Die Gemeinde Stuhr ist einem eigenen Schwimmbad am Mittwochabend wieder ein gutes Stück näher gekommen. Der Gemeinderat hat während seiner Sitzung im Rathaus das Raum- und Energiekonzept beschlossen und sich außerdem als Betriebsform für einen Regiebetrieb der Gemeinde ausgesprochen. Bis zur Eröffnung ist es trotzdem noch ein weiter Weg: Läuft alles nach Plan, kann 2028 das erste Mal in dem Hallenbad auf dem Schützenplatz in Brinkum geschwommen und geplanscht werden.
Schon vor über zwei Jahren hatte der Gemeinderat den grundsätzlichen Beschluss gefasst, auf dem Gelände an der Bassumer Straße ein Schwimmbad zu errichten. Mehrere Varianten standen damals zur Auswahl, die Wahl fiel auf die sogenannte Variante M2, wie Kerstin Frohburg, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Freizeit im Rathaus, zu Beginn der Sitzung noch einmal erläuterte. Diese sah ein Hallenbad mit einem 25-Meter-Sportbecken (sechs Bahnen, Sprungblöcke sowie Sprungturm mit einem Ein-Meter-Brett und einer Drei-Meter-Plattform), ein Kursbecken mit Hubboden, einen Eltern-Kind-Bereich, eine Liegewiese außen und eine zu öffnende Fassade, ein Warmbecken und einen Sitzbereich mit Tresen für Gastronomie vor.
Architekturbüro und Generalplaner
Um diese Pläne mit Leben zu füllen, hat die Verwaltung sich zum einen in einer internen Projektgruppe durch diverse Experten im Bäderbau und -betrieb sowie mit den Nachbarkommunen beraten. Außerdem wurden die Firmen pm.a als Projektsteuerer und Krieger Architekten/Ingenieure als Generalplaner beauftragt. Für Krieger Architekten/Ingenieure stellte Jochen Batz während der Ratssitzung nun basierend auf den Vorgaben der Gemeinde ein erstes Raum-, Funktions- und Beckenprogramm vor.
So sind im Eingangsbereich eine Kasse mit Tresen, ein zusätzlicher Kassenautomat, Automaten für Getränke und Snacks sowie ein Loungebereich vorgesehen. Der Loungebereich kann laut Batz durch eine mobile Wand vom Foyer abgetrennt werden und bietet mit einem Küchentresen die Möglichkeit, mitgebrachte Speisen und Getränke zu kühlen und den Raum etwa für Feiern oder Besprechungen von Vereinen sowie des Bad-Personals zu nutzen. Auch einen separaten Eingang sehen die Pläne vor.
Umkleiden und Duschen
Im Umkleidebereich hat der Architekt zwölf Einzelumkleiden und fünf Sammelumkleiden geplant. Für Männer und Frauen gebe es jeweils einen Sanitärbereich mit Duschen und Toiletten, zudem ist ein Umkleide- und Sanitärbereich zur genderneutralen Nutzung vorgesehen. Gäste mit Behinderung erreichen einen Umkleide- und Sanitärbereich auf kurzem Weg vom Eingang, um von dort direkt in die Schwimmhalle zu gelangen. Im Umkleidebereich wurde ebenso an Platz für Föhne sowie zum Abstellen von Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen gedacht.
Das große 25-Meter lange Sportbecken verfügt laut Batz über eine Wassertiefe von 1,25 Metern im Nichtschwimmer-Bereich sowie von 3,50 Metern im Bereich des Sprungturms. Beim Kursbecken soll ein 12,50 mal zehn Meter großer Scheren-Hubboden installiert werden, sodass die Wassertiefe von zehn Zentimetern bis 1,80 Metern verstellt werden kann. Das Kinderplanschbecken soll ebenfalls verschiedene Wassertiefen bekommen, auch sind Wasserspielelemente vorgesehen. "Das wird alles noch weiter ausgestaltet", wies Batz auf den frühen Stand der Planungen hin. Das Warmbecken wird laut Sitzungsvorlage etwa 50 Quadratmeter groß und soll auch eine Sitzbank mit Sprudeldüsen bekommen.

Vertreter von Verwaltung, Architekturbüro und Projektplaner stellten die Pläne für das Hallenbad vor.
Für die Badeaufsicht hat der Architekt sich für eine Position in der Mitte entschieden. Das ermögliche einen guten Blick auf alle Bereiche, so Batz. Dem Personal stehen außerdem eigene Umkleiden und ein Aufenthaltsraum mit Teeküche und Büro inklusive zwei Arbeitsplätzen zur Verfügung. Die Badtechnik ist im Untergeschoss untergebracht. Die Lüftungszentrale soll im Obergeschoss oberhalb des Kursbeckens und des Eltern-Kind-Bereichs Platz finden. Aus energetischen Gründen soll auf eine zu öffnende Fensterfront verzichtet werden und stattdessen ein Zugang zur Terrasse über Flügeltüren ermöglicht werden.
Erschlossen wird das Grundstück über die derzeitige Zufahrt neben der Schützenhalle, die dann vom Schützenverein als auch von den Badegästen genutzt werden soll. "Wie bisher stehen dem Schützenverein und dem FTSV Jahn Brinkum 13 Stellplätze direkt an der Zufahrt zur Verfügung", heißt es in der Vorlage. Für das Hallenbad sehen die Pläne 40 Parkplätze sowie 77 Fahrrad-Stellplätze vor, ebenso eine Busspur für Schulbusse.
PV-Anlage auf dem Dach
Das Gebäude wird im Bereich des Nebentraktes etwa sechs Meter hoch werden und im Bereich der Schwimmhalle knapp zehn Meter. Der Nebentrakt soll ein Gründach bekommen und auf der Schwimmhalle ist eine Photovoltaikanlage vorgesehen. Die Fassade ist mit einer Kombination aus Holz- und Fensterelementen geplant. "Für die Holzfassade sind unterschiedliche Lattungen vorgesehen, um einen 3D-Effekt zu erzielen", sagte Batz. Für die Energieversorgung habe man verschiedene Varianten untersucht und sich für eine Variante entschieden, die mit einem Anteil von knapp 88 Prozent regenerativer Energien den besten ökonomischen und ökologischen Wert erziele. Auf Nachfrage erklärte Batz, dass die PV-Anlage schätzungsweise rund 60 Prozent des Gesamtbedarfs liefere.
Für den Projektsteuerer pm.a ging Christian Scharlau anschließend auf Kosten und Zeitplan ein. Demnach würden die Baukosten bei 18,57 Millionen Euro liegen, inklusive der Nebenkosten sei von Gesamtkosten von 23,58 Millionen Euro netto auszugehen. Das Einreichen des Bauantrags sieht der Zeitplan für März 2025 vor, den Baubeginn für Februar 2026. "Wir gehen von zwei Jahren Bauzeit aus, das muss man bei so einem komplexen Vorhaben schon einplanen", so Scharlau.
Bürgermeister Stephan Korte erläuterte die Entscheidung für die Betriebsform als Regiebetrieb. Vorteile seien eine separate Wirtschaftsführung, eine hohe Identifikation des Personals und keine erhöhten Overhead-Kosten etwa durch Einstellung eines Geschäftsführers. Für das Schwimmbad geht Kerstin Frohburg von zehn bis zwölf Mitarbeitern aus, wobei nicht alle in Vollzeit tätig sein würden. Das komme auch auf die Öffnungszeiten an. Auf Nachfrage sprach sie von jährlichen Betriebskosten von 500.000 bis 600.000 Euro. "Der hohe Energiestandard wirkt sich gut auf die Betriebskosten aus", sagte sie.
Viel Lob für die Pläne
Aus den Fraktionen gab es überwiegend viel Zustimmung. Britta Buttelmann (Grüne) wies auf die gestiegene Anzahl von Nichtschwimmern hin. "Es wird Zeit", sagte sie deshalb im Hinblick darauf, dass Stuhr dann für das Schulschwimmen ein eigenes Schwimmbad hat. Darüber hinaus sei es aber auch "ein Schwimmbad für alle". Rolf Meyer (SPD) sprach von einem stimmigen Konzept. "Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Badebetrieb sind gegeben", sagte er. Uwe Schweers (CDU) kritisierte, dass außer den Schülern der Brinkumer Schulen alle anderen dennoch weiterhin mit dem Bus zum Schwimmen gefahren werden müssen. "Man hätte doch die Lösung wählen sollen, dass jede KGS ein eigenes Bad bekommt", warf er ein. Michael Schnieder (AfD) störte sich am vorgesehenen Genderbereich. "Ich habe Schwierigkeiten mit der Verhältnismäßigkeit", sagte er und beantragte, die dafür vorgesehene Fläche anderweitig zu nutzen. Der Antrag wurde von allen anderen Ratsmitgliedern abgelehnt.
Der Beschluss für das aktualisierte Konzept fiel am Ende mit großer Einigkeit. Neben zwei Enthaltungen (eine von Schnieder und eine aus den Reihen der CDU) stimmten alle für die Pläne.