Weyhe-Leeste. Naschen während des Unterrichts ist ja eigentlich ein Tabu, an der Hundertwassergrundschule in Leeste könnte das aber bald möglich sein. Denn das neue grüne Klassenzimmer ist zwar noch im Werden, Erdbeeren wachsen dort aber schon und sollen dann auch von den Schülern geerntet und probiert werden. Hauptsächlich soll das grüne Klassenzimmer aber Unterricht im Freien möglich machen. Schulleiter Martin Stamnitz freut sich, dass die Realisierung des Projekts jetzt mit tatkräftiger Unterstützung von verschiedenen Seiten richtig Fahrt aufnimmt.
„Wir haben schon nach den Sommerferien überlegt, wie wir coronakonformen Unterricht möglich machen können“, erzählt Stamnitz. Schon zu dem Zeitpunkt sei man davon ausgegangen, dass das Thema Corona das Schulleben noch länger begleiten würde. Aber auch sonst lege man viel Wert darauf, den Kindern Naturerfahrungen zu ermöglichen. Das grüne Klassenzimmer soll „ein besonderer Lernraum“ werden, „in dem die Kinder direkt mit der Natur in Kontakt treten, ihr Wissen zu der Thematik Natur und Umweltschutz erweitern können und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen erlangen“, so der Schulleiter in einem Infobrief, den er zu Beginn des Projekts verschickt hat.
Denn für die Realisierung war Hilfe notwendig. Die bekam die Schule sowohl in finanzieller und materieller Form wie auch durch einige helfende Hände. Nachdem sich eine Arbeitsgruppe bestehend aus Schulleitung, Lehrern und Freiwilligendienstlern zunächst mit der theoretischen Planung auseinandergesetzt hatte, rückten zunächst Mitarbeiter des Bauhofes der Gemeinde Weyhe an, um die Fläche vorzubereiten. Das grüne Klassenzimmer soll in einem bislang ungenutzten Bereich an der Grundstücksgrenze zum ehemaligen Landwehr- und baldigen Famila-Gelände entstehen. „Auf der Fläche war Wildwuchs, die Bauhof-Mitarbeiter haben das abgetragen und die Fläche vorbereitet“, erzählt Stamnitz.
Der Förderverein initiierte eine Spendenaktion, auch von einem anonymen Spender bekam die Schule Unterstützung. Zusätzlich soll aus dem Schulbudget ein wenig Geld in das Projekt fließen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen ist es laut Stamnitz derzeit schwierig, größere Elternaktionen zu veranstalten. „Es darf ja immer nur ein begrenzter Personenkreis sein“, erklärt er. Hilfe bekam das Projekt außerdem von einigen Mitgliedern des Rotary-Clubs Syke. Ein Mitglied spendete zum Beispiel den Mutterboden, der dann von Rotariern und Lehrern auch gleich verteilt wurde. Der Bauhof hatte zudem noch alte Betonringe zur Verfügung gestellt, die nun als Hochbeete umfunktioniert wurden. Darin wachsen jetzt bereits die Erdbeeren.„ Die Hochbeete werden auch noch angestrichen“, kündigt der Schulleiter an. Halbwüchsige Apfelbäume wurden ebenfalls bereits angepflanzt, weiteres Beerenobst soll noch dazukommen, ebenso ist ein Kräuterbeet geplant. Der Weyher Umweltbeauftragte Ulf Panten habe zudem angeboten, beim Pflanzen einer Wildblumenwiese zu helfen.
Im Mittelpunkt der Fläche wird dann das Klassenzimmer selbst entstehen. Dafür muss noch Rasen gesät werden, außerdem fehlen noch die Bänke. Um letztere kümmert sich aber laut Stamnitz ebenfalls der Bauhof. „Nach den Ferien“, ergänzt er. Eine Tafel soll ebenfalls im grünen Klassenzimmer aufgestellt werden. Stamnitz verrät, dass noch ein Sonnensegel auf der Wunschliste steht. Das fehlt noch, um auch bei starker Sonneneinstrahlung draußen Unterricht möglich zu machen.
Der Schulleiter rechnet damit, dass zwar auch schon zu Beginn des kommenden Schuljahres Unterricht draußen möglich sein wird, richtig losgehen soll es dann aber im nächsten Frühjahr. Wichtig ist den Planern, dass das grüne Klassenzimmer für jeden Fachunterricht und auch für das Ganztagsangebot genutzt werden kann. „Zukünftig wird es dann eine oder mehrere AGs im Ganztag geben, die sich um die Bepflanzung kümmern“, nennt Stamnitz ein Beispiel. Und viel weiter als bis nach der Erstgestaltung und -bepflanzung wurde ganz bewusst nicht geplant. „Ein grünes Klassenzimmer ist ein Projekt, das nie fertig wird“, betont Stamnitz.