Weyhe. Ein kurzer Blick in Joanna Chlebowska-Krauses Atelier genügt, um ihre Leidenschaft zu erkennen: Pferde. Große und kleine Kunstwerke, Figuren, Schaukelpferde, Schnitzereien. Vor einigen Jahren kamen dann noch Esel hinzu. Die seien jedoch gar nicht so einfach zu sammeln, hat die freischaffende Künstlerin festgestellt. Dafür hat sie zwei echte Exemplare, denen sie ihre gesamte Freizeit und einen Instagram-Kanal widmet.
Derzeit stellt Chlebowska-Krause eine Auswahl ihrer Kunstwerke in der Sudweyher Wassermühle aus (wir berichteten). Eine Herzensangelegenheit, wie sie sagt. Gewidmet sei diese Ausstellung dem Weyher Künstler Gert Schröder, der im März 90 Jahre alt wird und dem sie viel verdanke. "Er ist mein Mentor und mein Freund." Es bedeutet ihr viel, dass die Ausstellung in ihrer Wahlheimat Weyhe stattfindet. "Das ist ein wichtiger Punkt in meinem künstlerischen Lebenslauf."
Geboren wurde die 48-Jährige in Danzig. Die Liebe verschlug sie schließlich nach Deutschland, wo sich auch ihre Wurzeln befinden. "Ich habe meinen Mann 2001 geheiratet", erzählt sie. Im selben Jahr schloss sie ihr Grafikdesign-Studium im polnischen Thorn mit Diplom ab. "Anfangs hatten mein Mann und ich eine Fernbeziehung", erinnert sie sich. Nach der Hochzeit zog das Paar nach Lehrte bei Hannover. Danach wohnten sie in Hannover und kamen 2010 schließlich nach Leeste. Hier bekam Chlebowska-Krause die Möglichkeit, sich als Reitbeteiligung um ein Pferd zu kümmern. Aber: "Meine Leidenschaft für Pferde war schon immer da", betont sie.
Ferien auf dem Bauernhof
Schon als Kind habe sie ihre Ferien auf dem Bauernhof der Großeltern verbracht und sich dort um die großen Kaltblüter gekümmert, die für die Arbeit auf dem Feld eingesetzt wurden. "Ich habe meine Freizeit auf dem Pferderücken verbracht", erzählt sie. Wenn sie nicht bei den Großeltern war, habe sie einmal in der Woche Reitunterricht genommen und sich um eine Kaltblutstute gekümmert, für die sie zwei Kilometer Fußweg in Kauf nahm.
"Die Malerei spiegelt meine Liebe zum Pferd wider", sagt Chlebowska-Krause. Für die Kunst habe sie eine ebensolche Leidenschaft wie für die stattlichen Vierbeiner. "Ich habe schon immer gerne gemalt und gezeichnet", erzählt sie. "Ich hatte immer Bleistifte dabei." Sie habe Glück gehabt, findet sie. Denn sowohl ihre Lehrer als auch ihre Eltern hätten ihre Begabung bemerkt und dafür gesorgt, dass diese gefördert wird. So kam Joanna Chlebowska-Krause nach der Grundschule auf ein Kunstgymnasium. "Das war eine schöne Zeit mit tollen Menschen", resümiert sie.
Auch wenn die Künstlerin am liebsten Pferde und Esel porträtiert, möchte sie auf ihrer Ausstellung zeigen, dass es auch andere Motive gibt, die ihr am Herzen liegen. "Ich habe mich bewusst für den Titel ,Ein Ritt durch die Natur entschieden'", sagt sie. "Die Vielfalt ist mir wichtig." So gibt es neben den Vierbeinern auch Landschaften, Florales und Unterwasserwelten in der Wassermühle zu sehen. "Diese Bilder zeige ich jetzt zum ersten Mal", verrät sie. "Ich war überrascht, dass sie so gut angekommen sind." Das und das Feedback der Menschen habe sie motiviert.
Weitere Kunstform
Seit Chlebowska-Krause in Leeste lebt, hat sie eine weitere Kunstform für sich entdeckt: das Schnitzen. Ihr Nachbar Stefan Vogt, der Kurse bei der Volkshochschule anbietet, habe sie dazu gebracht. Seit 2018 seien so etwa 14 Skulpturen entstanden, von denen sie einige ebenfalls erstmals in der Wassermühle präsentiert. "Holz ist ein warmes Material", erklärt sie ihre Begeisterung für diese Kunstform.
"Ich male, zeichne und schnitze, weil es mein Bedürfnis ist", sagt Chlebowska-Krause. "Ich habe so viele Gefühle in mir. Die müssen raus." Die Ergebnisse wolle sie bei ihren Ausstellungen mit den Menschen teilen. "Ich hoffe, dass ich sie damit glücklich mache."
Am liebsten zeichne sie mit dem Bleistift. Sie arbeite aber auch mit Öl, Aquarell und seit einigen Jahren mit Graphit. "Wenn ich Pferde oder Esel male, ist da eine Verbindung, man spricht mit dem Bild." Gerne fertige sie auch Auftragsarbeiten an. Dabei entstehen auch Porträts von Menschen.
Wenn Joanna Chlebowska-Krause Zeit zum Durchatmen braucht, besucht sie ihre beiden Eseldamen Emma und Susu. "Eigentlich wollte ich immer ein Pferd", sagt sie. So habe sie auch eine Reitbeteiligung gehabt, als Eselin Emma auf den Hof kam. "Ich fing an, mich um sie zu kümmern", erzählt sie. "Mein Herz schlug für Emma." Also entschieden sie und ihr Mann, die Eselin zu kaufen. Damit sie nicht alleine sein muss, kam Susu dazu. Die beiden führen nun ein glückliches Leben, ist sich Chlebowska-Krause sicher.