Twistringen. Es ist leer auf dem Gelände der Alten Ziegelei. Vom Trubel, der am Wochenende hier stattfindet, ist noch nichts zu sehen. Ein Auto fährt auf den Hof und parkt. Lothar Geisler steigt aus. Er musste bei einer Auktion für ein Dampfmaschinen-Modell mitmachen und seine Internetverbindung war bei der Alten Ziegelei in Twistringen zu inkonstant. Sicher ist sicher. Den 61-Jährigen begleitet die Faszination an Dampfmaschinen seit Kindertagen. Immer wieder kommt er ins Schwärmen über die Modelle oder die Historie. „Früher habe ich keine besessen. Erst sehr viel später, als ich es mir leisten konnte“, sagt Geisler und lacht.
Mittlerweile sind doch die einen oder anderen Modelle dazugekommen. So umfasst Geislers Sammlung mehr als 100 antike Dampfmaschinen-Modelle. „Sagen wir mal so, meine Frau akzeptiert das“, hängt der Haussegen bei Geisler alles andere als schief. Mit acht anderen Kollegen stellt er seine Modelle am Sonntag, 28. April, in den Räumen der Alten Ziegelei aus. Um 9 Uhr geht es los. „Ich werde gegen 7 Uhr hier sein“, kündigt Geisler an. Genug Zeit also, um alles für den Startschuss am letzten Tag des 7. Oldtimertreffens der Alteisenfreunde vorzubereiten. „Dieses Mal wird es noch größer. Wenn wir am Sonntag kommen, dann ist hier alles rappelvoll“, weiß Geisler schon jetzt. Denn die Alteisenfreunde, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern, zeigen ihre Oldtimer schon am Sonnabend, 27. April, ab 9 Uhr. Ab 20 Uhr findet die Ziegelfete statt. Der Twistringer baut selbst schon am Sonnabend auf, aber die übrigen Aussteller, die im Motorraum ebenfalls ihre Modelle präsentieren, kommen am Sonntag. „Manche reisen aus Hamburg an“, freut er sich.
Vor sechs Jahren begann die Sammelei
Dass Geisler überhaupt auf den Trichter kam, antike Dampfmaschinen-Modelle zu sammeln, war Zufall, wie er sagt. „Ich hatte zwei alte Maschinen, aber ich bin vor sechs Jahren auf einer Dampfausstellung in Syke gewesen und da habe ich meinen jetzigen Kollegen kennengelernt. Ich hatte aus meiner Jugend noch eine Schatulle mit Beschlägen für Dampfmaschinenmodelle, die ich aber nicht zuordnen konnte“, erinnert sich der Twistringer an die erste Begegnung. Da die Schatulle zunächst verlorenging, konnte Geisler das Mysterium zunächst nicht aufklären. Als er sie wiederfand, nahm er Kontakt zu seinem Mitstreiter auf. „Es waren sehr seltene Teile dabei gewesen. Wir sind dann ins Gespräch gekommen und er hat mich damit angesteckt. So kam eins zum anderen“, erzählt der ursprünglich aus Wanne-Eickel im Ruhrgebiet stammende Geisler.
Gerade dort waren auch die Dampfmaschinen enorm wichtig. „Mich interessiert auch die Geschichte hinter den Maschinen. Mit denen wurde die Moderne eingeleitet“, ist der Sohn eines Bergbauers fasziniert von den frühen Errungenschaften der Menschheit. Mit der Industriellen Revolution, die im 18. Jahrhundert gestartet war, begann der Fortschritt. „Alles das, was wir als gegeben hinnehmen, ist nur durch die Dampfmaschine ermöglicht worden. Für unsere Produkte heute war die Dampfmaschine der Startschuss“, weiß der 61-Jährige. Gleichzeitig weiß Geisler auch um die Kehrseite der Revolution. „Umweltverschmutzung ist ein großes Thema, denn es waren plötzlich fossile Brennstoffe nötig.“
Lothar Geisler weiß, wovon er redet. Schließlich arbeitete er als Projektleiter bei einer großen Firma, die im Umweltbereich tätig ist. Er studierte Raumplanung mit dem Schwerpunkt Umwelt. „Ich bin schon als Kind für die Umwelt sensibilisiert worden. Jedes Grün bei uns, das vorhanden war, wurde gehegt und gepflegt“, erzählt Geisler, der sich nicht nur auf die Marke Bischoff bei seinen Modellen spezialisiert hat, sondern auch auf Dampfhämmer. Sein erstes Dampfmaschinen-Modell holte sich Geisler mit 20 Jahren. Seit sechs Jahren sammelt er intensiv. Vor vier Jahren wurde er vom damaligen Ziegeleibesitzer Josef Grohe angesprochen und gefragt, ob er nicht ausstellen wolle. „Vorher habe ich gar nicht darüber nachgedacht, dass man an so etwas teilnehmen kann“, sagt Geisler, der mit seiner Familie vor 22 Jahren nach Twistringen gekommen war.
Am Wochenende stellt er im ehemaligen Reparaturraum der Alten Ziegelei unter anderem seine Dampfhämmer und -maschinen aus. „Manche sammeln nur Dampfmodelle oder Heißluftmotoren. Das ist ein sehr, sehr weites Feld. Auch die Kollegen sind total unterschiedlich, manche bauen selbst bis zur Schraube und sammeln überhaupt nichts.“ Einer baue etwa seit 30 Jahren an einer Maschine, weil er eine Großlokomotive verkleinern wolle. Er kommt auch am Wochenende. Wenn alles gut läuft, zeigt Geisler auch noch, wie eines seiner Schätzchen funktioniert: „Ich bin mit der Organisation stark eingespannt, aber vielleicht mache ich die Schmiede noch an.“