Er soll mit Ziegelsteinen und einem Stuhl geworfen, mit einer Holzlatte zugeschlagen und Tritte ausgeteilt haben. Für mehrere Fälle der teils gefährlichen Körperverletzung, die ihm zugeschrieben werden, ist der 32-Jährige aber strafrechtlich nicht zur Verantwortung zu ziehen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann aufgrund einer psychischen Erkrankung im Zustand der Schuldunfähigkeit agierte, als er im Mai und Juni in der Gemeinde Weyhe sein Unwesen trieb. Vor dem Landgericht Verden hat jetzt die Hauptverhandlung im Sicherungsverfahren gegen den Mann begonnen. Die 10. Große Strafkammer hat zu prüfen, ob die beantragte unbefristete Unterbringung in der Psychiatrie anzuordnen ist.
In einer Fachklinik in Wunstorf befindet sich der Beschuldigte bereits, seit er am 8. Juni nach erneuten Gewalttätigkeiten zunächst festgenommen und dann auf richterliche Anordnung eingewiesen worden war. Seine Angriffe am Kirchweyher Bahnhof auf einige Mitglieder einer Spargeltour-Gruppe hatte das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht. Der schon polizeibekannte Mann, der ohne festen Wohnsitz gewesen und sich zeitweise bei Familienangehörigen im Ort aufgehalten haben soll, war gut eine Woche zuvor und am Himmelfahrtstag durch Attacken auf Gäste des Lokals Kirchweyher Hof dort aufgefallen.
Mehrteiliges Geschehen
Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft umfasst mehrere Fälle, wobei sich vier auf das turbulente, mehrteilige Geschehen unweit des Bahnhofs beziehen. Der Beschuldigte ließ zunächst über den Dolmetscher ein pauschales Geständnis verlauten: „Ich gebe zu, was mir vorgeworfen wird.“ Die Vorsitzende Richterin versuchte auszuloten, wie es um das Erinnerungsvermögen des Mannes bestellt ist. „Nicht an alles, aber ein bisschen“, erinnere er sich, hieß es. Als es um die einzelnen Geschehnisse ging, wie sie sich nach den Ermittlungen darstellen, behauptete er auch schon mal, sich „an fast alles“ zu entsinnen, aber: „Ich weiß nicht, was ich getan habe.“
Durchgängig führte er an, die Betroffenen hätten seinen Namen gerufen beziehungsweise genannt und ihn beschimpft. Überhaupt sei er „ständig beschimpft und angegriffen“ und von der Polizei beobachtet worden. Und im Haus der Familie hätten Nachbarn ihn per Kamera überwacht. Zwei Männer, die sich am Feiertag im Garten des Restaurants aufhielten, soll er im Vorübergehen erst einmal laut „Was guckt Ihr?“ gefragt haben. Im weiteren Verlauf soll er dem Älteren einen Tritt in den Bauch versetzt haben und ihm einen Stuhl entgegengeworfen haben. Das Opfer erlitt Abschürfungen und Hämatome.
Aus einem Fenster der Familienwohnung soll der 32-Jährige am 31. Mai „weiße Steine“ auf die Straße und in Richtung von Passanten geworfen haben, „ohne Vorwarnung“. Ein Mann erlitt eine Blessur am Oberschenkel, wie die Staatsanwältin anführte. Erste Wurfgeschosse am 8. Juni auf dem Parkplatz am Bahnhof waren offenbar Ziegelsteine. Eine Gruppe von Männern, die gerade zu einer Spargeltour aufbrechen wollte, „entzog sich“ nach damaligem Polizeibericht den Würfen und ging Richtung Zugstation. Der Beschuldigte soll ihnen gefolgt sein, nunmehr anders ausgerüstet. Mit einer anderthalb Meter langen Holzlatte soll er einem 37-Jährigen durch Schläge diverse Verletzungen zugefügt haben. Von einem Zeugen zur Rede gestellt, soll er noch einen Schraubenzieher hervorgeholt haben. Beim Eintreffen der inzwischen von der Gruppe mehrfach alarmierten Polizei wollte sich der Angreifer aus dem Staub machen, wurde aber schnell eingeholt und festgesetzt.
Bei ihm soll eine paranoide Schizophrenie festgestellt worden sein. Wie sich das Krankheitsbild inzwischen darstellt, wird noch ein psychiatrischer Sachverständiger erläutern, der die Hauptverhandlung begleitet. Vorerst sind sieben Fortsetzungstermine bis Mitte Januar geplant.