Stuhr-Brinkum. Besonders der ausgewählte Standort für das geplante Hallenbad auf dem Schützenplatz an der Bassumer Straße in Brinkum hat bei der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung am Donnerstag im Stuhrer Rathaus für Diskussionsstoff gesorgt. Etwas mehr als ein Dutzend Stuhrer, darunter auch Ratsmitglieder, hatten sich im Ratssaal versammelt.
Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann blickte auf die bisherigen Entscheidungsprozesse zurück. Im November 2020 hatte es den ersten Ratsbeschluss zum Bau eines Schwimmbades gegeben, das neben einem Sport- und Kursbecken auch einen Eltern-Kind-Bereich, ein 50 Quadratmeter großes Warmbecken mit Sprudeldüsen drinnen, eine Liegewiese inklusive zu öffnender Fassade sowie einen Sitzbereich mit Tresen umfassen soll. Im Frühjahr hatte sich Gemeinderat mehrheitlich für den Standort an der Bassumer Straße und gegen den am Brunnenweg entschieden (wir berichteten).
Hauptgründe dafür waren laut Stadtplaner Peter Schütte, dass es dort "keine Flächenkonkurrenz zum Sportprogramm" gebe, der Ort fußläufig erreichbar für die Schüler der Kooperativen Gesamtschule (KGS) am Brunnenweg sei und es durch die künftige Linie 8 eine gute ÖPNV-Anbindung geben werde. Eine Voruntersuchung der Lärmemissionen habe zudem ergeben, dass die Werte unter der zulässigen Grenze liegen. Pro Jahr werde von einer Besucherzahl von 92.900 ausgegangen.
Weil auf dem Areal bisher die Bezeichnung "öffentliche Grünfläche" festgesetzt ist, muss für den Hallenbad-Bau zunächst ein Teil des Bebauungsplanes "Grünanlage an der B 51" neu aufgestellt werden mit der Zweckbestimmung "Hallenbad/Liegewiese/öffentliche Zwecke". Bevor sich die Politik jedoch mit der weiteren Bauleitplanung befasst, hatten nun am Donnerstag Bürger die Gelegenheit, Anregungen einzubringen, die dann in der nächsten politischen Beratung besprochen werden sollen.
Wie weit das Hallenbad von den angrenzenden Grundstücken entfernt sein wird, interessierte etwa eine Anwohnerin. Bisher liege noch keine konkrete Gebäudeplanung vor, sagte Schütte – anders als beim Ortskern Brinkum, der in der Sitzung ebenfalls Thema war. "Da muss auf jeden Fall eine Pufferzone hin", sagte die Bürgerin. Schon jetzt würden Jugendliche über den Zaun zum Fußballspielen auf der Wiese klettern. Sie sei Bäckerin, ihre Eltern hatten das Grundstück in Nachbarschaft zum Schützenplatz vor 60 Jahren gekauft. "60 Jahre hatten wir Ruhe, nun werden wir Beschallung von beiden Seiten haben", spielte die Anwohnerin auch auf die Straßenbahn an, die in dem Bereich fahren soll und deren tatsächliche Nutzung sie anzweifelte. Mit Sorge betrachte die Bürgerin den künftigen Lärmpegel, besonders wegen des Außenbereiches. Das notwendige Lärmgutachten beziehe die Geräuschfaktoren des Umfeldes ein und stelle eine Prognose an, erklärte daraufhin Christian Strauß, Fachdienstleiter Stadtplanung bei der Stuhrer Gemeindeverwaltung. Das erwartete Lärmaufkommen durch Straßenbahn, Discgolf-Anlage und Schwimmbad für das Wohngebiet werde berücksichtigt. "Im Zweifel kann eine Lärmschutzwand aufgestellt werden. Eine andere Möglichkeit, die hier wohl nicht zur Anwendung kommen würde, wären beschränkte Nutzungszeiten", erklärte Strauß und betonte: "Ihr Anspruch auf Lärmschutz wird sich dadurch nicht verändern."
Ein weiterer Anwohner zeigte sich irritiert ob der Pläne, da auf der Grünfläche eigentlich vor 21 Jahren Bauland entstehen sollte, was jedoch aufgrund eines Lärmgutachtens gescheitert sei. Laut Christian Strauß war damals eine andere Lärmart betrachtet worden. Der Schützenplatz diente bisher vereinzelt als Schauplatz für Veranstaltungen, etwa Zirkus, Schützenfest oder Gewerbeschau. Dabei galten andere Lärmtoleranzen als bei einer kontinuierlichen Nutzung der Fläche durch Bebauung. Der Bürger entgegnete, dass die vereinzelte Beschallung an Festtagen nicht vergleichbar sei mit einer Öffnung sieben Tage die Woche. Die Gemeinde werde dem nachgehen und falls nötig Vorkehrungen zum Lärmschutz treffen, sicherte Bettina Scharrelmann zu.
Eine Bürgerin aus dem Publikum wollte zudem wissen, warum überhaupt ein Hallenbad mitten in einem Wohngebiet realisiert werden solle. Die Schüler der KGS müssten so ohnehin die Bassumer Straße überqueren, am Brunnenweg hätten sie einen direkten Weg gehabt.
Die KGS möchte sich perspektivisch weitere Sportflächen freihalten, erklärte Scharrelmann, warum die Entscheidung gegen den Brunnenweg gefallen war. Zudem werde die Straßenbahn in direkter Nähe zum Schützenplatz halten. "Wir wollen Möglichkeiten schaffen, dass man nicht mit dem Auto anreist", sagte sie. Gutachten von Experten hätten klar die Bassumer Straße als Favoriten ausgewiesen. Die Gemeinde Weyhe baue ein Schwimmbad und plane dann das Drumherum, in Stuhr werde ein Hallenbad jedoch mitten in bestehende Bebauung gesetzt, gab eine Bürgerin zu bedenken. Ein weiterer Bürger sah ebenfalls, dass "viele Argumente für den Brunnenweg" sprechen. So auch die Nähe zum Blockheizkraftwerk, das noch nicht voll ausgelastet sei. "Die Nutzwärme könnte an ein Hallenbad in der Nähe gehen."
Befragung der Stuhrer gefordert
Die Bauleitplanung werde noch mindestens ein Jahr beanspruchen. "Wenn der Bebauungsplan durch ist, würden wir umgehend mit dem Bau anfangen", sagte Scharrelmann zum weiteren Zeitplan. Wenn alles glatt läuft, könnte der Bau 2024 starten. Einige der anwesenden Bürger sahen in der Standortwahl nicht den mehrheitlichen Willen der Stuhrer umgesetzt, sodass die Frage nach einer Bürgerbefragung laut wurde. Die Anregungen würden im Protokoll für die nächste politische Beratung aufgenommen, so die Verwaltung. In der öffentlichen Sitzung und bei der Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfs gebe es dann die nächste Möglichkeit der Bürger, Eingaben zu den Plänen zu machen.