Heimat – ein Begriff, der für einen der Ort oder die Gegend ist, wo er geboren wurde. Der nächste meint damit das Land, aus dem er stammt. Ein dritter, dass Heimat für ihn da ist, wo er sich wohl fühlt und wo Familie und Freunde leben. Seit der Weimarer Republik gab es an deutschen Schulen das Fach Heimatkunde. Ab 1969 hieß es, ideologische Überfrachtung, geografische Enge, zu wenig Wissenschaftlichkeit und zu starke Orientierung an Landidylle statt an Problemen der Gegenwart, gebiete die Streichung. Sachkundeunterricht trat an die Stelle.
Für engstirnige Deutschtümelei hat Diet-rich Fiddelke nichts übrig. Was sind für ihn, der seit 15 Jahren Vorsitzender des Asendorfer Heimatvereins ist, die Kriterien, den Verein zu führen? „Das Interesse an der Historie, sie auch der Jugend zu vermitteln“, nennt er an erster Stelle. Die Pflege der Gemeinschaft und der niederdeutschen Sprache, Denkmal- und Landschaftspflege, der Naturschutz, die Gestaltung des Ortsbildes und nicht zuletzt die Vorbereitung und Organisation kultureller Veranstaltungen, zählt er weiter auf. So steht es auch in den Statuten, die im Oktober 1991 festgelegt wurden. Im Anschluss an die 900-Jahr-Feier Asendorfs gründeten Ferdinand Wehrspaun, der erste Vorsitzende, Fredi Rajes, damaliger Leiter der Sparkasse, und der ehemalige Ortsbürgermeister Dieter Thies den Verein mit 31 Mitgliedern. 2015 sind es 215.
Dietrich Fiddelke, der von Jugend an Dirk genannt wird, stammt aus Martfeld und ist gelernter Landwirt. Nur 17 Mal gibt es laut Internet-Recherchen in Deutschland diesen Nachnamen. Er soll hergeleitet sein von „Feddeler“, Fiedler oder Musiker. Auch der Begriff „fidel sein“ steckt darin. Fiddelke setzt es mit „behände“ gleich. Das „k“ im Namen ist eine im Niederdeutschen gebräuchliche Verkleinerungsform. „Ich weiß, dass schon im 17. Jahrhundert der Name in der hiesigen Gegend dokumentiert ist. Aber ein Instrument spiele ich nicht, und diese Vorfahren waren Zimmerleute, auch ein Müller ist erwähnt“, weiß er. Da klingt sein Interesse für Historisches an.
Mit Ehefrau Karin ist Fiddelke seit 50 Jahren verheiratet und lebt seit 1975 auf dem Hof ihrer Eltern in Asendorf-Kampsheide in einem großen 1912 erbauten Haus mit riesigem Garten und 33 Hektar jetzt verpachtetem Land. Schafe, eine Herde Damwild, Katzen und die Deutsch-Drahthaar-Hündin Biene sind die tierischen Bewohner auf dem Hof. Der Garten ist die Domäne von Karin Fiddelke, die Pflanzen und Blumen liebt und ihr Wissen darüber gerne mit anderen teilt. Die Tochter lebt in Bad Homburg. Der Sohn ist Pilot in Kanada und fliegt Bohrinseln und Seenotrettungskreuzer an. „Er hat sich meinen Jugendtraum, Pilot zu werden, erfüllt“, so Dietrich Fiddelke ganz ohne Neid.
„Sto fast, kiek wiet un denn rög di“ – dieser Spruch auf einem Hausbalken in der Nachbarschaft hat ihm gefallen. Mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, über den eigenen Tellerrand hinaus sehen und sich immer mal aufmachen. Das praktizieren die Eheleute bei gemeinsamen Reisen oft und gerne – sei es an den Gardasee, nach Mallorca, zum Darß oder nach Kanada. Alles wird auf Fotos festgehalten.
Auch der Asendorfer Motorrad-Gang der alten Herren, die fast alle die 70 überschritten haben, gehört Fiddelke an. Bei gemächlichen Touren in die Umgebung lässt er sich an manchem Donnerstag den Wind um die Nase wehen. Von seiner Leidenschaft zu jagen, zeugen die Geweihe von Hirschen und Damwild in der Diele des Hauses. „In Schweden war ich auf Elchjagd. Ein Blockhaus an einem See war unsere Unterkunft. Da könnte ich mir einen Zweitwohnsitz vorstellen.“ Aber auch Mecklenburg-Vorpommern gehört seine stille Liebe. Den zusätzlichen Vorsitz beim Kreisheimatbund hat er abgegeben, weil der Zeitaufwand für das Amt ein sehr großer war, um es neben seiner damaligen Tätigkeit, Essen auf Rädern auszufahren, richtig auszufüllen.
Das Wappen des Asendorfer Heimatver-eins (HVA) zeigt stilisiert in Form eines Baumes sieben Symbole, die für die einzelnen Aktivitäten des Vereins stehen – eine Maske für die Theatergruppe „de Spektaklers“, eine Garnrolle für den Bastelkreis, der auch die Bewirtung beim Erdbeermarkt übernimmt, eine Garbe für Natur und Umwelt. Gerade werden in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund die sogenannten Rottmannschen Teiche im Neu-mannsbruch reaktiviert. Ein Tintenfass mit Feder deutet auf die Arbeit der Chronisten hin, und ein Traktor ist das Symbol der Gruppe Alteisen, die alte landwirtschaftliche und handwerkliche Techniken zeigt.
Dirk Fiddelke bringt sich mit seinen Möglichkeiten ein, getreu dem Motto, das John F. Kennedy zugeschrieben wird: Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, frage, was Du für Dein Land tun kannst. Er bringt sich gerne ein und lässt am liebsten im Bett mit interessantem Lesestoff den Tag ausklingen.