Sie leuchten, sie sind groß und sie lösen ein lautes "Ahh" aus, wenn sie den Berg herunterrollen. Die Rede ist von den traditionellen Osterrädern beim Leester Osterfeuer. Jedes Jahr lässt sich die Ortsfeuerwehr etwas Neues für die Abendveranstaltung einfallen. Die Osterräder sind hingegen eine feste Konstante. Doch woher stammt der Brauch? Eine Spurensuche.
Weyhe-Leeste. Vielerorts in der näheren Umgebung lodern die Flammen bereits am heutigen Sonnabend. Das wohl größte Brauchtumsfeuer brennt jedoch am Ostersonntag - wie eigentlich immer seit 1984. Dafür organisiert die Ortsfeuerwehr auf dem Mühlenkampgelände ein großes Rahmenprogramm. Besonderer Höhepunkt sind die flammenden Osterräder. Die Idee dafür stammt aus einem kleinen Ort bei Bad Pyrmont.
"Wir haben mal ganz klein angefangen, unser erstes Osterfeuer mussten wir sogar fast absagen", erinnern sich Ewald Taapken, Leiter der Aktionsgruppe Osterräder, und Michael Buch, Pressesprecher der Leester Feuerwehr. 1984 hatten sie das erste Feuer organisiert. Alles war bereits am Ostersonnabend aufgeschichtet worden, man hatte jedoch keine Nachtwache eingesetzt. "Da haben uns irgendwelche Leute das Feuer angesteckt", erzählt Michael Buch. "Plötzlich meinte ein Kollege zu mir, dass unser Osterfeuer brennt. Da sind wir noch nachts auf das Gelände gefahren und haben zu zweit unser Osterfeuer gelöscht." Landwirte hatten damals ausgeholfen, um das Osterfeuer wieder zu bestücken. Die ersten Osterfeuer waren klein und weniger gut besucht als heute.
Aber schon in den ersten Jahren hatte man als Attraktion brennende Osterräder von dem knapp zehn Meter hohen "Berg" auf dem Mühlenkampgelände rollen lassen. "Die Idee brachte unser damaliger Gemeindebrandmeister Johann Meinke aus dem Urlaub mit. Er war in Lügde bei Bad Pyrmont, und dort werden sieben Osterräder von den Bergen gerollt", erzählt Pressesprecher Buch. Daraufhin habe man ausgeheckt, Ähnliches in Leeste zu veranstalten. Die Ursprünge der Osterräder gehen vermutlich auf den heidnisch-germanischen Sonnenkult zurück.
Mit drei oder vier Rädern begannen die Leester Brandbekämpfer. Die Räder wurden aus Stroh zusammengebunden. Damals waren sie lediglich mit einem gebogenen Rundstahl umgeben. "Da hat einer das Rad festgehalten, der andere es angezündet und dann hat jemand unten mit einer Taschenlampe angezeigt, wo das Rad hinrollen muss", erinnert sich Ewald Taapken. Durch den Rundstahl seien die Räder nicht nur gerollt, sondern auch gesprungen. Da kam es schon mal vor, dass eines der Räder aus der Reihe tanzte. "Die Zuschauer fanden eine gewisse Spannung gar nicht so schlecht, heute ist das Risiko aber einfach zu groß", erklärt Taapken.
In den vergangenen Jahren habe man die Aktion immer weiterentwickelt, die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und weitere Programmpunkte ausgefeilt, so Taapken. "Heute sind da einfach zu viele Menschen, deswegen umranden wir den Berg mit einem gespannten Drahtseil. Das hält die Räder sehr gut auf." Dennoch weist Taapken darauf hin, dass zu dem Drahtseil noch ein Sicherheitsabstand von zehn Metern einzuhalten ist. Eine weitere Neuerung im Laufe der Jahre: Die Räder werden nicht mehr festgehalten. Sie stehen nun auf einer Rampe, an deren vorderem Ende ein Stopper eingebaut ist. Das Rad wird angezündet, der Stopper mit einer Stange gelöst.
Drei Monate Vorbereitung
"In den vergangenen Jahren gab es immer fünf Osterräder, dieses Jahr sind es das erste Mal sieben", verrät Taapken. Die Räder haben einen Durchmesser von zwei Metern. Ein kleines, halb so großes, ist auch dabei. Seit Anfang Januar laufen die Vorbereitungen für das Fest und vor allem für die Räder. "Wir haben uns jeden Freitagabend getroffen und uns um die Hinweisschilder, Beleuchtung und Elektrizität gekümmert", erklärt Taapken.
So wollen sie sicherstellen, dass alles klappt. Zweimal konnten die Leester ihr Osterfeuer nämlich nicht veranstalten: Das Fest wurde immer größer und es gab Schwierigkeiten, es zu versichern. "Wir hätten einfach nicht damit gerechnet, dass das mal so groß wird und mussten uns plötzlich etwas einfallen lassen. Aber heute ist alles geregelt", versichern Buch und Taapken.
Auch in diesem Jahr ist für Essen und Getränke gesorgt. Gegen 20 Uhr wird das Feuer angezündet, im Anschluss werden die Osterräder den Mühlenkampberg heruntergerollt. Außerdem gibt es zum Abschluss ein Feuerwerk vom höchsten Punkt des Berges. "Wenn es möglich ist, sollten die Besucher unbedingt zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, weil es um das Gelände wenige Parkmöglichkeiten gibt", bittet Buch. In der Straße Mühlenkamp selbst darf nicht geparkt werden, weil die Feuerwehr freie Wege benötigt. Grün- und Schnittgut kann heute von 9 bis 13 Uhr bei der Feuerwehr abgegeben werden.