anwohner nur informiert werden, wenn sie "unmittelbar von den Baumfällungen oder den Baumfällarbeiten betroffen" sind, teilt Frank Meierdiercks dazu mit. "Wenn es im Rahmen der Ortskernentwicklung zu größeren Baumfällarbeiten kommen sollte, werden die Anwohner darüber rechtzeitig informiert", verspricht er.
Wie steht es um die Kosten?
Grundsätzlich trete bei den Fällungen die Baumschutzsatzung der Gemeinde Stuhr in Kraft. Daher sei eine Genehmigung einzuholen. Die Fällungen werden dann durch den Baubetriebshof umgesetzt. "Dementsprechend entstehen diesbezüglich keine zusätzlichen Kosten", erklärt Meierdiercks mit Blick auf die möglichen Kosten der Fällungen. Die Gesamtkosten für die Ausgleichspflanzungen könnten aktuell noch nicht beziffert werden.