Wer sich für die Geschichte der Region interessiert, hat es als Twistringer nicht weit. Das Dorfmuseum Ridderade liegt praktisch vor der Haustür. Dort stillt Günter Harms seit zehn Jahren den Wissensdurst von Hobby-Heimatforschern. VON MERLE HEUSMANN
Twistringen. Ein Pflug von 1935 aus Rüssen, ein historischer Krempelwolf aus Neubruchhausen oder die rund 100 Jahre alte Aussteuerunterwäsche aus Ridderade – in seinem Dorfmuseum hat Günter Helms ein Stückchen Historie der Region zusammengetragen. Seit nunmehr zehn Jahren werden Besucher im ehemaligen Schweinestall in Ridderade zwischen hölzernen und gusseisernen Handwerks- und Haushaltsgeräten ins 19. Jahrhundert versetzt. Zum Tag der Regionen am Sonntag, 30. September, wird auf dem Hof eine Frage ganz sicher beantwortet: Wie sah Twistringens Umgebung eigentlich in den vergangenen Jahrhunderten aus?
Im Ridderader Dorfmuseum befinden sich auf engstem Platz unzählige kleine Schätze. "Es hat sich in den zehn Jahren einiges angesammelt", sagt der Eigner dieser Sammlung, Günter Helms. Große Sachen könne er nicht mehr unterbringen. "Ich beschränke mich jetzt auf Kleinigkeiten", erzählt der Hobby-Historiker. So eine Kleinigkeit ist beispielsweise die Spielkartenpresse, die zu Günter Harms neuesten Errungenschaften zählt. Die kleine hölzerne Apparatur stammt aus einer Gastwirtschaft. "Vor 80 Jahren hat der Wirt die Spielkarten damit wieder geglättet", erklärt er. Eine Art Bügeleisen für Kartenspiele also. Das gute Stück habe schon im Mülleimer gelegen. Gerade noch rechtzeitig hätte der Schenker an ihn und sein kleines Dorfmuseum gedacht. Solche Gelegenheiten ergreift Günter Helms sofort. "20 Kilometer stören mich dann nicht", sagt er. Wie in einem großen Museum verfügt das Ridderader Dorfmuseum auch über Leihgaben. Die Urnenreste von Hügelgräbern aus der Steinzeit hat Günter Helms aber selbst auf seinem Feld gefunden. Einige der Ausstellungsstücke sind mit Erläuterungen auf kleinen Plastikschildern versehen. Die Schilder stammen von Herbert Niestermann, dem Nachbar des Ausstellers. "Ich finde diese Beschriftungen nicht notwendig", sagt Harms. Die Leute sollten vielmehr selbst nachdenken. Nur ist das bei den meisten Gerätschaften in seinem Sammelsurium gar nicht so einfach. Denn wer kann schon eine 100 Jahre alte Sämaschine oder eine 80 Jahre alte Waschmaschine beim bloßen Anblick also solche identifizieren? Beim Webstuhl oder dem Spinnrad ist das etwas anderes. "Der Webstuhl hat nach dem zweiten Krieg stillgelegen", erzählt Harms. Nun dürfe er wieder arbeiten. Einige handarbeitsgeschickte Frauen verarbeiten den Leinenvorrat im Dorfmuseum gelegentlich zu Tischtüchern.
Im mittleren Teil des Museumsschuppens können die Besucher selbst aktiv werden und sich an einem Mahlstein als Müller probieren. "Der stammt aus der Steinzeit", sagt Helms. Den Nachfolger dieser archaischen Vorrichtung hat der geschichtsinteressierte Rentner gleich daneben stehen. "Mit der Grützmühle hat man das Korn gequetscht", sagt er. Beim Drehen sei das Erzeugnis unten herausgefallen . Heute hätten die Kinder ihren Spaß an der rund 150 Jahre alten Apparatur.
Zu kleinen Führungen durch die Ausstellung ist der geschichtsinteressierte Rentner jederzeit bereit. "Nur wenn 40 Leute kommen, wird es schwierig", sagt er und gibt zu: "Alles weiß ich aber auch nicht."
Wer dem Dorfmuseum in Ridderade 1 am Tag der Regionen einen Besuch abstattet, hat nicht nur die Möglichkeit sich die zahlreichen Exponate anzusehen. In der großen Scheune können die Besucher zwischen antiken Haushaltsgeräten verweilen und die Atmosphäre bei einem mitgebrachten Picknick auf sich wirken lassen. Das Dorfmuseum öffnet am 30. September in der Zeit von 14 bis 18 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter 04246/263.