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Nautiker, Finanzwirt und Opa Wolfgang Wendt aus Varrel wird 90

Wolfgang Wendt aus Varrel feiert am 20. Juli seinen 90. Geburtstag. Was der gebürtige Bremer in 90 Jahren erlebt hat.
20.07.2025, 06:00 Uhr
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Wolfgang Wendt aus Varrel wird 90
Von Malte Oehl

"Ich hatte ein reges Leben, was ich mir gar nicht hätte erträumen können." Mit diesen Worten blickt Wolfgang Wendt zurück. An diesem Sonntag, 20. Juli, feiert er seinen 90. Geburtstag. Als der gebürtige Bremer während des Zweiten Weltkriegs als Siebenjähriger nach Süddeutschland evakuiert werden musste, konnte er noch nicht ahnen, wie abwechslungsreich und spannend sein Leben mal werden würde.

Geprägt durch älteren Stiefbruder

Während seiner Kindheit, die der heutige Varreler im ländlichen Odenwald verbrachte, erzählte ihm sein älterer Stiefbruder bei seinen Heimatbesuchen häufig von Abenteuern, die er auf hoher See erlebt hätte. Das geplante Chemiestudium in München, das seine Eltern gerne für ihn gesehen hätten, "das fiel ins Wasser", erzählt Wendt. Heute kann er darüber lachen. Mit einem Seesack bepackt und mit zu großen Stiefeln, die Wendt von seinem Vater übernahm, ging es für den damals 17-Jährigen nach Hamburg. "Zieh dich um, geh ans Deck und fang an zu arbeiten", sagte ihm der Kapitän auf Plattdeutsch. Als er diesen damals fragte, ob er denn auch mal ans Steuerrad dürfe, bekam er die Antwort: "Mehr als dir lieb ist." "Da war ich stolz wie Oskar, dass ich am ersten Tag direkt steuern durfte", erzählt Wendt mit leuchtenden Augen. Direkt auf seiner ersten Tour von Hamburg nach Mäntyluoto an der finnischen Westküste bekam er aber auch die Schattenseiten des Seemannberufs zu spüren; ständig nasse Kleidung und Eiszapfen in den Innenräumen im Winter, Seesäcke mit feuchtem Gras als Kopfkissen, fällt dem 90-Jährigen beispielhaft ein. "Trotzdem bin ich nicht einmal krank gewesen, das war die keimfreie Seeluft", vermutet er.

Nach dem Nautik-Patent zum Wasserzoll

Nach sieben Jahren auf hoher See, die ihn von Venezuela bis Norwegen brachten, entschied sich Wendt, der mittlerweile das große Nautik-Patent erreicht hatte, für einen Tapetenwechsel. Bei einem Heimatbesuch in Bremen, wo seine Mutter mittlerweile am Osterdeich eine Wohnung bezog, fand Wendt sein großes Glück: "Mittags um 12 habe ich im Radio gehört, dass Patente in Nautik bei der Oberfinanzdirektion gesucht werden." Das war Wendts Eintrittskarte in den Wasserzolldienst, wo er eine Karriere begann, die ihn 1987 bis zum Diplom-Finanzwirt aufsteigen ließ. Die Veränderungen der Zeit in seiner städtischen Heimat brachten Familie Wendt 1974 nach Varrel, wo Wolfgang Wendt mit seinen vier Kindern und seiner Frau ein Grundstück erwarb, auf dem das neue Zuhause entstehen sollte. Nachdem er 1996 dienstlich nach Magdeburg abgeordnet wurde, kamen erste Zweifel auf: "Ich wollte aufhören, das Arbeitsklima dort war nichts für mich." 1998 wurde es dann letztendlich Zeit für seine freiwillige Pensionierung.

Entspannter Ruhestand

Heute lebt Wendt von Tag zu Tag. "Keine festen Termine und keine Lust auf Verpflichtungen, das hatte ich mein ganzes Leben lang", beschreibt der 90-jährige Varreler seinen Ruhestand. Langweilig wird dem fünffachen Großvater trotzdem nie. Wolfgang Wendt ist Tüftler mit einem Faible für Radiotechnik. Vor allem prägende Modelle aus seiner Vergangenheit ersteigert und restauriert er gerne. Besonders stolz ist Wendt auf nachgebaute Schiffsmodelle, die er gerne mit verwerteten Alltagsgegenständen veredelt. An seiner "Bounty" hat er etwa ein Jahr gebastelt, inklusive Beschriftung mittels einer Buchstabensuppe oder Fenstergittern aus einer alten Fliegenklatsche.

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