„Ich bin zurück, zurück von dort, wo der Pfeffer wächst, zurück vom Asphalt zum Mount Everest.“ – Flo Mega hat es wieder einmal geschafft: Der Soulman nahm am Sonntag im Rahmen des Gartenkultur-Musikfestivals während eines Open-Air-Konzertes auf Gut Varrel seine Fans mit auf eine große Reise durch seine poetische Gefühlswelt. Mit seiner warmen und klangvollen Stimme begeisterte der Musiker sein Publikum, hatte Soul, Funk, Pop und Hip-Hop im Gepäck. Seine Stimme: warm, kratzig und eben soulig. „Moin, Moin Universum, ich wär dann jetzt so weit“singt der Musiker zur Begrüßung der 750 Gäste, das Konzert war ausverkauft.
Schon vor Beginn des Events hielten Anwesende Zettel mit Ticketgesuchen hoch, doch letztendlich haben es wohl alle Anhängerinnen und Anhänger auf das Gutsgelände geschafft. Das Konzert begann fast eine Stunde später als angekündigt. Grund dafür war der aufwendige Soundcheck. Das war vielleicht nur für die anwesenden Kinder ein Problem, sie mussten am nächsten Tag zur Schule. „Wir können nicht bis zum Ende bleiben, sonst wird es zu spät“, meinte ein Vater schon etwas traurig. Für alle anderen Gäste war das Konzert ein Fest mit Cocktailbar und Co., um den Abend so richtig zu genießen.
Texte machen nachdenklich
Oft ist es seine mitreißende deutschsprachige Musik, die von ihrem Abwechslungsreichtum, dem Wortwitz und den hochwertigen Texten getragen wird. Mit seinen Liedern gibt er sich häufig als Stimmungsmacher, obwohl seine Texte auch nachdenklich machen. „Deine Freunde werden glauben, dass ich scheiße bin, meine Freunde werden heute mit mir feiern gehen“, singt Flo Mega, der mit bürgerlichem Namen Florian Bosum heißt, in dem Song „Ferddich“ über das Ende einer Beziehung und betont: „Zugegeben, die guten Zeiten, die fehlen mir schon. Darum pack' ich sie alle auf eine Festplatte. Soll nicht heißen, dass ich panisch an dir festhalte.“ Klar, diese Stücke kennt jeder der Anwesenden. Es wird mitgesungen, sich im Takt bewegt. Das Publikum versteht den Mann auf der Bühne, auch wenn es eine durchaus sympathische Interpretation der typischen Herzschmerz-Ballade ist. Die Anwesenden wippen eher mit, als in ein Taschentuch zu schnäuzen. Auch bei dem zweiten Trennungslied „Arschlochengel“ wird es nicht traurig, sondern eher laut, weil jeder mitsingt. „Der Mann spricht mir aus der Seele“, war zu hören.
Es folgen Songs wie „Hinter dem Burnout“, „DDR“, „Du bist eine Blume“, „Auf der Strecke“, „Du fehlst“, „Schuhe meines Vaters“ oder „Lady“ und „BÄM“. Dabei wurde Flo Mega von Backgroundsängerin Khadidja Kohrs, Sänger Ben Fellbusch sowie DJ Ataxy (Florian Etzel) unterstützt.
Flo Mega ist einer, der sein Publikum mit seiner Kunst um den Finger wickelt, zum Lachen bringt und dabei berührt. Seine Songs sind meist Ohrwürmer, mal liebevoll, mal launig oder experimentell, mit Texten, die auch die weiche Seite des Sängers zeigen und oft zum Kontrast der Melodien stehen.
Der 44-Jährige macht, was er will, brennt auf der Bühne, tanzt und zuckt wie Joe Cocker und hat durchaus auch Hüftschwünge drauf. Schon dafür muss man ihn mögen. Zudem ist er eine Plaudertasche, erzählt vom Aufhören mit dem Rauchen und vom Abnehmen, aber auch von den Leuten, die an seinem Haus im Bremer Viertel vorbeigehen und seine Songs blöd imitieren: „Manchmal verletzt mich das.“ Stolz ist er darauf, dass er mit dem Fahrrad entlang der Bäke nach Varrel gekommen ist.
Die begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer bedankten sich nach dem zweistündigen Konzert mit langem Beifall und entließen den Soulman nicht ohne Zugabe. Und darauf haben sie alle gewartet: Noch einmal der Song „Zurück“, mit dem er den zweiten Platz beim Bundesvision Song Contest 2011 belegt hat. Dazu sang das Publikum im Chor. Es waren immer wieder diese Gänsehautmomente, die zusätzlich für Emotionen sorgten. Zum Abschluss bedankte sich Flo Mega sichtlich gerührt.