Weyhe. Voll war es am Montagnachmittag in der Garage des Bürgerbus-Vereins Weyhe in Leeste. Kein Wunder, die Verantwortlichen hatten eingeladen, sich einen elektro-betriebenen Bürgerbus anzuschauen, wie ihn der Verein – so hoffen die Verantwortlichen – selbst bald anschafft. Das Problem: Laut der Vorsitzenden Regine von Larcher gibt es nur wenige Förderungsprogramme für die Anschaffung eines solchen Busses sowie das Einrichten der notwendigen Infrastruktur. Eine wichtige Unterstützung falle aufgrund der Tatsache, dass das ins Auge gefasste Fahrzeug ein Nissan und damit nicht mit einem europäischen Ladeanschluss versehen ist, aus. Und so hoffte der Verein, durch die an diesem Nachmittag in der Garage gebündelte Expertise neue Ansätze zu erhalten.
Vertreter der Kreissparkasse als Sponsor, des Zweckverbandes Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen (ZVBN), des Weyher Rates sowie Bürgermeister Andreas Bovenschulte, Kreisrat Wolfram van Lessen und weitere Gäste waren der Einladung gefolgt. Sie alle lauschten von Larcher, die die Situation des Vereins darlegte. „Vor etwa einem Jahr haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, die erst einmal nur das Ziel hatte, sich um einen neuen Bus zu kümmern“, berichtete sie. Denn eines der alten Fahrzeuge nähert sich der Grenze von 250 000 gefahrenen Kilometern. „Das ist der Punkt, wo man sich einen Neuen anschaffen sollte“, sagte die Vorsitzende. Bei den Überlegungen sei dann die Frage aufgekommen, warum man nicht auf ein elektro-betriebenes Fahrzeug setzt. Fündig wurde man bei der Firma K-Bus aus dem österreichischen Hornstein.
„Mit der Avacon haben wir über die Infrastruktur gesprochen“, berichtete von Larcher. Das Ergebnis: Für eine ausreichende Ausstattung würden rund 50 000 Euro notwendig. Für die Anschaffung des neuen Fahrzeugs gebe es zwar Unterstützung, doch der Verein geht derzeit davon aus, dass insgesamt ein Loch von rund 100 000 Euro bleibt. „Das ist für einen kleinen Verein wie unseren schlicht nicht zu stemmen“, betonte die Vorsitzende.
Um den Gästen einen Einblick in einen E-Bus zu geben, vor allem aber, um diesen selbst zu testen, wurde ein Exemplar nach Weyhe gebracht und am Montag regulär auf einer der Linien eingesetzt. Das Fazit fasst Andreas Haar, Technik-Chef im Bürgerbus-Verein und Mitglied der Arbeitsgruppe, zusammen: „Es gibt auch Nachteile, aber die Vorteile überwiegen“, sagt er. Zwar würden sich viele davon auf die Bauart von Nissan und weniger auf den Antrieb beziehen, „aber wir möchten den Menschen auch zeigen, dass wir uns in Weyhe ebenfalls Gedanken um saubere Luft machen. Das ist kein Thema, das nur in den Großstädten stattfindet“, so Haar. Sollte ein entsprechender Bus angeschafft werden, gebe es aber definitiv eine größere Batterie als sie das Fahrzeug am Montagnachmittag aufwies. „Die Leistung hat heute nur für zwei Runden gehalten“, so Haar. Mit der größeren Batterie sei es aber kein Problem, bis zur Mittagspause zu kommen. Dank einer Schnellladestation bestehe dort wiederum genug Zeit, den Bus aufzuladen.
Das sieht auch Andreas Bovenschulte so. „Natürlich verändert ein einzelner Bus nicht viel, aber es geht auch darum, das Prinzip im Alltag zu erproben. Man muss Pionier sein“, stellte er klar. In Sachen Finanzierung erklärte der Verwaltungschef zwar, dass der komplette Fehlbetrag nicht von der Gemeinde gestemmt werden könne, „aber ich sehe mich schon in der Pflicht zu helfen“, sagte Bovenschulte. Und beteiligen werde man sich – so zumindest sein Vorschlag an die Politik – auch an den Kosten. Gleichzeitig könne er sich vorstellen, dass es noch Wege gibt, an Fördergelder zu kommen. „Vielleicht auch auf Landesebene, das Umweltministerium unterstützt E-Mobilität schließlich auch“, formulierte er eine Möglichkeit.
Die Entscheidung, ob ein E-Bus angeschafft wird, muss laut von Larcher bis Februar oder März fallen, denn hinzu komme noch eine achtmonatige Lieferzeit. „Ein wenig länger kann unser alter Bus natürlich noch fahren, aber er wird dann auch reparaturanfälliger“, erklärte sie. Ein neuer Bus soll im nächsten Jahr aber definitiv kommen, wenn nicht mittels Strom betrieben, werde erneut ein Diesel angeschafft. Doch der Verein hofft noch auf Mittel und Wege, um den Vorstoß zum ersten elektro-betriebenen Bürgerbus umsetzen zu können.