Trainer Hüseyin Kutlu benötigte nach dem Schlusspfiff einige Minuten für sich, um den späten Schock am Donnerstagabend auf der ZSA zu verarbeiten. Mit der letzten Aktion des Spiels geriet der Fußball-Landesligist SC Weyhe im Abstiegsgipfel gegen OT Bremen mit 2:3 (0:2) in Rückstand. Schiedsrichter Claude Kenfack pfiff die Partie nicht mehr an.
Während bei den Gästen Ekstase herrschte, konnten die Hausherren kaum glauben, was in dieser verrückten Nachspielzeit passierte. Für sie war es die erste Niederlage unter Kutlu, der nach Worten suchte und die Niederlage auf seine Kappe nahm. "Zu 100 Prozent, ich habe die Jungs zu sehr aufgeputscht, sie waren übermotiviert. Ich hatte am Vormittag schon ein ungutes Gefühl."
Die Bedeutung der Partie zwischen diesen beiden Kellerkindern war groß. Während der SCW durch diese unnötige Niederlage wieder auf einen Abstiegsplatz rutschte, steht OT Bremen erstmals in dieser Saison über dem Strich. Entsprechend groß war die Freude bei Gäste-Coach Wilhelm Schiwy: "Ich bin stolz auf die sensationelle Mentalität meiner Mannschaft. Ich glaube, für solche Spiele ist der Fußball einmal erfunden worden."
Frühes Traumtor der Gäste
Die erste Halbzeit war schnell erzählt. Weyhe fand überhaupt nicht in die Begegnung und ließ sich gegen giftige Gäste in den Zweikämpfen mehrfach den Schneid abkaufen. Nicht unbedingt förderlich für die Gastgeber war das frühe Traumtor von OT-Kapitän Hendrik Helmken, der das Leder von der Mittellinie in die Maschen drosch. Weyhes Keeper Finn Wiechmann stand weit vor seinem Kasten und musste mitansehen, wie sich der Ball ins Tor senkte (3.).
In der Folge hatte die Kutlu-Elf immer wieder große Probleme mit dem pfeilschnellen Außenbahnspieler Bryan Brempong, der in der 37. Minute einen Freistoß in guter Position herausholte. Diesen führte Dardan Musliu eher ungefährlich aus. Wiechmann war schon dran an der Kugel, ließ sie aber wieder fallen. So brauchte Gian-Luca Zeugner zum 2:0 nur noch einzuschieben – ein klarer Torwartfehler. "Die erste Halbzeit haben die Jungs verpennt", ärgerte sich Kutlu.
In der Pause muss der Weyher Coach die richtigen Worte gefunden haben, denn sein Team zeigte ein ganz anderes Gesicht und war nun die klar bessere Mannschaft. Nur zehn Minuten nach Wiederanpfiff zappelte das Spielgerät auch schon im Netz. Nach einem langen Ball war Dennis Lampe auf und davon. Vor dem OT-Kasten blieb er eiskalt und markierte den Anschlusstreffer. "Die zweite Halbzeit war überragend", fand Kutlu, dessen Team anschließend jedoch zahlreiche Möglichkeiten ausließ.
Vogeno verschießt Elfmeter
Acht Minuten vor dem Ende war Weyhes Stürmer Kian Almak im Strafraum nur mit einem Foul zu stoppen. Der Unparteiische zeigte berechtigterweise sofort auf den Punkt. Den Ball schnappte sich der eingewechselte Steffen Vogeno. Doch er scheiterte an einer Parade von Romano Herrmann. "Ich finde es gut, dass er sich den Ball genommen hat und mache ihm überhaupt keinen Vorwurf", sagte Kutlu.
Trotz des nächsten Dämpfers blieben die Gastgeber dran und belohnten sich tatsächlich noch in der 92. Minute, als Florian Richter aus kurzer Distanz zum 2:2 traf. Zuvor hatte OT-Akteur Mohammad Achour eine riesengroße Konterchance fahrlässig vertändelt. Weyhe wollte nun das Spiel komplett drehen, doch der letzte Angriff gehörte den Gästen und mündete in einer Ecke. Diese flog ein letztes Mal durch den Strafraum und landete vor den Füßen von Daniel Krukenberg, der unhaltbar ins rechte Eck abschloss und den Sieg für OT perfekt machte. "Ich mache den Jungs aber keinen Vorwurf", betonte ein sichtlich geknickter Hüseyin Kutlu, dessen Elf den Eckball dennoch ganz anders hätte verteidigen müssen.
Bitter: Während der zweiten Hälfte mussten aufseiten der Hausherren Dennis Lampe und der agile Buba Susso verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für das nächste Spiel beim SV Grohn dürften die beiden zumindest fraglich sein. Dieses Duell steigt bereits am kommenden Sonntag um 15 Uhr auf der Bezirkssportanlage Oeversberg. Es bleibt also nur wenig Zeit für den SC Weyhe, um die Wunden dieser bitteren Niederlage zu lecken.