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Kreismuseum Syke Kasper, Sandmännchen und das Krokodil

Knapp 2000 Handpuppen und Kasper-Theater-Zubehör haben Irmgard und Christa Pastors gesammelt. Eine Auswahl der Sammlung ist bis Februar 2022 im Kreismuseum in Syke zu sehen.
11.11.2021, 17:38 Uhr
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Kasper, Sandmännchen und das Krokodil
Von Sarah Essing

Syke. Der Kasper und der Seppl, die Oma und die Gretl, der Zauberer und das Krokodil, der Wachtmeister und der Teufel – ja, sie sind alle da. Im Kreismuseum Syke ist von Sonntag, 14. November, bis Montag, 14. Februar 2022 die Handpuppensammlung von Irmgard und Christa Pastors zu sehen. "Die Ausstellung zeigt eine Zeitreise vom 19. bis ins 21. Jahrhundert", kündigt Irmgard Pastors an. Zu sehen sind dabei nicht nur Handpuppen von 1870 bis 2021 sondern auch Bühnen, Spielhefte, Langspielplatten und Kassetten, die im Laufe der Zeit rund um diese beliebte Theaterform entstanden sind.

"Die haben mich schon immer fasziniert", sagt die Viersenerin über die Handpuppen, die sie schon als Kind kennenlernte, aber nie selbst besaß. "Wir hatten gar keine Puppen", erzählt ihre Schwester Christa. Stattdessen veranstaltete der Onkel Theater und erzählte den beiden Nichten Geschichten – mit Holzlöffeln. Doch die Faszination mit den Handpuppen blieb. "Das sind Charakterköpfe", schwärmt Irmgard Pastors. Jede Figur habe einen eigenen Ausdruck, "jeder Kopf ist anders".

Mit dem Sammeln begann Irmgard Pastors dann jedoch erst 1989. Sie reiste kurz nach Mauerfall in die DDR und stieß in Quedlinburg auf einen Laden, der die Original-Künstlerpuppen aus Dresden hatte. Dort kaufte sie ihre erste Puppe, einen Räuber. "Diese Handpuppen sind Klassiker", weiß sie zu berichten. "Sie wurden vorwiegend für den Export hergestellt, als Devisenbringer."

Diese Puppe bildete den Grundstock für ihre Sammlung, die heute 2000 Teile umfasst. Eine Auswahl von rund 400 Stücken ist in Syke zu sehen. Anfangs suchte Irmgard Pastors auf Flohmärkten nach den alten Schätzchen, heute ist sie eher online unterwegs. "Mit der Zeit habe ich angefangen, zielgerichteter zu suchen", sagt sie. Ihre ältesten Handpuppen stammen von 1870. "Da gibt es nicht mehr allzu viele von. Und wenn, dann sind häufig nur noch die Köpfe übrig." Aus Holz geschnitzt, wie alle älteren Handpuppenköpfe. Andere Materialien kamen erst später. Pappmaché, die Kunststoffgussmasse Labolit – "Die ist viel in den 1930er-Jahren verwendet worden." – und Gummi. "Das hat sich aber nicht lange gehalten", weiß Christa Pastors. Das Material wurde porös und bei nicht fachgerechter Lagerung klebten die Puppenköpfe zusammen. In den 1960er-Jahren kam dann der Kunststoff PVC auf und eignete sich auch hervorragend für Puppenköpfe. "Das war zugleich die Hochzeit des Puppenspiels", berichtet Irmgard Pastors. Gleich mehrere Manufakturen beschäftigten sich damit, "selbst Schuko, eine Firma, die sonst eher Blechspielzeug herstellte."

Ähnlich wandelbar wie das Material war auch das Puppenspiel selbst. "Der Kasper war nicht immer der Liebe, Nette", sagt Irmgard Pastors. In seinen frühen Jahren war er sogar ein ziemlicher Flegel, raufte, haute und hatte eine große Klappe. "Mit den Puppenspielen wurden nicht Kinder unterhalten, sondern Erwachsene", weiß Christa Pastors. "Und je mehr der Kasper schlug, je flegelhafter er auftrat, desto mehr Geld gab es von den Besuchern." Im englischen Puppenspielklassiker "Punch And Judy" ist das heute noch so, in Deutschland verpasste jedoch Max Jacob dem Kasper einen Sinneswandel. Er ersetzte den Rüpel-Kasper durch einen pädagogischen Kasper, der vor allem die kleinen Zuschauer etwas lehren sollte.

Und der Kasper kommt nicht allein daher. Eine Besonderheit im klassischen Kasper-Theater ist das Krokodil, konnten in seinem Klappmaul doch ganze Puppen verschwinden. Doch auch liebgewonnene Charaktere aus anderen Geschichten wie etwa das Sandmännchen, Ernie und Bert oder Pippi Langstrumpf gibt es als Handpuppen. Sie alle sind nun für drei Monate im Kreismuseum zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

"Dieses Handwerk geht auf Dauer verloren. Wir wollen diese Tradition der jüngeren Generation zeigen und erhalten", sagen die beiden Schwestern über die Gründe, warum sie die Sammlung ausstellen. Während Irmgard Pastors die Sammlerin ist, hat Christa Pastors sich mit den Hintergründen des Puppenspiels beschäftigt und diese in einem Begleitheft zur Ausstellung aufgeschrieben. Es ist zum Preis von zehn Euro an der Kasse des Kreismuseums erhältlich.

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