Syke. Humor ist sicherlich nicht sein einziges Markenzeichen, auch Gesprächsbereitschaft zeichnen den neuen KOB (Kontaktbereichsbeamter) der Polizei in Syke aus. So hat er – wegen eines noch in Anlieferung befindlichen Pedelec-Dienstrades – ein eigenes altes Rad aufgepeppt mit einem Blechschild: „Gendarmerie“. Für unseren Bericht hatte dieses Zweirad seine „Dienstpremiere“. Dierk Westermann erklärt dazu schmunzelnd: „Das ist meine Präventionsmaschine, habe ich selbst restauriert, weil es mir Spaß macht und das NSU-Rad aus den Fünfzigern noch bei mir rumstand – auch das Schild, die Taschen und die kleine antike Dose für Flickzeug am Lenker.“
Der 57-Jährige arbeitet seit Anfang August als Kontaktbeamter, der mal zu Fuß und mal per Pedal unterwegs ist in den Straßen der Stadt. Als einer derjenigen, der für ein gutes Sicherheitsempfinden im Stadtbereich sorgen soll und für mehr Bürgernähe; der Hemmungen abbauen und der Polizei ein persönliches Gesicht geben soll. „Es dient der Gefahrenabwehr, wenn ich mit den Menschen ins Klönen kommen kann, ein offenes Ohr habe für die Probleme im Ort, überhaupt für das, was die Menschen bewegt“, sagt der Polizeibeamte.
Durch eine Neustrukturierung der niedersächsischen Polizei wurden 1200 neue Beamte eingestellt: Davon entfiel im Landkreis Diepholz für die vier Kommissariate mit einem Rund-um-die-Uhr-Dienst je eine KOB-Stelle. Da wird der alte Spruch „die Polizei, dein Freund und Helfer“ wieder mit Leben gefüllt.
Als offizieller „Kontaktbereichsbeamter“ ist Westermann überall dort anzutreffen, wo sich viele Menschen aufhalten. Möglicherweise auf dem örtlichen Wochenmarkt, bei Kindergärten und Schulen oder bei Veranstaltungen. Neben aktiver Kontaktaufnahme mit den Bürgern ist er Ansprechpartner für alle Fragen rund um die polizeiliche Arbeit. Dazu gehören auch Besuche in Schulen – wo er dann ebenfalls humorvoll dabei ist, wenn er auch mal seine rote Nase mitnimmt.
In der offiziellen Beschreibung lautet es: „Außerdem nehmen die KOBs Aufgaben im Zusammenhang mit Verkehrssicherheitsarbeit sowie Ermittlungen und Kriminalprävention wahr.“ Das ist für den zuvor schon 20 Jahre lang als Ermittler im Kriminaldienst tätig gewesenen Westermann altbekanntes Terrain. Seit 1985 arbeitet er bereits in Syke und das vorwiegend im Bereich Jugendkriminalität und Betäubungsmittel.
Jetzt liegt die Hauptaufgabe in der Prävention, auch ohne seine „Präventionsmaschine“. Nur die Seite der Begegnungen mit den Menschen auf der Straße ist neu. Gern würde er mal den einen oder anderen Kollegen überreden, mit ihm auf Streife zu gehen oder zu fahren – aber meist ist deren Arbeitszeit dafür zu eng gestrickt. Da zum Kommissariat neben Syke auch Bassum, Twistringen und Bruchhausen-Vilsen gehören, streckt er zurzeit seine Fühler in diese Orte aus: „Ich bin ja noch ziemlich am Anfang.“ Er gehört zur neu gebildeten Verfügungseinheit Nord, der sechs Kollegen angehören.
Während des Gangs durch die Syker Hauptstraße kommt er mit zwei Damen ins Gespräch, die aus Weyhe hierher zum Shoppen gekommen sind. Sie freuen sich über die Anwesenheit eines uniformierten Polizisten und berichten von der Problematik des Nachts sehr gruseligen Tunnels unter der Bahn, der Kirchweyhe und Leeste verbindet: „Da fahre ich abends nicht mehr mit dem Rad zu meinen Chorproben nach Leeste.“ Ob es denn in Weyhe auch so einen KOB gebe. Westermann will seinen Kollegen Dirk Pistol informieren. Für Hubert Schulten, seinen ehemaligen Trainer beim SV Heiligenfelde, – ebenfalls unterwegs angetroffen – steht fest: „Er ist der beste Polizist.“
Etwas schräg sei eine der ersten Erfahrungen gewesen, als Westermann mit einem Interview in Radio Bremen als KOB vorgestellt worden war: „Wenige Tage später mussten wir erfahren, dass sich Telefon-Betrüger mit meinem Namen bei Bürgern gemeldet hatten, sich als Polizeibeamte ausgaben, um so an Geld, Gold und Wertgegenstände vornehmlich älterer Menschen zu gelangen.“ Zum Glück hatte sich ein Angerufener bei der echten Polizei gemeldet und davon berichtet. Nun wisse man ohnehin, dass diese Betrüger hochprofessionell arbeiten und die Presseberichte verfolgen. In dem genannten Fall hatte man eine Falle parat für den kriminellen Anrufer, den falschen Polizeibeamten.